Montag, 11. März 2019

Die letzte Kugel



















Regie: Harry Keller

11 Uhr Vormittags...

Harry Keller war vor allem Filmeditor, doch er drehte als Regisseur mehrere gute und erwähenswerte B-Western. Die bekanntesten davon sind sicherlich Audie Murphys "Sieben Wege ins Verderben", der eher ungewöhnliche "Quantez, die tote Stadt" und der 1958 entstandene "Die letzte Kugel", der im Original "Bullet for a Badman" heißt und eine interessante "12 Uhr mittags" Variante präsentiert.
Genau wie Sheriff Will Kane im großen Klassiker von Fred Zinnemann schafft auch Harry Keller die brenzliche Situation, dass es ein Mann des Gesetzes mit insgesamt vier zu allem entschlossenen Banidten aufnehmen muss.
Die Konstellationen sind aber etwas anders, denn Jim Scott (Fred McMurray) ist nicht der Sheriff, sondern der Richter des kleinen Westernstädtchens. Um 11 Uhr Vormittags muss er in der Kirche der Gemeinde das Urteil für den Mörder Rudy Hayes (Christopher Dark) verkünden. Ein Tag vorher haben ihn die Geschworenen schuldig gesprochen und die Witwe seines Opfers, Mrs. Quary (Peggy Converse) will ihn hängen sehen. An diesem Tag hat der Richter noch etwas Zeit, denn er möchte am Nachmittag seiner Myra (Joan Weldon) einen Heiratsantrag machen. Die ahnt etwas als er von einer Überraschung redet, die er ihr präsentieren will. Myra hat ein Geheimnis. Sie hat sich vor einigen Wochen in einen anderen Mann verliebt. Es ist der junge Sheriff Barney Wiley (John Ericson), sie haben aber bisher nicht den Mut gefunden ihre Liebe öffentlich zu machen.
Im Laufe des Vormittags tauchen die beiden Brüder des Angeklagten in der Stadt auf. Der unbesonnene Howard Hayes (Skip Homeier) und sein älterer Bruder Charlie (Robert Middleton), sie erfahren von Rudys Freundin Cora (Marie Windsor), dass höchstwahrscheinlich das Todesurteil ansteht. Natürlich wollen die Brüder mit aller Macht ein anderes Urteil erwirken. "Verbannung" zum Beispiel - ein Urteil, dass schon oft ausgesprochen wurde und mit etwas Nachdruck sollte der Richter doch auf diesen Vorschlag eingehen. Denn schließlich drohen sie dem Mann des Gesetzes mit Rache, wenn der nicht nachgibt. Bald drängen selbst die braven Bürger der Stadt den Richter um Nachsicht mit dem Mörder, denn sie haben Angst vor den Vergeltungsmaßnahmen der Banditen, die sogar noch Unterstützung von den Cousins (Lee van Cleef, Chris Alkaide) bekommen. Dann erfährt Jim von der Liason zwischen Myra und Wiley. Für ihn wäre das Urteil "Verbannung" nun vorteilhaft, denn er würde dem Sheriff den schwarzen Peter zuschustern. Der müsste nämlich das Urteil mit Gewalt erzwingen, denn ein Hayes lässt sich sicher nicht aus der Stadt jagen. Damit liefe der Konkurrent Gefahr in einer Schließerei mit dem Gangster den Kürzeren zu ziehen...



Was der Richter dann tatsächlich verkündet ist wie die ganze Geschichte vorher sehr unvorhersehbar. Diese Komponente macht den Western sehr interessant, denn der Zuschauer weiß nie, wie der Richter sich verhalten wird und erst Recht nicht wie die Menschen in seiner Umgebung - sein Mädchen, der Sheriff - reagieren werden. So gesehen legt Harry Keller sein Augenmerk darauf, wie sich die Figuren positionieren und welche schwierigen Entscheidungen sie im Laufe dieses Vormittags noch treffen müssen. Keller jongliert auch gekonnt mit den Wahrnehmungen des Zuschauers, der lange Zeit den Sheriff als den "Helden" wahrnimmt und die Handlungsweisen des Richters nicht immer nachvollziehen kann.


Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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