Samstag, 6. Januar 2018

Die Passion der Jungfrau von Orleans




















Regie: Carl Theodor Dreyer

Jeanne D´Arc und ihre Richter...

Sie wurde gemalt, es wurde über sie geschrieben, ihr wurden Opern gewidmet, Komponisten machten Songs über sie und Filmpionier Georges Melies machte schon 1899 einen Kurzfilm über die Jungfrau von Orleans, die 1431 im Alter von 19 Jahren auf dem Scheiterhaufen starb. Hollywoodregisseur Cecil B. DeMille drehte 1917 seine Version von Jeanne D´Arc. Die Fassung von Victor Fleming zeigte "Johanna von Orleans" in Farbe und verschaffte der Hauptdarstellerin Ingrid Bergman eine Oscar-Nominierung. Otto Preminger schickte 1957 die junge Jean Seberg ins Rennen als Jungfrau von Orleans. Robert Bresson inszenierte 1961 eine sprödere, weniger massentaugliche Variante mit "Der Prozess der Jeanne D´Arc". 1994 war Jacques Rivette der Regisseur von "Jeanne la Pucelle". Luc Besson bereitete das Thema 1999 wieder als massentauglicher Blockbuster auf - Milla Jovovich spielte die Titelrolle.
Keine war aber so gut wie Renee Jean Falconetti in dem 1928 inszenierten Stummfilm des Dänen Carl Theodor Dreyer, der "Die Passion der Jungfrau von Orleans" in Frankreich realsierte. Ihre Darstellung wird seit Jahrzehnten zu den besten Leistungen überhaupt gezählt - es gelang ihr mit ihrer Mimik die tiefsten Gefühle auszudrücken, selbst subtile Nuancen waren für den Zuschauer erkennbar. Und auch die Leidensgeschichte, denn auch die anderen Gesichter prägen Dreyers Werk und sorgen für eine Landschaft voller Seelen. Dreyer selbst hat seine Gedanken dazu einmal so formuliert "Nichts in der Welt kann mit dem menschlichen Gesicht verglichen werden. Es ist eine Landschaft, die zu erforschen ich niemals müde werden". Dreyer zeigt die Gesichter in Großaufnahmen.
Der Dialog zwischen Jeanne und ihren Anklägern und Richtern entstammen tatsächlich zum großen Teil wörtlich den Prozessakten. Der Film selbst ist aufgeteilt in das Verhör, der Verurteilung und dem anschließend Feuertod. Sichtbar wird dabei der Glaube, der im Menschen und durch den Menschen lebt.
Nachdem sie während des Hundertjährigen Krieges zahlreiche militärische Schlachten gegen die Engländer geführt hatte, wird Joan of Arc (Renee Falconetti) bei Compiegne gefangen genommen und schließlich nach Rouen in der Normandie gebracht. Dort wird sie von französischen Geistlichen, die den Engländern loyal gegenüberstehen, der Häresie angeklagt. Die junge Frau, die glaubt, dass Gott ihr diesen Auftrag gab, soll mit dem Teufel im Bunde stehen. Am 30. Mai 1431 wird sie vor dem klerikalen Gericht verhört. Richter Pierre Cauchon (Eugene Silvain) versucht sie dazu zu bringen, etwas zu sagen, dass ihren Glauben erschüttern würde. Es kann und darf nicht sein, dass sie von Gott eine Mission erhalten haben soll. Der Priester Nicolas Loyseleur (Maurice Schutz) macht mit bei einer Täuschung, Jeanne wird ein falscher Brief von König Karl VII vorgelesen, in dem steht, dass sie dem Vorleser alles anvertrauen könne. Manche Geistliche wie Jean D´Estivet (Andre Berley) verdammen sie und greifen sie hart an, ein paar andere wie der junge Dekan Jean Massieu (Antonin Artaud) glauben dem Mädchen. Es folgt die Folter und als tatsächlich der Scheiterhaufen naht, unterschreibt Jeanne tatsächlich ein Geständnis, der Richter verurteilt sie zu lebenslanger Haft. Sie erkennt aber im nächsten Moment, dass sie ihrem Gott untreu geworden ist und widerruft das Geständnis....





Und so kommt es zum Märtyrertod. Kameramann Rudolph Mate arbeitet präzise und seine Kamerafahrten wirken trotz der vielen Gesichter in Großaufnahme sehr dynamisch. Sie bildet fast einen Gegensatz zu den Buaten von Hermann Warm und Jean Hugo, die sich bei den Kulissen an mittelalterlichen Miniaturen orientierten. Das Set Design ist eher sparsam und karg. Im Laufe des Films hat man tatsächlich irgendwann das Gefühl in die fremdartige Atmosphäre des 15. Jahrhundert einzutauchen. Der erste Kinoeinsatz des Films war zwiespältig - die Kritiker waren begeistert, doch das ganz große Publikum blieb aus. Doch das hohe Ansehen des Films blieb über all die Jahre bestehen. In der 2012er Umfrage von "Sight and Sound" über die besten Filme aller Zeiten wurde "die Passion der Jungfrau von Orleans" auf Platz 9 gewählt.





Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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