Regie: Kurt Neumann
Der Junge und der Cowboy....
Kurt Neumanns 1951 gedrehter Western "Cattle Drive" (deutsch:
Viehtreiben) wurde für den deutschen Markt unbenannt in "Der große Zug
nach Santa Fe" und ist ein herrlicher Technicolor-Schinken für die ganze
Familie.
Sein größter Filmerfolg gelang dem deutschen Emmigranten im Jahr
1958 mit dem Horrorfilm "Die Fliege" nach der Kurzgeschichte des
französischen Schriftstellers und Journalisten George Langelan.
Leider erlebte Neumann diesen Triumph nicht mehr, denn er starb
einen Monat nach der Premiere und genau eine Woche vor dem Kinostart.
Kurt Neumann, der im Jahr 1898 in Nürnberg geboren wurde, siedelte
bereits zu Beginn der Tonfilmzeit nach Hollywood um und drehte immerhin
auch die späteren Johnny Weissmüller Tarzan Filme.
Tatsächlich ist in der ersten Einstellung von "Cattle Drive"
tatsächlich auch "Der große Zug nach Santa Fe" zu sehen, dort sorgt der
14jährige Chester Graham jr. (Dean Stockwell) für Ärger und Unmut bei
den Passagieren und beim Zugpersonal. Doch der Schaffner ist vorsichtig,
denn Chester ist der Sohn des Präsidenten der Eisenbahngesellschaft
(Leon Ames). Und der ist auch unter den Mitreisenden, hat aber für
seinen verwöhnten und ungezogenen Sprößling keine Zeit, sondern hält
ständig Sitzungen ab. Dem eingebildeten Lausebengel ist aber langweilig
und als der Zug auf freier Strecke kurz anhalten muss, hat er nichts
anderes zu tun als eine kleine Eidechse mit Steinen zu verjagen. Er muss
dazu einen felsigen Abhang hinuntersteigen, doch dann rutscht der Junge
aus und fällt ein bisschen den Abhang runter. Sein Pech: Denn der Zug
hat die Reise wieder fortgesetzt und als er kurze Zeit später vermisst
wird, ist es leider zu spät den Zug anzuhalten oder zurückzufahren, denn
die Nachfolgezüge sind bereits unterwegs auf Schienen. So kommt es,
dass Chester in der kargen Landschaft auf sich allein gestellt ist. Die
Sonne brennt stark und bald meldet sich der Durst. Zum Glück wird
Chester von dem Cowboy Dan Matthews (Joel McCrea) aufgelesen, der mit
anderen Cowboys eine Rinderherde nach Santa Fe befördern muss und kurz
im Gebirge war, um ein wilden schwarzen Hengst einzufangen. Wohl oder
übel muss der freche Junge nun mitkommen - und im Laufe der zweiwöchigen
Auszeit vom Verwöhnmodus bekommt er ein paar Lektionen im Benehmen und
auch in der Charakterbildung. Aus dem verwöhnten Jüngelchen wird ein
verantwortungsbewusster Teenager...
Im Kino war dieser Familienwestern ein guter Erfolg. Mit Chill
Wills und Henry Brendon sieht man auch weitere bekannte Gesichter des
Genres und das Zusammenspiel zwischen Joel McCrae und dem Kinderstar
Dean Stockwell funktioniert perfekt. Stockwell konnte auch im
Erwachsenenalter gute Erfolge beim Film feiern. Unvergessen bleibt seine
Rolle in Richard Fleischers "Der Zwang zum Bösen" - dort mimt er
gemeinsam mit Bradford Dillmann das Killerduo Judd Steiner und Artie
Strauss. Einen sehr schrägen Part durfte er in David Lynchs "Blue
Velvet" spielen, für Jonathan Demmes "Mafiosi Braut" wurde er sogar für
den Oscar als bester Nebendarsteller vorgeschlagen. Auch wenn das Ende
in "Der letzte Zug nach Santa Fe" etwas zu übertrieben und aufgesetzt
wirkt, ist alles weitere überaus sympathisch: Ein FeelGood Movie,
einfach, aufrichtig und ehrlich mit sehr guten Charakteren.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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