Mittwoch, 27. März 2019

Schinderhannes


















Regie: Helmut Käutner

Johannes Bückler, der Räuberhauptmann vom Hunsrück...

Johannes Bückler war ein deutscher Räuber, der um 1779 geboren wurde und am 21. November 1803 auf dem Schafott sein Leben ließ - mit ihm starben auch 19 seiner Gefolgsleute. Der Bande wurden mindestens 211 Straftaten nachgewiesen - im Volksmund nannte man Bückler nur den Schinderhannes. Kurz nach seiner Hinrichtung begann eine Legendenbildung, die Bande war gefürchtet und überall bekannt. Nach seiner Verhaftung erschienen bereits zwei angeblich authentische Biographien, die allerdings frei erfunden waren. Diese wie auch zahlreiche in den Folgejahren veröffentliche Berichte über den Räuberhauptmann zeichneten bald schon ein überhöhtes Bild des Räubers und irgendwann hatte sich sein Ruf ein deutscher Robin Hood zu sein verfestigt. Heute geht man davon aus, dass er aber nicht nur einen Krieg gegen die Reichen und die französischen Besatzer führte - das Bild vom Wohltäter der Armen wird heute stark bezweifelt, auch wenn viele Hunsrücker ihn immer wieder vor der Verfolgung der Obrigkeiten schützten.
Carl Zuckmayr schrieb seine Version vom "Schinderhannes" im Jahr 1927 - Helmut Käutner wagte sich 31 Jahre später an die Verfilmung des Schauspiels. Als Räuberhauptmann wurde Curd Jürgens verpflichtet, in der Rolle seiner Frau Julchen ist Maria Schell zu sehen. Beide Darsteller waren in dieser Zeit bereits international sehr erfolgreich und drehten auch in Hollywood.
Das Stück von Zuckmayr war historisch nicht korrekt und das gleiche gilt natürlich auch für Käutners spannende Verfilmung des Stoffes.
Der Film war beim Kinopublikum sehr erfolgreich, doch die Kritiker waren damals nicht sehr angetan. Viele sahen sowohl Jürgens als auch Schell als gewisse Fehlbesetzung. Ich persönlich empfinde die beiden Darstellung für richtig gut, ausserdem stimmt bei den beiden Akteuren die Chemie. Curd Jürgens wie immer charismatisch und stattlich und hinter der frechen Ausstrahlung von Maria Schell (sie singt in ihrer ersten Szene das bekannte Schinderhannes Lied) entpuppt sich eine sehr zärtliche Frau, die irgendwann sehr starke Angst um ihren Mann und beider Zukunft hat - so weicht der Stolz die Braut des berüchtigten Räubers zu sein. Am Ende - am Tag der Hinrichtung - muss sie sich allerdings wieder mit dem Stolz begnügen "mehr als 15.000 Leut´sind heut gekommen, mehr als beim Napoleon".
Einer der Erzfeinde vom Schinderhannes ist der Reichsgraf Kleve Boost (Willi Trenck Trebitsch), der den Bauern alles wegnimmt, was sie vor den vorigen Besatzern aus Frankreich verstecken konnten. Doch Carl (Christian Wolff), der Sohn des Reichsgrafen steht für eine neue Zeit, für die zeit der Revolution und er hat Schillers "Räuber" gelesen. Er schließt sich der Bande an, nachdem die mutig ein Fest von Kleve Boost gestürmt haben und den Adligen ihren Schmuck raubten. Die verkauft der Schinderhannes seinem Hehler Leyendecker (Joseph Offenbach). Seine Männer sind ihm treu ergeben - dennoch wird im Laufe der Geschichte, als sich die Schlinge immer mehr um die Räuberbande zieht, ein Verrat das Schicksal besiegeln. Benzel (Siegfried Lowitz) wird ihn begehen, er wird mit dieser Tat aber nicht glücklich. Nach einem längeren Prozess werden Schinderhannes und 19 weitere Deliquenten vor dem Mainer Holzturm geköpft...



Als Käutners Meisterwerke gelten "Große Freiheit Nr. 7", "Unter den Brücken", "Des Teufels General" und "Der Hauptmann von Köpenick". Sicherlich richtig, doch andere Filme von ihm sind weitestgehend unterschätz. So auch sein 1940 entstandener Kostümfilm "Kleider machen Leute", der heute fast in Vergessenheit geratene "Himmel ohne Sterne" und auch "Der Schinderhannes".
Trotz einer gewissen Romantisierung trifft die teilweise derbe Räuberballade ins Schwarze, denn Käutner ist es geglückt die Figuren und die Zeit von damals dem Zuschauer wieder lebendig zu machen. Neben der Hauptgeschichte legt er großen Wert auf kleinere Details. Diese genauen Episodenhaftigkeiten machen aus der Verfilmung ein echtes Vergnügen. Auch Curd Jürgens wirkt in jeder Zeit echt, aber die ganze Ensembleleistung ist fabelhaft. Dabei hat Käutner die lyrische Substanz des noch dramatischeren Originals mit einer sehr originellen volkstümlichen Derbheit und Deftigkeit ausgestattet - dies macht den ganzen Film dynamisch und vital. Man kann Käutners Schinderhannes als eine Art Heimatfilm mit Volksstückcharakter bezeichnen - es ist in diesem Falle aber als echtes Kompliment gemeint.



Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

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