Regie: Hans Hartl
Zwei Meisterdetektive unterwegs...
Robert Adolf Stemmle hat nicht nur Filme produziert und gedreht,
vielfach schrieb er auch Drehbücher. Nach seiner Story entstand auch der
1937 inszenierte UFA-Klassiker "Der Mann, der Sherlock Holmes war". Mit
der Regie für diese temperamentvolle Gaunerkomödie wurde der
Österreicher Hans Harl betraut. Damit gelang dem Regisseur ein weiterer
Erfolg nach dem Fliegerfilm "F.P.I antwortet nicht", in dem Hans Albers
die Hauptrolle spielte.
Und der große damalige Kino-Star
wurde auch für die titelgebende Rolle von "Der Mann, der Sherlock Holmes
war" verpflcihtet - als weiteres Zugpferd kam der Publikumsliebling
Heinz Rühmann als Kompagnon von Albers ins Boot. Die beiden sehen im
Film zwar aus wie die äusserst populären Romanfiguren Sherlock Holmes
und Dr. Watson von Sir Arthur Conan Doyle, aber in Wirklichkeit sind es
zwei Freunde, die mit ihrer eigenen Detektei nicht viel Erfolg hatten,
dann aber diese Idee aufkam sich wie die berühmten Vorbilder zu kleiden.
Natürlich stritten sie bei jeder Gelegenheit ab das berühmte
Detektivgespann zu sein, aber je mehr sie mit Nachdruck darauf
hinwiesen, dass sie Morris Flynn (Hans Albers) und Macky McPherson
(Heinz Rühmann) heißen, desto mehr wurde beim Gegenüber der Eindruck
erweckt er habe es mit dem Duo Holmes und Watson zu tun. Die Menschen
waren sogar doppelt begeistert und fasziniert, da sie mit dem
"Inkognito" annahmen, dass hier ein ganz heikler und besonders
gewichtiger Kriminalfall aufgeklärt werden soll.
In der
Anfangsszene halten unsere beiden Helden - Holmes ist der dynamische
Draufgänger, Watson eher das besonnene, zur Vernunft mahnende Weichei -
den Nachtzug nach Brüssel auf offener Strecke an. Als sie einsteigen,
werden sie sowohl vom Bahnpersonal als auch von zwei Gaunern erkannt.
Die beiden Kriminellen schalten sofort, ziehen die Notbremse und
flüchten aus dem Zug. Der vermeintliche Holmes ist aber in seinem
Element. Er verhört zum Schein - mit großer Begeisterung - die im Zug
reisenden Schwestern Mary (Marieluise Claudius) und Jane Berry (Hansi
Knoteck), die sich nur kurze Zeit davor mit den Ganoven anfreundeten.
Diese gaben sich natürlich als Adlige aus, was die beiden naiven
Schwestern dazu verleitete, sich den beiden Männern als "Comtessen"
vorzustellen. Die beiden Schwestern reisen zum Anwesen ihres toten
Onkels, der ihnen etwas vererbt haben soll. Hochstapelei also
überall...und nicht nur bei unseren falschen Detektiven, die dann aber
durch diese Begegnungen mit Gangster und den zwei Mädeln, turbulent in
den Fall ihres Lebens hineinschlittern. Die Chance ist damit gegeben
genauso gut wie das große Vorbild am Ende alle Fäden zu verbinden und
den Fall zu lösen. Denn in Brüssel - es ist die Zeit der Weltausstellung
- geht die Geschichte weiter. Flynn und McPherson checken im Hotel
Palace ein, wo sie auch wieder gleich erkannt werden und
dementsprechende Publicity aus sich ziehen. Ein Mann (Paul Bildt), der
ebenfalls im Sherlock Style gekleidet ist, wird immer mal wieder
lauthals lachend eingeplendet. Zufälligerweise wird auch das riesige
Reisegepäck der beiden geflohenen Gangster in die fürstliche Hotelsuite
der beiden Helden gestellt. Dies gefällt den Gästen, die eine Etage
höher wohnen (Hilde Weissner/Siegfried Schürenberg) überhaupt nicht.
Dann werden auch noch die in der Stadt ausgestellten Mauritius
Briefmarken gestohlen. Zuerst hätte es keiner der Sachkundigen bemerkt,
so gut waren diese Fälschungen. Aber ein naseweiser Junge aus Berlin
namens Erwin Wutzke (Lothar Geist), der zu Fuß zur Weltausstellung
gegangen ist, erkannte als Einziger den Riesenfake und so werden die
Detektive von der Polizei höchstpersönlich damit beauftragt die 4
wertvollsten Marken der Welt wieder zu beschaffen. Die Spur führt zu dem
verstorbenen Onkel der beiden Mädchen, dann zu einem gefährlichen
Falschgeldring und endet vor Gericht...
Alles ist schwungvoll,
dynamisch und sehr temporeich inszeniert. Auch heute nach soviel
Jahrzehnten schafft es diese kleine Kriminalkomödie immer noch bestens
zu unterhalten. Die Uraufführung des Kassenschlagers fand am 15. Juli
1937 in Berlin im UFA Palast am Zoo statt und berühmt wurde dadurch auch
der Schlager "Jawohl, meine Herrn", den die beiden sympathischen
Hochstapler in der Badewanne ihres Hotelzimmers singen. Im Mittelpunkt
dieses schönen Klassikers steht dabei auch eine starke
Männerfreundschaft. Freunde, wie sie unterschiedlicher nicht sein
konnten - die Botschaft an den Zuschauer konnte man dann auch
dahingehend deuten, dass der Zusammenhalt und optimistische Einstellung
die ganze feindliche Welt besiegen konnte. Eine Interpretation, die den
Nationalsozialisten im Jahr 1937 nur genehm sein konnte. Der Film
erhielt das Prädikat "künstlerisch wertvoll" Diese Auszeichnung hat der
Film zweifelsohne aber auch verdient. Eine durchgehend perfekte
Atmosphäre durchzieht den Film, es ist auch die Liebe zum Detail
erkennbar: Wenn Albers selbstbewusst den Maestro mit Pfeife und
Karo-Mantel spielt, dann darf auch der berühmte Geigenkasten nicht
fehlen. Ein toller Klassiker und zweifelsohne eine der besten Komödien,
die je in Deutschland gedreht wurden.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen