Regie: Charlie Chaplin
Charlie als Goldgräber....
"Goldrausch" entstand 1925 und zählt neben "The Kid", "Lichter der
Großstadt", "Moderne Zeiten" und "Der große Diktator" zu den fünf
bekanntesten Filmen von Charlie Chaplin. Er selbst hielt "Goldrausch"
sogar für seinen besten Film, mit diesem Film wollte er seinem Publikum
in Erinnerung bleiben.
Da der Film ein großer Kassenhit wurde, entschloss sich Chaplin im
Jahr 1942 zu einer Wiederaufführung - aus kommerziellen Erwägungen
wurde der Stummfilm zusätzlich mit Erzähltexten und Musik unterlegt, die
alten Zwischentitel wurden entfernt.
Viele Szenen und Sequenzen des Films sind in die Filmgeschichte
eingegangen. Beispielsweise der sonderbare Brötchentanz oder die Szene,
in der der kleine Tramp auf unnachahmliche Weise versucht seinen Schuh
zu verzehren, den er vorher gekocht hatte. Nicht zu vergessen, dass er
trotz dem kargen und wenig appetitlichen Mahl nicht die Ettikette
vergisst und mit vornehm gespreiztem Finger die Nägel des Schuhs ableckt
oder die Schuhbändel wie Spaghetti um seine Gabel wickelt. Größter
Knaller ist vielleicht das visonäre Huhn, dass dem hungrigen Kumpel Big
Jim MacKay (Mack Swain) erscheint. Dabei ist es unser einsamer
Goldgräber Charlie, der in dieser Erscheinung natürlich ein gefundes
Fressen für Big Jim darstellt. Der holt sich auch gleich mal die Axt und
verfolgt seine Fata Morgana.
"Goldrausch" spielt am Yukon, irgendwann um 1890 über dem
verschneiten Chilkoot-Paß in Alaska. Dort hat es den kleinen Tramp
(Charlie Chaplin9 wie tausend andere Goldgräber hingezogen. Unter
Lebensgefahr wagen sich die Mutigen und Gierigen ins ewige Eis des
Nordens, um bei größten Goldrausch der Geschichte ihr Glück zu finden.
Während eines Schneesturms sitzt unser Held bald gemeinsam mit dem
Schurken Black Larsen (Tom Murray) und dem gutmütigen Big Jim fest, der
bereits Gold gefunden hat. Doch die Schneestürme toben und die Männer
hungern - das Los entscheidet, dass einer der drei losziehen soll, um
den lebenswichtigen Proviant zu besorgen. Das Los fällt auf den
Schurken. Charlie und Big Jim bleiben in der Hütte - es kommt zum
Schuhverzehr und zur Vision eines fetten, saftigen Huhns. Um dieses Tier
in die Bratpfanne zu stecken, ist dem von Halluzinationen geplagte Big
Jim jedes Mittel Recht. Doch Charlie hat Glück und der Sturm lässt
endlich nach - die beiden trennen sich. Big Jim trifft daraufhin Larsen,
der bereits Jims Goldader gefunden hat und sie sich unter den Nagel
reißen will. Bei der Schlägerei wird Big Jim schwer verwundet und
verliert kurzzeitig sein Gedächtnis. In der Zwischenzeit ist Charlie in
der Goldgräberstadt angekommen und dort begegnet er der schönen Georgia
(Georgia Hale). Die Tänzerin wird vom Frauenschwarm Jack Cameron
(Malcolm Waite) umworben. Doch Georgia gibt dem einen Korb und macht ihn
eifersüchtig mit dem unscheinbaren Charlie, der sich aber daraufhin in
die Tänzerin verliebt. Die macht sich zwar lustig über Charlies
Verliebtheit, doch am Ende muss sie einsehen, dass sie sich zu ändern
hat, weil sie Charlies Verlobte wird...
Doch zuvor gibts da noch die Szene mit der Hütte, die über dem
Abgrund nur noch durch ein dünnes Seil gehalten wird. "Goldrausch" hat
noch immer diese eigenartige und faszinierende Atmosphäre. Man hat
tatsächlich immer wieder das Gefühl, man wäre direkt dabei - auch wenn
die Dramatik sich natürlich in Grenzen hält. Aber historische Fotos aus
den 1890er Jahren belegen, dass Chaplins Szenenbilder sehr authentisch
sind, genauso wie die einfachen Hütten, die im Film zu sehen sind und
die über Nacht aus dem Boden gestampft wurden oder auch die
Goldgräberstadt. Wer genau aufpasst, dem entgehen auch nicht die zwei
tanzenden Goldgräber während der Silvesterfeier - die beiden alten,
bärtigen Männer mit langem Haar waren tatsächlich Goldsucher und waren
aus reiner Neugier zu den Dreharbeiten gekommen. Chaplin engagierte die
beiden sofort für ihen Volkstanz, den sie zur Aufführung bringen. Wie
immer findet am Ende der etwas unbeholfene Tramp sein Glück - selbst in
einer Welt, in der vor allem die materiellen Werte zählen.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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