Regie: Robert Wise
Unter Fremdherrschaft....
"Kanonenboot am Yanktsee Kiang" ist ein 1966 von Robert Wise
gedrehter Film-Welterfolg. Er lag am Ende des Jahres auf Platz 4 der
erfolgreichsten Kinoblockbuster, nur knapp geschlagen von John Hustons
"Die Bibel", von George Roy Hills "Hawaii" und Mike Nichols "Wer hat
Angst vor Virgiina Woolf".
Bei der Oscarwahl gabs auch 8 Nominierungen. Doch am Ende ging das
"Kanonenboot am Yanktseekiang" leer aus. Sieger des Abends war Fred
Zinnemanns "Ein Mann zu jeder Jahreszeit" und daher mussten Regisseur
Robert Wise, Hauptdarsteller Steve McQueen, Nebendarsteller Mako, die
Ausstatter, der Kameramann Joseph Mac Donald, Editor William Reynolds
sowie Toningenieur James Corcoran und Musiker Jerry Goldsmith ohne die
begehrte Filmtrophäe am Ende des Abends nach Hause gehen.
Mit 179 Minuten ist "Kanonenboot am Yanktse Kiang" natürlich ein
großes opulentes Filmepos alter Schule - eines der letzten dieser Art.
Die Geschichte spielt im Jahr 1926, zur Zeit des Chinesischen
Bürgerkrieges. Maschinist Jake Holman (Steve McQeen) wird vom
Flaggschiff der US-Asienflotte auf das Flußkanonenboot US San Pablo der
"Yangtse-River-Patrol" versetzt. Captain Collins (Richard Crenna) hat
bereits Erkundigungen über den Neuen angestellt und spricht mit Fähnrich
Bordelles (Charles Knox Robinson) darüber. Der Neue sei wohl ein
exzellenter Maschinist, wurde aber in den letzten Monaten oft versetzt.
Tatsächlich erweist sich Holman als etwas eigensinniger Charakter. Denn
er versucht die geltenden Regeln auf dem Kanonenboot etwas zu
durchbrechen. Die US-Soldaten sind durch die Anwesenheit der
chinesischen Kulis zum Nichtstun verdammt. Die Kulis machen die Arbeit.
So zieht sich Holman sehr schnell den Hass des Chefkulis (James Hong)
zu, der glaubt durch die Aktivität von Holman unnötig zu sein.
Tatsächlich stirbt der Mann bei einem Einsatz und nun glauben die
Chinesen auf dem Schiff, dass mit Holman das Unglück an Bord gekommen
ist. Einen Freund findet Holman in Frenchy Burgoyne (Richard
Attenborough), mit dem er öfters beim Landurlaub durch die Bars zieht,
wo sich viele Mädchen für Geld verkaufen. So auch die eher zugeknöpfte
Mai Li (Emmanuelle Arzan), die auch der grobe Matrose Stawski (Simon
Oakland) begehrt. Frenchy hat auch ein Auge auf die scheue Frau mit den
vielen Geheimnissen geworfen, er ist aber an einer festen Beziehung mit
der Frau interessiert und will sie aus dem Teufelskreis "Prostitution"
befreien. Mit seinem neuen Kuli Po Han (Makato Iwamatsu) hat Holman mehr
Glück. Die beiden Männer freunden sich sogar langsam aber sicher an.
Doch die Lage in China eskaliert mehr und mehr. Man will die Amerikaner
aus dem Land haben und sieht das Kanonenboot immer mehr als Provokation
an. Diese Wut bekommt auch bald Po Han zu spüren. Er wird vom Mob
gefangen genommen und man will ihn zu Tode foltern, wenn man die
Forderungen missachtet. Gegen den Befehl seines Kapitäns erschießt
Holman seinen Freund um ihm die qualvolle Folter zu ersparen. Doch die
nächste Herausforderung wartet bereits auf die Mannschaft des
Kanonenboots. Man soll einen gefährdeten Missionar (Larry Gates) und die
Lehrerin Shirley Eckert (Candice Bergen) in Sicherheit bringen...
Neben dem militärischren Leben der Besatzung und einigen
Einzelschicksalen beschreibt der Film auch den Rassismus und den
Kolonialismus, vor allem auch durch die Beziehungen zwischen Seeleuten
und Kulis. Auch die Bargirls werden als Freiwild für die Wünsche der
Besatzer beschrieben. Es gelingt Robert Wise dies nicht mit dem
erhobenen Zeigefinger zu vermitteln, sondern diese Eindrücke gewinnt man
ganz nebenbei. Obwohl der Roman von Richard McKenna bereits im Jahr
1962 erschien, verglichen viele Filmkritiker beim Kinoeinsatz des Films
die Geschichte mit dem umstrittenden Vietnam-Engagement.
Tatsächlich kommen dem
Zuschauer von Heute beim Schauen auch immer wieder Gedanken darüber auf,
dass die Amerikaner sich sehr oft in Konflikte anderer Länder
einmischten und Soldaten dorthin entsendeten. Heute wird aber gesehen,
dass dieses Engagement sich in fremde Konflikte oder Kriege
einzumischen, eher abnimmt. Steve McQueen ist in seiner Rolle als
nachdenkender Aussenseiter perfekt. Am Ende erweist sich auch die
vorbereitete Rettung eines Missionars als völlig überflüssig. Die Aktion
fordert am Ende nur unnötige Todesopfer. Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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