Regie: Glauber Rocha
Gott, Teufel, Tod...
"Gott und Teufel im Land der Sonne" ist ein Film des
brasilianischen Filmemachers Glauber Rocha, der bei den Dreharbeiten im
Jahr 1964 erst 25 Jahre alt war. Dabei ist im ein sehr radikales
Filmwerk, gefilmt in harten Schwarz-Weiß Aufnahmen, gelungen.
Der kraftvolle und auch spröde Film wurde ein Schlüsselwerk des
"Cinema Novo" und zählt heute zu den besten Werken, die das
brasilianische Kino hervorgebracht hat. Dabei setzt der Regisseur auf
volkstümliche und barokce Traditionen sowie auf eine mystische, aber
enorm gewalttätige Religiosität, von den die Menschen im "Sertao"
geprägt sind.
Sertao, so werden die halbwüstenartigen Landschaften Brasiliens
genannt. In diesen Trockensteppen mit einer Vegetation aus Kakteen und
Dornensträuchern herrscht extreme Hitze und natürlich auch Wassermangel.
Der ersehnte Regen kann manchmal Jahre auf sich warten lassen. Den
Großgrundbesitzern, die hier Viehzucht betreiben, geht es sicherlich
sehr gut - aber es steht ihnen bis heute eine verarmte Bevölkderung
gegenüber. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte die Armut und
Unterdrückung der Bevölkerung des Sertao zu der Entstehung gewalttätiger
und berüchtigter Räuberbanden. Diese Outlaws werden "Cangacos" genannt
und sie legten sich mit der Armee und der Kirche an, die auf der Seite
der Reichen waren.
Um den "Cangaceiro" ranken sich viele volkstümliche Legenden.
1939: Nachdem er seinen brutalen Arbeitgeber getötet hat, flieht
der Viehhirte Manoel (Geraldo del Rey) zusammen mit seiner jungen Frau
Rosa (Yona Magalhaes) vor dem Gesetz. Beide suchen, wie viele andere
Menschen, nach einem Ausweg oder der Erlösung aus ihrem armseligen
Leben. Dort treffen sie auf den als "Schwarzer Gott" auftretende Prophet
Sebastiano (Lidio Silva), der den Menschen einen Goldregen verheißt und
einen baldigen Umsturz vorhersagt. Seine Visionen vom "Meer, das zu
Land wird und vom Land, das zu Meer wird" ist Opium fürs geschundene
Volk. Da er auch immer zahlreichere Anhänger gewinnt, ist er den
Großgrundbesitzern und der Kirche nicht nur ein Dorn im Auge, sondern
eine echte Gefahr. Man engagiert den Killer Antonio das Mortes (Mauricio
do Valle), der ein Blutbad bei seinen Anhängern anrichten soll und den
Propheten töten soll. Doch Maria kommt dem Schlächter zuvor, nachdem
Sebastiano in einem blutigen Zeremoniell das Kind von Manoel und Maria
opfert. Wieder sind die beiden auf der Flucht und die einzigen
Überlebenden des Blutbads, dass Antonio das Mortes angerichtet hat. Auf
ihrer Odyssee treffen sie auf den Rest einer Bande von Cangaceiros. Der
Anführer der Bande heißt Corisco (Othon Bastos) ernennt Manoel zu seinem
Krieger und gibt ihm den Namen "Satan". Gemeinsam mit Coriscos Frau
Dada (Sonia Dos Humildes), einem blinden Bänkelsänger und zwei weiteren
Banditen ziehen sie in einen neuen Krieg "St. Georg gegen den Drachen
des Elends und der Ungerechtigkeit" und Manoel bemerkt verzweifelt, dass
man sein Recht immer nur mit neuem Blut erkämpfen kann und so sind die
Kinder der Revolution keine Robin Hoods, sondern genauso Schlächter und
die Erlösung wird weder bei Gott noch beim Teufel gefunden, sondern nur
im Tod liegt der Friede, der so sehnsüchtig erwartet wird...
Zwischen drei Mächtigen sücht ein einfacher Viehhirte seinen Weg -
er muss aber erkennen, dass weder Sebastiano (der vermutlich für Gott
steht), noch der Teufel (Corisco) Freiheit und Empanzipation bringen und
der Tod (Antonio des Mortes) allgegenwärtig ist. In der Schlußszene
steht die Flucht in eine bessere Zukunft, die aber auch ein Gefühl
hinterlässt, dass die Sertao gewaltsam auseinanderbrechen könnte, auch
wenn am Ende das Bild von erlösendem Meer erscheint.
Rocha hat seinen Film als eine Art allogorisches Spiel erzählt,
dabei fungiert die felsige Ebene fast als ein "Welttheater", was den
volkstümlichen Kern der sonderbaren Räuberballade noch zusätzlich
unterstreicht. Gott und Teufel sind überlebensgroß in den Köpfen der
Protagonisten und einen gemäßigten Weg gibt es gar nicht. Er existiert
nicht. Die kraftvolle Musik stammt von Heitor Villa-Lobos und Sergio
Richardo, der Regisseur hatte auch entscheidenden Einfluss auf diese
archaischen Klänge.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
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