Regie: Roberto Rossellini
Ehekrise...
Aus heutiger Sicht könnte man Roberto Rossellinis "Reise in
Italien" aus dem Jahre 1954 als gewisses Bindeglied zwischen den
Klassikern des Neorealismus und einem neuen Aufbruch des Kinos, wie er
sich vor allem in Frankreich in der Form der "Nouvelle Vague"
entwickelte.
Jacques Rivette sah nach diesem Film alle bisherigen Filme anders –
sie seien um ein Jahrzehnt gealtert. Dieser Film erzählt von einem
Neubeginn und ist selbst einer" Leider war dem Film zu seiner
Entstehungszeit kein großer Erfolg beschieden - es gab wenig Interesse
an dem Film und an der Geschichte, die er anbot.
In Deutschland kam der Film als "Liebe ist stärker" in die Kinos
und er war nach "Stromboli" und "Europa 51" der dritte Film, den
Rossellini mit seiner damaligen Frau Ingrid Bergman drehte.
Erzählt wird die Geschichte von Alex (George Sanders) - in der
deutschen Version "Axel" - und Katherine Joyce (Ingrid Bergman), einem
englischen Ehepaar, dass mittlerweile 8 Jahre miteinander verheiratet
ist. Sie sind nach Italien gereist, weil ihr Onkel Homer, der dort
lebte, verstorben ist und ihnen eine Villa in der Nähe von Neapel
vererbt hat. Alex ist Jurist und extrem engagiert in seinem Beruf. Dies
ist einer der Gründe, warum die Ehe in der Krise steckt. Katherine fühlt
sich einsam und unglücklich, sie hat sich von ihrem Mann irgendwie
auseinandergelebt. Ihm gehts irgendwie genauso. So fahren sie
gelangweilt mit ihrem Bentley über die Landstraße. Noch haben sie keinen
Sinn für die wunderbare Landschaft, die sie da gerade besuchen, sondern
streiten isch. Dabei wirkt Alex schroff und eher sarkastisch. Katherine
ist da emotionaler, Erinnerungen kommen hoch - der Erinnerung an einen
Freund, der Gedichte schrieb, kommt wieder hoch.
In der Villa angekommen, werden sie von Tony und Natalie Burton
(Leslie Daniels, Natalia Ray) empfangen. Das Ehepaar betreute den Onkel
und sie empfehlen dem englischen Paar Italien zu genießen. Doch Alex und
Katherine sind noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Katherine
versucht die Gegend selbst ein bisschen zu erkunden, besucht Museen und
fährt zum Vesuv. Alex fährt alleine nach Capri zu Freunden, im Laufe der
nächsten Tag versucht er mit der attraktiven Maria (Maria Mauban)
anzubändeln und nimmt eine Prostituierte (Anna Proclemer) mit ins Auto.
Irgendwann sind die beiden soweit, dass sie das Wort "Scheidung" in den
Mund nehmen - der Film endet mit dem Besuch in Pompeji und einem
anschließenden Prozessionszug, bei dem sich die beiden verlieren und
wiederfinden...
Rossellini plädiert also für einen Neuanfang am Ende des Films -
dennoch bleibt der Zuschauer mit einem Fragezeichen zurück. Zu sehr ist
die Beziehung der beiden belastet, als dass ein Happyend ohne Widerhaken
kommen könnte. Man muss etwas dafür tun, die Egozentrik
zurückschrauben, um neue Impulse aus dem Alltäglichen zu gewinnen. Mir
hat diese einfache Geschichte einer Beziehung sehr gut gefallen. Vor
allem der Inszernierungsstil ist wie fast beiläufig und sparsam
abgefilmt und dennoch erzielt der Regisseur eine große Wirkung mit
seinen Bildern.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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