Samstag, 6. August 2016

Rio Bravo

























Regie: Howard Hawks

Der Sheriff und seine Helfer...

"High Noon" hat mir dermaßen missfallen, dass ich die Gegenposition eingenommen habe. Das funktioniert und den Leuten hat es sehr gefallen - das hat Howard Hawks einmal gesagt, als er zu "Rio Bravo" interviewt wurde. Tatsächlich ist Howard Hawks Meisterwestern aus dem Jahr 1959 die ultimative Antithese von Fred Zinnemanns düsterem Western über einen Marshall, dem keiner helfen will im Kampf gegen die Banditen. Dennoch sind die Helfeshelfer von John Wayne in "Rio Bravo" eine illustre Schar von Aussenseitern. Lediglich Ward Bond als Rancher Pat Wheeler könnte man als typischen Westerner bezeichnen - aber er lebt nicht mehr lange. In dem Moment als er sich äusserte dem Sheriff zu helfen, wird er hinterrücks umgelegt. All das passiert in der kleinen Grenzstadt "Rio Bravo". In der Planung als reine Mainstreamproduktion konzipiert (sogar ein ganz junges Publikum wurde durch die Besetzung von Teenie-Idol und Popsänger Rickie Nelson anvisiert), gelang es dem Meisterregisseur mit seinem total lockeren Stil einen der besten Western der Filmgeschichte zu schaffen. Und dies obwohl die Geschichte auf ganz engem Raum spielt und erst gegen Ende - beim explosivem Showdown - für kurz das verschlafene Städtchen verlassen wird. Seine Coolness gewinnt der Film durch eine umwerfende Mischung aus allem, was Hawks filmisch gemacht hatte. Es gibt eine musikalische Einlage (Dean Martin und Ricky Nelson geben den song "My rifle, Pony and me) zum Besten, es gibt herrliche Komödienmomente - vor allem Walter Brennan als zickiger alter Hilfssheriff läuft dabei zur Höchstform auf. Eine gute Brise von Romantik und Erotik dank einer Durchreisenden Lady mit Vergangenheit, die vom ruppigen Sheriff gezähmt werden könnte. Am Ende wird er aber gleichsam von ihr gezähmt. Und natürlich jede Menge Spannung und Action. "Rio Bravo" erweist sich als optimales Belagerungsszenario im Film. Auf ganz engem Raum kämpft eine Gruppe ungleicher Charaktere gegen eine Überzahl von bezahlten Desperados für Gesetz und Ordnung. Diese Konstellation schrieb Filmgeschichte und wurde von vielen Kultregisseuren wie Romero oder Carpenter für ihre Filme übernommen. Dabei gelingt es Hawks spielend, dass die Belagerung zweitrangig wird - die Interaktion zwischen den Filmfiguren ist die Trumpfkarte in "Rio Bravo".
Um was geht es: Sheriff John T. Chance (John Wayne) muss den Revolverhelden Joe Burdette (Claude Akins) festnehmen, denn der hat im Saloon einen Mann erschossen, der unbewaffnet war. Da Joes älterer Bruder der mächtige Viehbaron Nathan Burdette (John Russell) ist, muss damit gerechnet werden, dass dieser seinen Bruder - wenn nötig auch mit Gewalt - aus dem Gefängnis befreien wird. Er hat mit seinem Männern bereits den Grenzort abgeriegelt, um zu verhindern, dass Chance seinen Gefangenen zum US-Marshall bringen könnte. Diese Revolvermänner sind auch in der Stadt präsent und bewachen jeden Schritt, den der Sheriff unternimmt. Chance, der nur seinen Deputy, den alten gehbehinderten Stumpy (Walter Brennan) als Verbündeten hat, gibt dabei seinem ehemaligen Hilfssheriff Dude (Dean Martin) eine Chance mit im Team der Guten zu sein. Dude ist aber seit 3 Jahren ein echter Säufer (eine Frau war der Auslöser) und hat echte Mühe trocken zu bleiben - teilweise ein echtes Wrack, das zittert, schwitzt und sich beleidigen lässt, nur um kurz einen Hauch von Stolz zu empfinden und dann sofort wieder zur Flasche zu greifen. Noch kurz vor seiner neuen Chance war er das Gespött jedes Saloons. Mit Feathers (Angie Dickinson) kommt eine attraktive Frau in die Stadt, auf die ein Steckbrief einer Falschspielerin passt und die sich in den Kopf gesetzt hat den störrischen Sheriff zu erobern. Auch sie unterstützt natürlich auch emotionalen Gründen die kleine Achse der Guten. Als Chances Freund Pat Wheeler (Ward Bond) erschossen wird, gewinnt Chance mit dem ganz jungen Revolverhelden Colorado (Ricky Nelson) einen weiteren Verbündeten. Und auch der mexikanische Hotelwirt Carlos Robante (Pedro Gonzales) mit dessen Frau Consuela (Estella Rodriques) erweist sich bald als guter Verbündeter. Aber können sie alle gegen die Vielzahl der Banditen bestehen...



John Wayne soll Hawks gefragt haben "Und was mache ich, während Dean die ganzen schönen Szenen spielt ?" Lakonisch antwortete Hawks "Ganz einfach, du schaust ihm zu wie ein guter Freund". Und für beide Stars kamen zwei ganz hervorragenden Rollen dabei heraus. Die Filmmusik von Dimitri Tiomkin passt perfekt dazu, das atmosphärische Titellied sowie auch "Deguello", die Melodie vom Tod, vom Halsabschneiden, die im Film zu hören ist und die Spannung dramaturgisch unterstützt. Kameramann Russell Harlan, der sehr oft mit Howard Hawks gearbeitet hat, mit einer Superleistung. Es sind auch die vielen tollen Nebenfiguren - Angie Dickinson als starke Frau, Ricky Nelson als unkonventioneller ganz junger Revolverheld oder Walter Brennan als ständig schimpfender Stumpy...die Chemie stimmt und machen aus "Rio Bravo" nicht nur einen spannungsgeladenen Edelwestern, sondern ein echtes Kinohappening.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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