Freitag, 27. Juli 2018

Pläsier

























Regie: Max Ophüls

Freude und Vergänglichkeit....

Der 1951 entstandene Episodenfilm "Pläsier" ist einer der weniger bekannten Filme des deutsch-französischen Filmregisseurs Max Ophüls und entstand zwischen seinen beiden Meisterwerken "Der Reigen" und "Madame de.." Alle drei Episoden basieren auf den Novellen des Schriftstellers Guy de Maupassant. Dabei nimmt der Mittelteil des Films "Das Haus Tellier" auch den größten Raum ein, dieser Part ist deutlich länger als die beiden anderen Kurzgeschichten. "Pläsier" beginnt mit "Der Tänzer" und zeigt eine rauschende Ballnacht im Cabaret-Montmarte, alles ist ausgelassen und keiner kann sich der Partystimmung entziehen. Sofort fällt auch ein Tänzer (dahinter steckt Jean Galland) mit Maske auf, der wie entfesselt den Tanzboden beherrscht. Plötzlich bricht er erschöpft zusammen. Ein Arzt (Claude Dauphin) ist zufällig unter den Gästen. Dieser wird gerufen damit er erste Hilfe leisten kann. Als der die Maske des Bewusstlosen öffnet, entdeckt er das Gesicht eines Greises. Er bringt den Mann nach Hause, wo dessen Frau (Gaby Morlay) wartet und dem Doktor die tragische Geschichte erzählt vom alternden Ehemann, der immer noch der Jugend nachweint. Eine Jugend, als er der Schwarm vieler Frauen war. Somit hat das Pläsier am Ende der Geschichte einen Widerhaken. Den der unwiederbringbaren verlorenen Jugendzeit. Am Ende steht das Alter. Auch in Episode 2 herrscht Pläsier. Vor allem für die guten Bürger der Hafenstadt Le Havre. Die vergnügen sich am Abend sehr oft bei Madame Tellier (Madeleine Renaud), die das Freudenhaus der Stadt führt. Die dort arbeitenden Frauen wie Madame Rosa (Danielle Darieux), Madame Fernande (Paulette Gubost), Madame Raphaele (Mila Parely) oder Madame Flora (Ginette Leclerc) sind äusserst beliebt bei den vornehmen Herren. Eines Tages aber ist das beliebte Etablissement geschlossen und keiner der Kunden weiß warum. Enttäuscht machen sie noch gemeinsam einen Spaziergang durch die Stadt, bekommen aber Streit untereinander und trennen sich früher oder später im Groll. Zuhause wartet der Alltag. Einer der Männer läuft dann noch einmal zum Haus Tellier und entdeckt auf dem Boden eine Nachricht "Geschlossen wegen der Erstkommunion von Madame Telliers Nichte" - tatsächlich begeben sich die Damen deshalb auf eine Zugreise aufs Land. Am Bahnhof werden sie vom geschmückten Pferdewagen von Mosieur Rivette (Jean Gabin), dem Cousin von Madame Tellier, abgeholt. Das Zusammentreffen zwischen den Bauern und den leichten Mädchen aus der Stadt erweist sich aber als geglückt. Sogar in der Kirche - wo alle von der religiösen Stimmung ergriffen werden - sind die Menschen für einen Augenblick eine echte Gemeinschaft. Rivette verguckt sich in Rosa, doch die Frauen müssen wieder abfahren - am anderen Abend darf das Etablissement in Le Havre nicht noch einmal geschlossen sein. Tatsächlich öffnet das Haus wieder und die Männer freuen sich noch mehr als sonst auf die Gesellschaft der Damen. In Episode 3 heißt "Das Modell" und dort wird der Zuschauer mit Lust und Liebe konfrontiert, die leider nur eine kurze Haltbarkeit hat. Denn der Maler Jean (Daniel Gelin) hat genug von seiner einstigen großen Liebe,  seiner Muse Josephine (Simone Simon). Die Leidenschaft war groß und heftig und umso heftiger ist nun der Alltag. Der Maler fühlt sich beherrscht und es kommt ständig zum Streit. Der ändert beinahe tödlich, denn die verschmähte Geliebte stürzt sich aus dem Fenster. Von nun an gelähmt, hat sie sich nun mit Zwang den Maler an sich weiter gebunden. Sie bleiben zusammen...sind aber beide unglücklich.



 Mit liebevoller Sorgfalt sind alle Episoden gezeichnet, sie haben etwas poetisches, vermeiden aber große Sentimentalität. Am stärksten ist zweifelsohne die zweite Episode, bei dem die Freudenmädchen aufs Land fahren. Hier hat Ophüls perfekt das jeweilige Milieu gezeichnet und gefällt mit einer sinnlichen Heiterkeit, die von Ophüls mit leichter Hand und kunstfertigen Kameraführung inszeniert wurde.




Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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