Regie: Francois Truffaut
Die narzistische Catherine und ihre Männer...
Francois Truffaut
schaffte mit "Jules und Jim" das Kunststück - ausgehend von einer
Skandalsituation "Zwei Männer und eine Frau ide ein ganzes Leben
zusammenleben" einen Film zu machen, der so "rein" wie möglich ist. Er
schaffte es, indem er eine schwebende Balance in diesem
Dreiecksgeschichte, die die Jahre 1912 bis 1933 umspannt, einbaute. Dies
sorgt für Leichtigkeit, pure Lebensfreude, aber auch für genügend
Wehmut. Heute könnte man "Jules und Jim" auch als Plädoyer für die
deutsch-französische Freundschaft empfinden und sicherlich war es von
Truffaut auch so beabsichtigt, aber im Original ist Jules kein
Deutscher, sondern Österreicher.
Das ändert aber
nichts an der Freundschaft dieser beiden Männer - beide lernen sich in
Paris kennen und beide sind Schriftsteller. Beide sind interessiert am
Austausch der Kulturen. Jules (Oscar Werner) ist eher introvertiert, der Franzose Jim
(Henri Serre) das Gegenteil. Doch beide teilen ein Interesse an der Welt der Künste
und des böhmischen Lebensstils. Bei einer Diaschau sehen sie die Büste
einer antiken Statue, die sich auf einer Insel in der Adria befindet.
Sie sind von diesem Gesicht, dass einer Göttin gleicht, gleichermaßen
sofort fasziniert und reisen natürlich auf die Insel, um sich vom
Anblick dieser Frau aus Stein persönlich begeistern zu lassen. Nach
Begegnungen mit mehreren Frauen treffen sie auf die launische, aber
freigeistige Französin Catherine (Jeanne Moreau), die in fasznierender
Weise fast schon wie eine Doppelgängerin dieser Statue gleicht. Das
gleiche ruhige Lächeln wollen die beiden Freunde bei ihr erkannt haben.
Eine Phase voller Lebensfreude beginnt - die drei laufen über eine
Brücke umd die Wette. Chaterine hat sich einen Schnurrbart angemalt.
Oder sie machen eine Radtour zusammen und toben anschließend durch ein
Strandwäldchen. Jules hat es besonders schwer erwischt und tatsächlich
nimmt Catherine seinen Heiratsantrag an. Sie folgt ihm nach Deutschland,
eine Tochter wird geboren und die Familie lässt sich im Schwarzwald
nieder. Der 1. Weltkrieg bricht aus - beide Männer werden eingezogen und
beide hoffen, dass sie nie in die Situation kommen werden, der dem
besten Freund womöglich das Leben kostet. Nach dem Krieg nehmen die
beiden Freunde erneut den Kontakt auf. Jim besucht den Freund und seine
Familie im Schwarzwald und bemerkt sofort, dass es in der Ehe nicht
stimmt. Die Dreiecksbeziehung wird wieder aufgenommen. Doch auch mit Jim
ist Catherine nicht ganz glücklich. Sie geht auch Affären mit anderen
Männern ein. Als Jim seine langjährige Freundin Gilberte (Vanna Urbino)
heiraten möchte, kommt es traurigen Schlußpunkt...
Man sollte "Jules
und Jim" nicht in der synchronisierten Fassung ansehen, denn im Original
gelingt eher diese unsichtbare Magie, die der Film hat: Er lässt eine
Welt verschwinden und eine andere wieder plötzlich auftauchen. Der Film
gefällt durch seine intensive und subtile Energie. Trotz der heiklen
Aspekte - noch verstärkt in den Jahren zwischen 1912 und 1933 - ist der
Film seltsamerweise moralisch, vielleicht liegt es an der schrecklichen
Traurigkeit, die der Film immer mehr entfaltet, wo er doch als beinahe
schon federleichte Komödie begann. Auch optisch ist der Film von einer
erlesenen Schönheit. Die Musik von Georges Delerue begleitet diesen
bekannten Vertreter der Nouvelle Vague. Truffauts Film erhielt 1962 den
Etoile de Cristal als bester Film des Jahres. Jeanne Moreau wurde
weltbekannt.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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