Freitag, 27. Juli 2018

Herr im Haus bin ich

























Regie: David Lean

Schuhmacher und Bräutigam...

"Herr im Haus bin ich" entstand im Jahr 1954 und gehört heute zu den weniger bekannten Filmen des legendären britischen Regisseurs David Lean.
Der Film ist aber sehr originell und auch very british - dabei anders als Leans frühere Werke aus den 40ern, die eher etwas düster gehalten waren und als Nachfolgefilme von "Herr im Haus bin ich" kamen auch bald Leans magische Kino-Blockbuster. Die Bühnenkomödie "Hobsons Choice" (so lautet auch der Originaltitel des Films) von Harold Brickhouse aus dem Jahr 1915 stand für den Film Pate und obwohl der Humor überwiegt, kann man Leans Film als gelungene Tragikomödie bezeichnen.
Dabei sprang für den großen Charles Laughton auch eine Paraderolle als tyrannischer Schuhverkäufer heraus - natürlich ist er der Star des Films, aber er ordnet sich auch sehr gut in das hervorragende Ensemble ein, in dem Brenda de Banzie (Der Mann, der zuviel wußte) und John Mills eine ebenso gute Leistung zeigen.
Die schönen Schwarz-weiß Aufnahmen von Kameramann Jack Hildyard lassen für den Zuschauer das Zeitalter am Ende der Ära von Königin Viktoria wieder aufleben. Ort des Geschehens ist die Stadt Salford in Lancashire, irgendwann um 1880. Henry Horatio Hobson (Charles Laughton) führt ein gut gehendes Schuhgeschäft und dies mit eiserner Hand. Seine Frau ist verstorben und er hat es sich zur Angewohnheit gemacht seine drei Töchter Maggie (Brenda de Banzie), Alice (Daphne Anderson) und Vicky (Prunella Scales) im Geschäft herumzukommandieren. Er geniest das Leben als tyrannischer Despot und lässt es sich nicht nehmen jeden Abend im seiner Stammkneipe "Moonraker" aufzutauchen und dort mit befreundeten Geschäftsleuten immer etwas zuviel zu trinken. Torkelnd findet er mehr schlecht als recht den Weg nach Hause und pennt dann aus. Nur gut, dass er so gute Hilfskräfte wie den naiven Willie Mossop (John Mills) unter dem Personal hat. Der arbeitet schon sehr lange für Hobson und seine Handwerkskunst wird in den höchsten Kreisen, sogar von der steinreichen Mrs. Hepworth (Helen Haye) gelobt. Alice und Vicky wollen heiraten und mit Albert Prosser (Richard Watts) und Freddy Beenstock (Derek Blomfield) stehen schon zwei Herren in den Startlöchern. Doch der alte Geizkragen Hobson weigert sich die gewünschte Mitgift von 500 Pfund zu zahlen. So wird nichts mit den Heiratsplänen. Die ältere Tochter Maggie hat das Alter von 30 Jahren auch schon etwas überschritten und der Vater ist sich sicher, dass sie keinen Mann mehr abbekommen wird. Doch Maggie, der gute Geist des Hauses und auch diejenige, die den Laden im Grunde im Alleingang schmeissen könnte, denkt nicht daran als alte Jungfer bei ihrem Vater zu bleiben. Sie fasst den Plan innert kurzer Zeit zu heiraten und der Bräutigam steht auch schon fest: Es ist der fleißige Willie, der von seinem Glück noch gar nichts ahnt...



Diese Grundkonstellation führt zu einer sehr eigenwilligen Dynamik, denen die Figuren der Geschichte dann irgendwann unterworfen sind. Der Vater, der glaubt er wäre der Klügste, muss am Ende einsehen, dass seine fleißige und zielstrebige Tochter Maggie in allen Belangen das Sagen hat, weil sie einen echten Lebensplan hat. Dem Vater wird irgendwann im Lauf der Geschichte immer mehr bewusst, dass er zwar ein ungehobeltes Mundwerk und eine tyrannische Ader hat, aber nicht alleine die Geschicke seines Ladens leiten kann. Dazu bedarf es eines längeren Prozesses und in einer klasse Szene zeigt Lean dem Zuschauer die Auswirkungen von langjähriger Alkoholsucht. Eine große Maus am Bett irritiert den Säufer, der auch noch andere Erscheinungen nach dieser Zechtour hat.
Zu seiner Zeit hatte der Film großen Erfolg - er wurde bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet, ebenso erhielt er 1955 den British Film Award als bester Film des Jahres.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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