Donnerstag, 1. Oktober 2015
Liebelei
Regie: Max Ophüls
Christines große Liebe....
Ende Oktober 1894 reichte Arthur Schnitzler sein Schauspiel "Liebelei" am Burgtheater in Wien ein, die Aufführung folgte im Januar des Folgejahres. Im Jahr 1933 wurde der Stoff zum driten Mal verfilmt, diese Version von Max Ophüls wurde ein großer Kinoerfolg und bescherte seinen damals noch unbekannten Darstellern wie Magda Schneider oder Luise Ullrich den Sprung zur großen karriere. Leider machte es der Machtantritt der Nazis Ophüls unmöglich in Deutschland weiter zu arbeiten. Der Filmregisseur, der 1902 als Max Oppenheimer in Saarbrücken geboren wurde, verließ Berlin kurz nach dem Reichtagsbrand am 28. Februar 1933 und ging mit seiner Familie nach Paris. Er wurde 1938 französischer Staatsbürger, musste aber 1942 nach Amerika fliehen. Dort drehte er mit "Brief einer Unbekannten" ein weiteres Meisterwerk, 1949 kehrte er nach Frankreich zurück, wo seine Filmklassiker "Der Reigen", "Pläsier" oder "Madame de..." entstanden. 1955 helang ihm dann ein letzter großer Triumph mit "Lola Montez", der zu seiner Enstehungszeit mit über 7 Millionen Mark der teuerste Film war, der seit Ende des 2. Weltkriegs in Deutschland gedreht wurde. Leider sind sowohl "Lola Montez" als auch "Liebelei" immer noch nicht auf einer deutschsprachigen DVD erhältlich, dabei gehören beide Werke sicherlich zu den ganz großen deutschen Filmen aller Zeiten. "Liebelei" hat gewisse Ähnlichkeiten mit dem "Brief einer Unbekannten" - dem Zuschauer wird ein Sittengemälde der Wiener Gesellschaft vor dem 1. Weltkrieg gezeigt. Es geht um den Moment der großen Liebe, aber auch darum, dass die Vergangenheit zwischen diesem Glück steht. Eine heiliche Affäre zwischen der Baronin Eggersdorf (Olga Tschechowa) und dem jungen Leutnant Fritz Lobheimer (Wolfgang Liebeneiner). Ihr Ehemann, der Baron (Gustav Gründgens) ist zuerst ahnungslos, wird aber von einem Verwandten in Kentniss gesetzt, dass seine attraktive Frau Ehebruch begangen hat. Der Baron und der Vater des Leutnants sind gut befeundet. Das Resultat ist also dieses Duell zwischen dem Adligen und dem Leutnant, das aus der gesellschaftlichen Norm heraus entsteht und nicht aus Liebe. Der Baron wurde in seiner persöhnlichen Ehre verletzt und muss die Genugtuung, die Satisfaktion fordern. Damit rettet er sein gesellschaftliches Ansehen. Diese Auseinandersetzung, deren Ablauf durch den sogenannten Komment streng geregelt war, musste mit tödlichen Waffen erfolgen. Dabei hat Leutnant Fritz Lobheimer seine verhängnisvolle Affäre schon beendet und durch seinen besten Freund Oberleutnant Theo Kaiser (Willy Eichberger) Bekanntschaft mit der jungen Christine (Magda Schneider), der Tochter des Kammermusikers Hans Weiring (Paul Hörbiger) gemacht. Es folgen unbeschwerte Tage mit seiner neuen Liebe. Auch Theo Kaiser findet bei Christines fröhlicher Freundin Mitzi Schlager (Lusie Ullrich) sein Glück. Doch diese schönen Tagen sind gezählt, als der Baron - ein Mann mit starren Konventionen - den Ehebruch entdeckt. Der Adlige fordert den jungen Leutnant zum Duell. Kaiser versucht vergeblich die Militärführung davon zu überzeugen einzuschreiten, doch man begegendet ihm mit Unverständnis. Lobheimer wird beim Duell tödlich getroffen. Der Baron, seine Ehre wiederhergestellt, verlässt die Lichtung als Sieger. Als Christine vom Tod ihrer Liebe erfährt, nimmt sie sich das Leben....
Dem Regisseur gelang ein atmosphärisch dichtes Stimmungsbild aus den Tagen des k.u.k. Österreich. Das System ist eigentlich schon dem Untergang geweiht, aber noch hält man an den erstarrten Konventionen fest. Dabei erweist sich der Regisseur als meisterhafter Bild-Composer, die viruose Schwarz-Weiß Kameraarbeit verstärkt den hervorragenden Eindruck des Films. "Liebelei" ist leise und melancholisch und wirkt durch seine subtile Machart. Das Duell wird gar nicht gezeigt, stattdessen zeigt die Kamera Theo und Mitzi, die aus der Ferne den ersten Schuß des Beteiligten (der beleidigte Baron) hören und dann vergeblich auf den zweiten Schuß warten. Ein Liebesfilm ohne falsche Sentimentalität, allerdings durchwegs mit einer wundeerschönen poetischen Aura versehen.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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