Regie: Max Ophüls
Freude und Vergänglichkeit....
Der 1951 entstandene Episodenfilm "Pläsier" ist einer der weniger
bekannten Filme des deutsch-französischen Filmregisseurs Max Ophüls und
entstand zwischen seinen beiden Meisterwerken "Der Reigen" und "Madame
de.." Alle drei Episoden basieren auf den Novellen des Schriftstellers
Guy de Maupassant. Dabei nimmt der Mittelteil des Films "Das Haus
Tellier" auch den größten Raum ein, dieser Part ist deutlich länger als
die beiden anderen Kurzgeschichten. "Pläsier" beginnt mit "Der Tänzer"
und zeigt eine rauschende Ballnacht im Cabaret-Montmarte, alles ist
ausgelassen und keiner kann sich der Partystimmung entziehen. Sofort
fällt auch ein Tänzer (dahinter steckt Jean Galland) mit Maske auf, der
wie entfesselt den Tanzboden beherrscht. Plötzlich bricht er erschöpft
zusammen. Ein Arzt (Claude Dauphin) ist zufällig unter den Gästen.
Dieser wird gerufen damit er erste Hilfe leisten kann. Als der die Maske
des Bewusstlosen öffnet, entdeckt er das Gesicht eines Greises. Er
bringt den Mann nach Hause, wo dessen Frau (Gaby Morlay) wartet und dem
Doktor die tragische Geschichte erzählt vom alternden Ehemann, der immer
noch der Jugend nachweint. Eine Jugend, als er der Schwarm vieler
Frauen war. Somit hat das Pläsier am Ende der Geschichte einen
Widerhaken. Den der unwiederbringbaren verlorenen Jugendzeit. Am Ende
steht das Alter. Auch in Episode 2 herrscht Pläsier. Vor allem für die
guten Bürger der Hafenstadt Le Havre. Die vergnügen sich am Abend sehr
oft bei Madame Tellier (Madeleine Renaud), die das Freudenhaus der Stadt
führt. Die dort arbeitenden Frauen wie Madame Rosa (Danielle Darieux),
Madame Fernande (Paulette Gubost), Madame Raphaele (Mila Parely) oder
Madame Flora (Ginette Leclerc) sind äusserst beliebt bei den vornehmen
Herren. Eines Tages aber ist das beliebte Etablissement geschlossen und
keiner der Kunden weiß warum. Enttäuscht machen sie noch gemeinsam einen
Spaziergang durch die Stadt, bekommen aber Streit untereinander und
trennen sich früher oder später im Groll. Zuhause wartet der Alltag.
Einer der Männer läuft dann noch einmal zum Haus Tellier und entdeckt
auf dem Boden eine Nachricht "Geschlossen wegen der Erstkommunion von
Madame Telliers Nichte" - tatsächlich begeben sich die Damen deshalb auf
eine Zugreise aufs Land. Am Bahnhof werden sie vom geschmückten
Pferdewagen von Mosieur Rivette (Jean Gabin), dem Cousin von Madame
Tellier, abgeholt. Das Zusammentreffen zwischen den Bauern und den
leichten Mädchen aus der Stadt erweist sich aber als geglückt. Sogar in
der Kirche - wo alle von der religiösen Stimmung ergriffen werden - sind
die Menschen für einen Augenblick eine echte Gemeinschaft. Rivette
verguckt sich in Rosa, doch die Frauen müssen wieder abfahren - am
anderen Abend darf das Etablissement in Le Havre nicht noch einmal
geschlossen sein. Tatsächlich öffnet das Haus wieder und die Männer
freuen sich noch mehr als sonst auf die Gesellschaft der Damen. In
Episode 3 heißt "Das Modell" und dort wird der Zuschauer mit Lust und
Liebe konfrontiert, die leider nur eine kurze Haltbarkeit hat. Denn der
Maler Jean (Daniel Gelin) hat genug von seiner einstigen großen Liebe,
seiner Muse Josephine (Simone Simon). Die Leidenschaft war groß und
heftig und umso heftiger ist nun der Alltag. Der Maler fühlt sich
beherrscht und es kommt ständig zum Streit. Der ändert beinahe tödlich,
denn die verschmähte Geliebte stürzt sich aus dem Fenster. Von nun an
gelähmt, hat sie sich nun mit Zwang den Maler an sich weiter gebunden.
Sie bleiben zusammen...sind aber beide unglücklich.
Mit liebevoller Sorgfalt sind alle Episoden gezeichnet, sie haben
etwas poetisches, vermeiden aber große Sentimentalität. Am stärksten ist
zweifelsohne die zweite Episode, bei dem die Freudenmädchen aufs Land
fahren. Hier hat Ophüls perfekt das jeweilige Milieu gezeichnet und
gefällt mit einer sinnlichen Heiterkeit, die von Ophüls mit leichter
Hand und kunstfertigen Kameraführung inszeniert wurde.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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