Sonntag, 18. Oktober 2020

Ein Tag zum Kämpfen


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Robert Siodmak

Custers Schlachten...

Robert Siodmaks Film "Brennendes Geheimnis" mit Willy Forst hatte am Tag des Reichtagsbrandes Premiere und wurde propt vom damaligen Propagandaminister Goebbels verboten. Dies war mit einer der Gründe, warum Siodmak sich dazu entschloss seine deutsche Heimat zu verlassen und seine Regie-Karriere im Nachbarland Frankreich fortzusetzen. Mit dem Kriegsausbruch 1939 verließ er auch Frankreich und emigrierte in die USA. Er fasste in Hollywood sehr schnell Fuß und inszenierte dort 25 Kinofilme, von denen viele zu Klassikern wurde. Mit Lon Chaney drehte er 1943 "Draculas Sohn", mit Ella Raines den Noir Thriller "Zeuge gesucht", mit Dorothy McGuire "Die Wendeltreppe" oder mit Burt Lancaster den berühmten "Rächer der Unterwelt" oder "Gewagtes Alibi". Doch während der Drehbarbeiten zu "Der rote Korsar" kam es immer wieder zwischen Regisseur Siodmak und seinem inzwischen zum Weltstar gewordenen Hauptdarsteller Lancaster zum Streit, mit dem Ergebnis, dass Siodmak sich entschloß Hollywood den Rücken zu kehren. Er hatte genug von dem riesigen Einfluß, den egomanische Stars bei der Realisierung eines Films hatten. In Deutschland entstanden dann "Die Ratten" und "Nachts, wenn der Teufel kam". Er wurde als Regisseur für einige Karl May Filme engagiert. Obwohl "Custer of the West" (deutscher Titel: Ein Tag zum Kämpfen) in Spanien gedreht wurde, ist der Western eine US-Produktion, denn der Finanzier war der Amerikaner Philip Yordan.
"Custer of the West" hat eine Laufzeit von 135 Minuten und in einigen Szenen des etwas überlangen Westernepos blitzt auch immer wieder die Genialität des Regisseurs auf. So sind die Schlachtszenen sehr professionell gemacht und bei einigen Einstellungen wird der Filmkenner vielleicht sogar in Entzückung geraten. Wenn etwa einer der Soldaten durch einen reißenden Strom getrieben wird, der Mann kann sich nur an einem Baumstamm festhalten oder wenn eine Kutsche ins Tal fährt und die Insassen den Tod vor Augen haben, weil das Gefährt auf dem sie von den Indianern festgebunden wurden, immer schneller wird.
Robert Shaw spielt den berühmten Emporkömmling des amerikanischen Bürgerkriegs George Armstrong Custer, um den es nach den Kampfhandlungen im Jahr 1965 ziemlich ruhig wird. General Sheridan (Lawrence Tierney) bietet dem Kriegsveteran zwar aufgrund seiner heldenhaften Einsätze einige gute Posten an, doch die Angebote sind Custer viel zu ruhig. Eine Chance bietet jedoch das Kommando über die 7. Kavallerie. Die Indianer in Dakota begehren gegen die Reservationspläne der amerikanischen Regierung immer wieder auf. Custer weiß zwar, dass die Verträge eine Täuschung sind und indianisches Land gestohlen wird, doch er wieß auch, dass man die Ureinwohner aus ihren Jagdgebieten vertreiben will - komme was wolle. Und Custer wittert natürlich durch die drohenden Kampfeshandlung erneut eine Heldenverehrung wie einst. Dies macht ihm zum Todfeind des Indianerhäuptling Chief Dull Knife (Kieron Moore). Als im Indianergebiet auch noch Gold gefunden wird, spitzt sich die Situation immer mehr zu. Am Ende steht die berühmte Schlacht am Little Big Horn, wo Custers gesamte 7. Kavallerie den Tod findet. Die Indianer waren zum letzten Mal den Soldaten zahlenmäßig weit überlegen. Custer stirbt als Letzter auf den Schlachtfeld...



Custers Ehefrau wird von Mary Ure gespielt. Als Major Reno ist Ty Hardin zu sehen, als Captain Benteen gibt es ein Wiedersehen mit Jeffrey Hunter. In einer kleinen Nebenrolle ist Robert Ryan als Sergeant Mulligan zu sehen, der von Custer wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt wird. Diese Szenen mit Ryan gehören zu den besten Einzelszenen des Films, der gesamthaft etwas unausgegoren wirkt und der sich nicht so recht entscheiden kann, ob er nun Heldenpos oder Vergangenheitskritisch sein will. Letzteres gelingt vor allem durch Robert Shaw, der die Titelfigur als Sadist mit Shakespeare-Tiefe interpretiert - vor allem bei seinem Gespräch mit dem Häuptling wird dies besonders deutlich.



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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