Regie: Lewis Milestone
Nach Tahiti und zurück...
1787: Das englische Kriegsschiff "HMS Bounty" unter Kapitän Bligh
läuft nach Tahiti aus. Schon bald kommt es unter seiner harten Führung
zu Unruhen, auf dem Rückweg schließlich bricht eine Meuterei aus.
Die Gründzüge der Handlung sind tatsächlich historisch - noch heute leben die Nachkommen der Meuterer auf Pitcairn.
Es gab zahlreiche Verfilmungen, alle basieren auf der Buchvorlage
"Die Meuterei auf der Bounty: Schiff ohne Hafen" von Charles Bernard
Nordhoff und James N. Hall.
Im Jahr 1935 entstand die wohl heute noch berühmteste Verfilmung
des Stofees durch Regisseur Frank Lloyd mit Charles Laughton als Captain
Bligh und Clark Gable als 1. Offizier Fletcher Christian.
Lewis Milestone drehte 1961 unter dem gleichen Titel ein Remake mit
Marlon Brando, der den 1. Offizier spielt und seine Rolle anders als
Gable anlegt. Auch Trevor Howard als grausamer Leuteschinder
interpretiert in der Cinemascope Version den Captain etwas
differenzierter.
Dennoch bemängelte man gerade die mangelnde Intensität des opulenten Farb-Monumentalfilms im Vergleich zum Original.
Für mich persönlich sind aber beide Filme beinahe gleichwertig.
In der 80er Jahren wurde die "Bounty" erneut im Kino präsentiert - diesmal mit dem Duo Anthony Hopkins und Mel Gibson.
Dass gerade diese Meuterei ein anhaltendes Interesse beibehalten
konnte, liegt auch an den aussergewöhnlichen Begleitumständen. Denn es
war eine seemännische Meisterleistung, die der auf einem Boot
ausgesetzte Bligh mit 18 weiteren Männern schaffte. Er legte im offenen
Boot die Strecke von 3.600 Seemeilen von Tonga bis Timor zurück.
Und so konnte Jagd auf die Meuterer gemacht werden.
Lewis Milestone übernahm die Regie von Carol Reed, der sich mit
einem divenhaften Marlon Brando konfrontiert sah und nicht mehr auf
dessen Starallüren Rücksicht nehmen wollte und konnte. Milestone ließ
ihn gewähren und obwohl der Film mit 13 Millionen Dollar
Einspielergebnis in den Kinojahrescharts 1962 einen hervorragenden 6.
Rang belegte, konnte er damit seine immensen Produktionskosten nicht
einspielen und gilt bis heute als Flop.
Schon beim ersten Zusammentreffen an Bord merkt der Zuschauer, dass
die Chemie zwischen dem Captain (Trevor Howard) und dem 1. Offizier
(Marlon Brando) nicht stimmt. Bligh kommt aus einfachen Verhälntissen,
hat sich durch Ehrgeiz und Können zu einem hervorragenden Seemann
entwickelt. Dagegen ist Fletcher Christian ein echter Snob, der in den
besten Kreisen verkehrt. Bligh bemerkt die arrogante Ader seines 1.
Offiziers und dieser erkennt die brutalen und grausamen Mittel, die der
Kapitän schon bei den geringsten Vergehen anwendet.
Die Mission der Bounty: Kurs auf Tahiti und die dort vorkommende
Brotfrucht zu importieren. Das Empire verspricht sich von diesem
Nahrungsmittel sehr viel und erste Priorität haben die Pflanzen. Dann
erst kommt das Wohl der Mannschaft. Um sehr schnell erfolgreich zu sein,
entscheidet sich Bligh für den kürzeren, aber viel gefährlicheren Weg
durch Kap Hoorn. Dieser verwegene Plan scheitert. Die Bounty kommt also
viel später in Tahiti an und muss dort einige Zeit bleiben. Die
Mannschaft hat aber dennoch großes Vergnügen, weil die Frauen auf der
Insel weiße Menschen als besonders attraktiv und begehrenswert ansehen.
Fletcher Christian bekommt sogar den Auftrag sich mit der
Häuptlingstochter Maimiti (Tarita Tumi Teriipaia) zu beschäftigen, die
sich in ihn verliebt hat. Die Zuneigung wird von ihm erwidert. Nur der
Captain hat so gar keine Freude am Vergnügen, sondern kapselt sich
einzelgängerisch ab und verbringt die meiste Zeit an Bord und beobachtet
gemeinsam mit dem Botaniker an Bord, dass die Brotfrüchte gut gedeihen.
Dann gehts heimwärts und mehr als einmal lässt der Captain mit der
neunschwänigen Katze die Männer bestrafen. Auch das Wasser wird
rationiert, weil die Pflanzen zum Überleben viel mehr Flüssigkeit
brauchen als gedacht. Dies alles führt irgendwann zur Meuterei, die nun
Fletcher Christian anführt. Er setzt den Captain und seine Getreuen im
Meer aus und flüchtet in Richtung Tahiti...
Der Film nimmt ein anderes Ende als der Klassiker von 1935 und ist
mit mit einer Laufzeit von 179 Minuten ein echtes Monumentalepos
Großartig ist die Kameraarbeit von Robert Surtees, der im Laufe seiner
Karriere mehr als ein Dutzend Oscar-Nominerungen erhielt und dreimal
(König Salomons Diamanten, Stadt der Illusionen, Ben Hur) den Sieg
davontrug. Bei der Oscarverleihung 1963 kam das farbenprächtige Remake
auch auf 7 Nominierungen - doch am Ende ging Milestones Film komplett
leer aus.
Mit seiner Filmpartnerin Tarita Tumi Teriipaia hatte Marlon Brando
eine langjährige Liason, 2 Kinder gingen aus dieser Beziehung hervor.
Bewertung. 8 von 10 Punkten.
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