Regie: Helmut Käutner
Johannes Bückler, der Räuberhauptmann vom Hunsrück...
Johannes Bückler war ein deutscher Räuber, der um 1779 geboren
wurde und am 21. November 1803 auf dem Schafott sein Leben ließ - mit
ihm starben auch 19 seiner Gefolgsleute. Der Bande wurden mindestens 211
Straftaten nachgewiesen - im Volksmund nannte man Bückler nur den
Schinderhannes. Kurz nach seiner Hinrichtung begann eine
Legendenbildung, die Bande war gefürchtet und überall bekannt. Nach
seiner Verhaftung erschienen bereits zwei angeblich authentische
Biographien, die allerdings frei erfunden waren. Diese wie auch
zahlreiche in den Folgejahren veröffentliche Berichte über den
Räuberhauptmann zeichneten bald schon ein überhöhtes Bild des Räubers
und irgendwann hatte sich sein Ruf ein deutscher Robin Hood zu sein
verfestigt. Heute geht man davon aus, dass er aber nicht nur einen Krieg
gegen die Reichen und die französischen Besatzer führte - das Bild vom
Wohltäter der Armen wird heute stark bezweifelt, auch wenn viele
Hunsrücker ihn immer wieder vor der Verfolgung der Obrigkeiten
schützten.
Carl Zuckmayr schrieb seine Version vom "Schinderhannes" im Jahr
1927 - Helmut Käutner wagte sich 31 Jahre später an die Verfilmung des
Schauspiels. Als Räuberhauptmann wurde Curd Jürgens verpflichtet, in der
Rolle seiner Frau Julchen ist Maria Schell zu sehen. Beide Darsteller
waren in dieser Zeit bereits international sehr erfolgreich und drehten
auch in Hollywood.
Das Stück von Zuckmayr war historisch nicht korrekt und das gleiche
gilt natürlich auch für Käutners spannende Verfilmung des Stoffes.
Der Film war beim Kinopublikum sehr erfolgreich, doch die Kritiker
waren damals nicht sehr angetan. Viele sahen sowohl Jürgens als auch
Schell als gewisse Fehlbesetzung. Ich persönlich empfinde die beiden
Darstellung für richtig gut, ausserdem stimmt bei den beiden Akteuren
die Chemie. Curd Jürgens wie immer charismatisch und stattlich und
hinter der frechen Ausstrahlung von Maria Schell (sie singt in ihrer
ersten Szene das bekannte Schinderhannes Lied) entpuppt sich eine sehr
zärtliche Frau, die irgendwann sehr starke Angst um ihren Mann und
beider Zukunft hat - so weicht der Stolz die Braut des berüchtigten
Räubers zu sein. Am Ende - am Tag der Hinrichtung - muss sie sich
allerdings wieder mit dem Stolz begnügen "mehr als 15.000 Leut´sind heut
gekommen, mehr als beim Napoleon".
Einer der Erzfeinde vom Schinderhannes ist der Reichsgraf Kleve
Boost (Willi Trenck Trebitsch), der den Bauern alles wegnimmt, was sie
vor den vorigen Besatzern aus Frankreich verstecken konnten. Doch Carl
(Christian Wolff), der Sohn des Reichsgrafen steht für eine neue Zeit,
für die zeit der Revolution und er hat Schillers "Räuber" gelesen. Er
schließt sich der Bande an, nachdem die mutig ein Fest von Kleve Boost
gestürmt haben und den Adligen ihren Schmuck raubten. Die verkauft der
Schinderhannes seinem Hehler Leyendecker (Joseph Offenbach). Seine
Männer sind ihm treu ergeben - dennoch wird im Laufe der Geschichte, als
sich die Schlinge immer mehr um die Räuberbande zieht, ein Verrat das
Schicksal besiegeln. Benzel (Siegfried Lowitz) wird ihn begehen, er wird
mit dieser Tat aber nicht glücklich. Nach einem längeren Prozess werden
Schinderhannes und 19 weitere Deliquenten vor dem Mainer Holzturm
geköpft...
Als Käutners Meisterwerke gelten "Große Freiheit Nr. 7", "Unter den
Brücken", "Des Teufels General" und "Der Hauptmann von Köpenick".
Sicherlich richtig, doch andere Filme von ihm sind weitestgehend
unterschätz. So auch sein 1940 entstandener Kostümfilm "Kleider machen
Leute", der heute fast in Vergessenheit geratene "Himmel ohne Sterne"
und auch "Der Schinderhannes".
Trotz einer gewissen Romantisierung trifft die teilweise derbe
Räuberballade ins Schwarze, denn Käutner ist es geglückt die Figuren und
die Zeit von damals dem Zuschauer wieder lebendig zu machen. Neben der
Hauptgeschichte legt er großen Wert auf kleinere Details. Diese genauen
Episodenhaftigkeiten machen aus der Verfilmung ein echtes Vergnügen.
Auch Curd Jürgens wirkt in jeder Zeit echt, aber die ganze
Ensembleleistung ist fabelhaft. Dabei hat Käutner die lyrische Substanz
des noch dramatischeren Originals mit einer sehr originellen
volkstümlichen Derbheit und Deftigkeit ausgestattet - dies macht den
ganzen Film dynamisch und vital. Man kann Käutners Schinderhannes als
eine Art Heimatfilm mit Volksstückcharakter bezeichnen - es ist in
diesem Falle aber als echtes Kompliment gemeint.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
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