Samstag, 31. Oktober 2015
12 Uhr mittags
Regie: Fred Zinnemann
Der einsame Kämpfer....
Bereits das Intro in Fred Zinnemanns "High Noon" nimmt die Handlung vorweg: Zu den Klängen von "Do not forsake me oh my Darling" von Tex Ritter, der zu einem der berühmtesten Filmsongs aller Zeiten wurde, sieht der Zuschauer wie sich drei Männer in der Prärie treffen. Es sind Ben Miller (Sheb Wooley), Jack Colby (Lee van Cleef) und Jim Pierce (Robert J. Wilke), die dann gemeinsam weiterreiten. Der Ritt verrät, dass sie ein bestimmtes Ziel haben: Die aufstrebende Kleinstadt Hadleyville, wo gerade der verdienstvolle Sheriff Will Kane (Gary Cooper) in seiner Amtsstube die Quäkerin Amy Fowler (Grace Kelly) standesamtlich geheiratet hat. Ihm gilt dieser Song, in dem er bittet, dass seine große Liebe ihn nicht verlassen soll. Denn sein größter Feind schwor im Staatsgefängnis bittere und tödliche Rache und nun muss er sich ihm stellen. Mit diesen 3 Reitern wird die Gefahr auch real. Als sie an diesem Sonntagmorgen, kurz vor 10 Uhr, die Stadt erreicht haben ziehen sie die überraschten und teilweise geschockten Blicke der Bewohner auf sich. Eine Frau begreuzigt sich als sie die drei reitenden Halunken sieht. Im Saloon wird deren Eintreffen auch wahr genommen, der Saloonbesitzer (Larry J. Blake) ist sogar begeistert, denn er erwartet dadurch einen gewinnbringenden Tag für seinen Laden. Die drei reiten zum Bahnhof runter, wo der Bahnhofvorsteher (Ted Stanhope) gerade ein Telegramm in den Händen hält, aus dem er erfährt, dass der Gangster Frank Miller (Ian McDonald) überraschend begnadigt wurde. Da die drei Galgenvögel sich nach dem Mittagszug erkundigen, wird klar, dass in diesem Zug, der weiter nach St. Louis fährt, der besagte Frank Miller aussteigen wird. Der Vorsteher rennt schnell mit der Neuigkeit in die Stadt und gibt dem Gesetzeshüter die bittere Nachricht, gerade eben hat Kane aber seinen Sheriffstern schon an den Nagel gehängt. Die Stadt wird morgen einen neuen Sheriff bekommen und am heutigen Sonntag ist man davon ausgegangen, dass man einige Stunden ohne Gesetzeshüter klar kommt. Immerhin hat man ja noch den jungen und hitzköpfigen Deputy Harvey Pell (Lloyd Bridges), der sich zu dieser Zeit bei seiner neuen Freundin Helen Ramirez (Katy Jurado), der Besitzerin des örtlichen Hotels, aufhält. Er hat eine große Wut auf Kane, denn er glaubt, dass Kane dafür gesorgt hat, dass er den Sheriffposten nicht bekommen hat und ein Mann von Auswärts ihm vorgezogen wurde, ausserdem plagt ihn eine Eifersucht. Helen Ramirez war vor ihm mit Kane liiert und die Frau zieht ihn immer damit auf, dass er noch ein grüner Junge ist, während sie Kane als ganzen Mann betrachtet. Die Freunde von Kane raten ihm sofort mit seiner Amy die Stadt zu verlassen. Der Bürgermeister (Thomas Mitchell), der Richter (Otto Kruger) und auch Martin Howe (Lon Chaney jr.) , der ehemalige Sheriff wissen um die Gefahr, sie sind sich sicher, dass es zum tödlichen Duell kommen wird. So verabschieden sie die Brautleute um 10 Uhr, Kane hat nicht mal eine Waffe - die Kutsche wird sie aber in den nächsten 2 Stunden hoffentlich weit genug weg bringen, dass sie für das Gangster-Quartett unerrichbar sein wird. Doch es wird nicht lange dauern, bis Kane sich besinnt und der Flucht und der damit verbundenen ständigen Angst vor seinen Verfolgern eine Absage erteilt. Er kehrt - trotz Protest seiner jungen Frau - in den Ort zurück. Dort hat er noch etwas Zeit, um Freiwillige zu finden, die ihn in seinem Kampf gegen die Banditen unterstützen. Doch diese Suche führt zur bitteren Erkenntniss, dass er am Ende völlig alleine auf sich gestellt ist. Es kommt zum Showdown um 12 Uhr mittags...
für viele Filmfans ist und bleibt "High Noon" ein elementares Meisterwerk des Western, auch wenn es immer wieder negative Stimmen gab. Für viele Amerikaner war die Aussage dieses Films viel zu pessimistisch und auch unamerikanisch. Für den sehr konservativen John Wayne war "High Noon" sogar das "unamerikanischste Ding, das er jemals in seinem Leben gesehen habe" und er war froh, dass Drehbuchautor Carl Foreman der USA wieder den Rücken kehrte. Auch Howard Hawks drehte später mit "Rio Bravo" eine Art Gegenentwurf zu "High Noon". Hawks konnte nichts mit der Story anfangen - ihm missfiel die tragische Geschichte, dass ein Mann Hilfe sucht und jeder im Ort diese Hilfe ihm dann verweigert. Er hielt es für unmöglich, dass ein guter Marshall feige im Ort herumrennen würde, um andere Leute zu bitten, ihm bei seinem Job zu helfen. Auch Kritikerpapst Roger Ebert mochte den Film nicht. Dennoch ist gerade "High Noon" so sehr und überzeugend nach den gängigen Regeln des Westerns aufgebaut. Die Charaktere sind aus vielen anderen Filmen bekannt. Es ist die Geschichte eines Einzelgängers, der erkennt, dass es besser ist sich seinem Konflikt sofort zu stellen, da die Alternative ein Leben in Angst und Furcht bedeutet. Hinzu kommt mit seiner jungen Braut Amy, die zweifelnde Braut, die aber am Ende die Einzige ist, die ihm in seiner schwersten Stunde beisteht und ihm hilft die Banditen zu erledigen. Gerade dieser Aspekt, dass das Zusammenstehen eines Paars auch in der dunkelsten Stunde funktioniert, weil man zueinander hält, ist doch eine der schönsten Aussagen der Filmgeschichte und wenn Gary Cooper und Grace Kelly sich am Ende umarmen, dann wird eine der schönsten Filmszenen überhaupt offenbar. Diese Facette des Zusammenhalts gibt dem Film am Ende nicht nur die Verbitterung über die Leute in der Stadt, über diese angeblichen Freunde, die sich aus dem Staub gemacht haben, sondern auch eine schöne Poesie - man soll sich eben nicht immer auf die Gemeinschaft verlassen, aber es ist vielleicht wahrscheinlicher, viel schöner und auch eher möglich, dass zwei Menschen, die etwas für einander empfinden, in der schwersten Stunde zusammenhalten. Natürlich kommt auch noch der Aspekt dazu, dass das Duell zwischen Kane und den Gangstern auch tatsächlich etwas ganz persönliches hat - es wäre zwar toll gewesen, wenn er von den Menschen Hilfe bekommen hätte. Aber die Rache von Frank Miller galt vor allem ihm und am Ende wird ihm dies auch klar, dass er diesen Job alleine machen muss. Diese Verzweiflung und Verbitterung machen Kane zu einem sehr authentischen Kämpfer. Er ist einerseits Sheriff - ein Mann des Gesetzes, andererseits auch ein Mensch mit vielen Stärken und Schwächen.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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