Regie: Richard Brooks
Der Vater und seine Söhne...
Richard Brooks Verfilmung von "Die Brüder Karamasow" entstand 1958
- kurz vor seinem Welterfolg "Die Katze auf dem heißen Blechdach". Auch
die Literaturverfilmung des gleichnamigen Romans von Fjodor
Michailowitsch Dostojweski wurde ein ansehnlicher Kassenerfolg - in den
USA spielte der Film 5,4 Millionen Dollar ein. Ein sehr gutes Top15
Resultat in den Kinojahrescharts und Nebendarsteller Lee J. Cobb wurde
für seine Rolle als Fjodor Karamasow für den Oscar nominiert.
Natürlich ist es nahezu unmöglich so einen hochkomplexen, noch dazu
handlungsintensiven - mehr als 1.000 Seiten umfassenden Roman in einen
Film mit einer Laufzeit von ca. 145 Minuten werkgetreu abzubilden. Aber
Brooks gelang es den Roman zu kürzen und dennoch die Atmosphäre
vorbildlich beizubehalten und auch die Figuren des Romans lebendig
werden zu lassen.
Am Anfang war Marlon Brando im Gespräch für die Rolle des Dimitri
und Marilyn Monroe sollte die Gruschenka spielen. Doch aus beiden
Optionen wurde nichts. So bekamen Yul Brynner und Maria Schell den
Zuschlag. Und tatsächlich erwies sich Yul Brynner als perfekte
Besetzung. Seine sanft glühenden Augen, seine sinnliche Ausstrahlung,
das markante Gesicht - genauso stellt sich auch der Romanleser diesen
russischen Hitzkopf, den Spieler, den Hasardeur vor, der um die Ehre
kämpft und die Unschuld kämpft und versucht in diesen 3 Monaten, die die
Geschichte beschreibt, seinen Leben eine Veränderung zu geben.
Dabei bilden die unterschiedlichen Brüder des alten Fjodor
Karamasow (Lee J. Cobb) den Hauptteil der Geschichte. Dimitri (Yul
Brynner) ist ein vergnügungssüchtiger Lebemann, der alles auskosten
will. Er hat immer Spielschulden und will, dass der Vater ihm seinen
Erbteil auszahlt. Doch der alte Heuchler und Wüstling weigert sich immer
wieder. Ein möglicher weiterer Bruder, der Smerdjakow (Albert Salmi)
genannt wird, ist im Haus als Diener beschäftigt. Die Vaterschaft hat
der Alte offiziell nie anerkannt. Fjodors ältester Sohn Iwan (Richard
Basehart) ist ein Zweifler, er glaubt nicht an Gott und steht für den
Geist der Verneinung. Smerdjakow ist fasziniert von Iwan und seinen
Lehren. Ganz anders ist der jüngste der Brüder. Alexej (William Shatner)
ist Novize und ein Mann Gottes. Als Dimitri der hübschen Katja (Claire
Bloom) in einer finanziellen Not beisteht, verliebt sich die Frau in
ihn. Er warnt sie aber, weil er sich selbst mag und weil er manchmal
ebenso unmoralisch wie der eigenen Vater, den er verachtet, agiert. Doch
Katja gelingt es, dass Dimitri zur geplanten Vermählung Ja sagt. Doch
nicht lange. Als er die blonde Gruschenka (Maria Schell) kennenlernt,
verliebt er sich in die lebenslustige Frau, die seine Schuldscheine vom
Vater gekauft hat und nun Geld von ihm verlangen kann. Obwohl Gruschenka
gesteht einen polnischen Offizier zu lieben, beginnen die beiden eine
Affäre. Dies stört den Vater, der sich ebenfalls Hoffnungen machte
Gruschenka zu bekommen. Es kommt zum Streit...
Und zu einem Mord, bei dem alles dafür spricht, dass Dimitri der
Täter war. Brooks wollte zuerst in Russland an Originalschauplätzen
drehen, doch aus diesem ambitionierten Wunsch wurde leider nichts.
Dennoch hat man das Gefühl mitten in Russland im 19ten Jahrhundert zu
sein. Dabei stehen die Brüder jeweils für eine Idee oder Weltanschauung.
Ivan ist der Denker, der Fortschrittliche - er steht für die Zukunft.
Dimitri verkörpert die Lust am Leben, die Leidenschaft - er steht für
den Augenblick. Und der fromme Aljoscha durch seinen Glauben für den
schöpferischen Willen, sehr wahrscheinlich geprägt von der Vergangenheit
und den immer wiederkehrenden Fragen der Menschen. Eine Schlüsselrolle
kommt im Film der Kränkung zu, die Dimitri dem Hautpmann Snegirjow
(David Opatoshu) vor den Augen von dessen kleinem Sohn Iljuscha (Mico
Oscard) zugefügt hat. Dadurch wurde der Junge durch seinen Vater zum
Gespött seiner Kameraden. Am Ende hat aber Dimitri die Größe den
Hauptmann um Verzeihung zu bitten - am Sterbebett des lungenkranken
Iljuscha kommt es zu einem Glücksmoment. Der Film leistet sich diese
gefühlsbetonte Facette, doch die Wehmut und die leichte Rührseligkeit
passt zur Geschichte und zu dieser Zeit im vergangenen Russland. Eine
Zeit, in der die Ehre sehr groß geschrieben wurde - überlebensgroß.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
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