Regie: Luis Bunuel
Urwald der Gier...
In den 50er Jahren waren Luis Bunuels Filme nicht mehr ganz so stark vom
Surrealismus geprägt wie seine Frühwerke "Der andalusische Hund" und
"Das goldene Zeitalter".
Erst in den 60ern kehrte er mit Meisterwerken wie "Der Würgeengel"
wieder zu seinen bevorzugten Richtung zurück. In den 50ern drehte er
beispielsweise einen Film über "Robinson Crusoe" und auch der 1956
entstandene "Pesthauch des Dschungels" ist ein Abenteuerfilm. Dennoch
lassen sich einige surrealistischen Gesten und Symbole herauslesen.
Bunuel wollte ein bisschen Spiegelbild von Francos Spanien damit
aufzeigen. Auch die Figuren der Geschichte sind typisch für Bunuel. Die
Religion wird durch Priester Pater Lizardi, gespielt von dem jungen
Michel Piccoli, vertreten. Fleischliche Lust und Gier repräsentiert die
Prostituierte Djin, eine Paraderolle für die großartige Simone Signoret -
sie hat die Männer des Films, den Abenteurer Clark (Georges Marchal)
und den älteren gut situierten Castin (Charles Vanel), fest im Griff.
Als Taubstumme tritt die hübsche Michele Girardon auf, sie spielt
Castins Tochter Maria.
Die Geschichte spielt in einem südamerikanischen Staat, der nicht
genannt wird und wie in Henri Clouzots Meisterwerk "Lohn der Angst"
halten sich dort Europäer auf, sie sind auf der Suche nach Reichtum und
Glück - sind aber auch Gestrandete, die von der Realität eingeholt
wurden. So verkauft sich Djin für Geld an die Männer und macht auch
gemeinsame Sache mit den Gesetzeshütern beim Ausrauben ihrer Kunden.
Arbeiter und Glücksritter schürfen nach Diamanten, unter ihnen ist auch
der alte Franzose Castin, der einen Narren an der blonden Femme Fatale
gefunden hat. Seine Tochter Maria ist sein großer Halt. Aufgrund von
Korruption hat die Polizei beschlossen, die Besitzer der Diamantenminen
zu enteignen, dies führt aber zum Aufstand der Männer. Diese
handgreiflichen Proteste werden mit Gewalt unterbunden. Zur gleichen
Zeit kommt ein Fremder namens Chark in den Ort, der findet bei Djin ein
Nachtlager und mehr. Doch am anderen Morgen merkt er, dass er von Djin
betrogen und bestohlen wurde.
Es kommt an diesem Tag auch zum bewaffenten Aufstand der Arbeiter,
ein Polizist wird erschossen. Als Vergeltung wird einer der Rädelsführer
der Männer öffentlich hingerichtet. die Situation im Ort spitzt sich
zunehmend zu. Es kommt schließlich zur Flucht auf einem kleinen
Flußdampfer. Dort versuchen Djin, Chark, Castin, Maria und Pater Lizard
nach Brasilien zu gelangen. Doch sie werden von einem wesentlich
schnelleren Miltärboot verfolgt. Nur die Durchquerung des Dschungels zu
Fuß ist noch möglich..
Natürlich kommt es in dieser bunt zusammengewürfelten
Schicksalsgemeinschaft noch zu reichlich Konflikten. Am Ende stehen
Hallzuniationen und natürlich einige markante Szenen. Denn Bunuel
präsentiert dem Zuschauer eine Simone Signoret, die im schönsten
Abendkleid im Dschungel mit ihrem potentiellen Lover Georges Marchal
flirtet. Auch die von der Gruppe getötete Schlange kann nicht den Hunger
stillen, denn sie wird im Nu von wimmelnden Ameisen aufgefressen.
Überhaupt ist die Gier allgegenwärtig und so gesehen bietet Bunuel neben
dem Dschungelabenteuer auch reichlich viel von der Bestie Mensch. Dies
alles wurde stilvoll in Eastmancolor (35 mm) gedreht. Leider wurde iene
dreiminütige Sequenz von Traum- und Schockbildern in Deutschland
zensiert.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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