Regie: Sergej Eisenstein
Revolution.....
Nach der Niederlage im russisch-japanischen Krieg
verschärften sich die sozialen und politischen Konflikte im Zarenreich.
Die Spannungen dehnen sich auch auf die Hafenstadt Odessa am schwarzen
Meer aus. Als die Seemänner des Panzerkreuzers "Fürst Potemkin"
verdorbenes Fleisch essen sollen, bricht an Bord die Meuterei aus.
Beginnend mit der Schiffsmeuterei, die dann an Land weitergeführt wurde,
gab es weitere Erhebungen im ganzen Land - bis hin zum historisch
bedeutsamen Dezemberaufstand.
Sergej M. Eisensteins Film "Panzerkreuzer Potemkin" ist
zweifelsohne eines der großen Meilensteine der Filmgeschichte. Mit
diesem wuchtigen Werk nahm der sowjetische Film auch seinen berechtigten
Platz im Weltkino ein. Der Film wurde sowohl im Inland als auch
International überschwänglich gefeiert. Auch heute noch ist dieses
Meisterwerk, dass leider nur noch in einer 70 Minütigen Fassung erhalten
ist, trotz pathetischer Ausrichtung ein extrem mitreissender Film.
Eisenstein folgt einem chronologischen Aufbau in Form
einer fünfaktiken Tragödie, die Handlung wird vornehmlich durch Symbolik
und vor allem durch eine Bildersprache beherrscht. Letztere setzt auch
auf Bilder von Menschen, die Teil dieser Ereignisse werden.
Auffallend ist vor allem die im 4. Akt gezeigte
Treppenszene beim Regierungspalast in Odessa, die direkt ans Meer führt.
Mit verwegener Rhythmik und einer starken Dynamik des Schnitts werden
die Menschen, die sich dort versammelt haben, von einem grausamen
Gegenschlag des Zarenregimes überrascht. Extreme Nahaufnahmen und der
Einsatz von neuen innovativen Montagetechniken versetzen mich als
Zuschauer auch heute noch - mehr als 90 Jahre nach der Enstehungszeit
dieses Klassikers - in echtes Erstaunen. Dagegen sind neue CGI Tricks
fast schon zum Einschlafen langweilig. Sie wurde auch mehrfach von
anderen anerkannten Regisseuren kopiert - ich erinnere mich an "Brazil"
von Terry Gilliam und vor allem auch an die beste Szene von Brian de
Palmas "The Untouchables".
"Panzerkreuzer Potemtik" ist zweifelsohne noch heute
ein virtuoses Erlebnis für den Filmfan. Ein Film mit legendärem Ruhm.
Man spürt den Sturmwind eines gewaltigen Abenteuers auf der Leinwand. Zu
seiner Zeit war der Film hochpolitisch und man kann ihn natürlich als
Propagandafilm der damals noch jungen Sowjetunion ansehen, doch er wirkt
heute auf mich universeller. Jahrzehntelange Zensur und fanatische
Anhänger machten es schwer, die Geschichte hinter dem Film zu sehen.
Unzählige Analysen seiner Struktur, seiner Symbolik, seines Ursprungs
oder seiner Auwirkung gab es. Was bleibt ist sein Mythos. Die berühmte
Szene vom Massaker auf der Treppe ist eine der einflussreichsten Szenen
des Kinos überhaupt, dieses Ereignis hat aber so wie es Eisenstein
schildert nicht stattgefunden.
Das erste Bild zeigt den Alltag der Besatzung des Potemkin, ein
Schlachtschiff der Schwarzmeerflotte der Kaiserlich russischen Marine.
Die beiden Matrosen Matjuschenko (Mikhail Gomorov) und Grigorij
Vakulinchuk (Aleksandr Antonov) sind Bolschewiken und diskutieren über
die Notwendigkeit einer Revolution in Russland. Besonders Vakulinchuk
will nicht länger warten, er weiß, dass die Zeit des Handelns gekommen
ist. Grund gibt es genug, wenn man das verdorbene Fleisch ansieht, dass
die Männer essen sollen. Maden sind darauf zu sehen, das Fleisch stinkt -
aber der Schiffarzt gibt Enwarnung: Das Fleisch ist gut, der Koch soll
eine schmackhafte Suppe davon zubereiten. Dies führt zu starkem Unmut
und es kommt zur Befehlsverweigerung. Ein paar der Männer sollen wegen
dieser Verweigerung erschossen werden, doch Vakulinchuk bittet das
Erschießungskommando eindringlich die Waffen nicht gegen ihre Kameraden
zu erheben. Die Seeleute überwältigen die Offiziere und übernehmen die
Kontrolle über das Schiff. Die Meuterei ist erfolgreich, doch der
charismatische Anführer Vakulinchuk wird getötet. Der Potemkin kommt im
Hafen von Odessa an und die Leiche des Mannes an Land gebracht, genauer
gesagt er liegt in einem Zelt mit dem Schild auf der Brust "Für einen
Löffel Suppe getötet". Dies sorgt auch in Odessa für große Empörung und
es kommt zu Tumulten, die sich dann auf den Odessa-Stufen zum Massaker
der Kosaken gegen die unbewaffnete Zivilbevölkerung gipfelt.
Die Matrosen des Potemkin beraten, ob sie landen sollen, um der
Bevölkerung zu helfen. Doch da bereits ein Admiralsgeschwader gegen sie
unterwegs ist, beschließen sie, diesem entgegenzufahren. Beim
Aufeinandertreffen der Schiffe kommt es zur Verbrüderung, die Revolution
ist auf der Siegerstraße...
Auch im Deutschland der Weimarer Republik wurde der Film verboten
und erst durch viele Schnitte wieder herausgebracht. Der
Reichswehrminister verbot den Soldaten den Besuch im Kino. Auch Goebbels
verbot den Film sofort, dennoch war er gleichzeitig ein Bewunderer der
Machart dieses Films. Von den Regisseuren, die im dritten Reich
arbeiteten, forderte er immer wieder einen "deutschen Potemkin" zu
drehen. Regisseur Sergej M. Eisenstein gelang mit diesem Film eine noch
heute bewegende Darstellung über die Themen "Unterdrückung" und
"Rebellion".
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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