Regie: Nicholas Ray
Immer größeres Mißtrauen...
Humphrey Bogarts große Kinoklassiker
kennt man auch durch die zahlreichen Einsätze im TV-Programm. Einer
seiner besten Filme überhaupt heißt "Ein einsamer Ort" und dieser Film
wurde zumindest vom deutschen Fernsehen jahrelang einfach ignoriert.
Vielleicht liegt es daran, dass dieser Film Noir nicht deutsch
synchronisiert wurde. Erst 2011 wurde diese angefertigt und die
Fernsehpremiere war 2012 auf "Arte".
Regie des Films führte Nicholas Ray - ein Regisseur, der während
seiner Karriere weitere Kultfilme inszeniert hat. Sein Debüt "Sie leben
bei Nacht" gehört ebenfalls zu den ganz großen Filmes des Noir Genres
und zeigt eine tragische Liebesgeschichte in Gangsterkreisen. Farley
Granger und Cathy O´Donnell spielen großartig. Auch "..Johnny Guitar"
hatte schnell eine riesige Fangemeinde. Für sie ist der brutale
Schlagabtausch zwischen den beiden Westernladys Joan Crawford und
Mercedes McCambridge einer der besten Western, die je gedreht wurde. Von
dem Kultpotential von "...denn sie wissen nicht, was sie tun" mit dem
jungen Rebellen James Dean ganz zu schweigen. Nicht unerwähnt lassen
möchte ich auch "Party Girl" aus dem Jahr 1958 - ein dunkler Film in
Farbe mit Chyd Charisse und Robert Taylor.
In "Ein einsamer Ort" spielt Humphrey Bogart keinen Schnüffler,
sondern eiinen begnadeten Drehbuchautoren, der aber als sehr
unberechenbar gilt. Durch seine Sauferei und seiner Egozentrik,
verbunden mit Launen und Aggressionen, ist es für ihn aber nicht leicht
an Aufträge heranzukommen. Dixon "Dix" Steeles Agent Miel Lippman (Art
Smith) hat keine leichte Aufgabe. Doch es ist dem Agenten gelungen, dass
das Buch eines berühmten Schriftstellers verfilmt werden soll - Dix hat
die Möglchkeit das Drehbuch dazu zu schreiben. Dazu müsste er aber das
Buch lesen und dies ist dem eigensinnigen Schreiber zu mühsam. Immerhin
hat das Garderobenmädchen Mildred Atkinson (Martha Stewart) verlauten
lassen, dass sie das Buch bestens kennt und Dix eine straffe
Nacherzählung des Buches zum Besten geben könnte. Auf diesen Vorschlag
geht Dix ein und das junge Mädchen sagt dafür extra ihr Rendezvous ab.
Sie wird von Dix in dessen Apartment eingeladen. Als sie den
Appartmentkomplex betreten, kommt ihnen die neue Mieterin Laurel Gray
(Gloria Grahame) entgegen. Als das Mädchen einige Zeit später die
Wohnung von Dix wieder verlässt, steht Laurel am Fenster und sieht wie
sich die beiden verabschieden. Damit wird Laurel zur wichtigen zeugin
für die Polizei, denn am frühen Morgen wird die Leiche des
Garderobenmädchens aufgefunden. Und als Letzter, der die Frau lebend
gesehen hat, wird nun Dix zum Hauptverdächtigen für die Polizei. Einer
der Ermittler ist Detective Sergeant Brub Nicholai (Frank Lovejoy), der
Dix vom Krieg her kennt. Dix war der Vorgesetzte und Nicholai hält ihn
für einen genialen Menschen, der bei der ganzen Kompanie sehr beliebt
war. Er ist somit von der Unschuld seines früheren Freundes überzeugt,
sein Vorgesetzter Captain Lochner (Carl Benton Raid) eher nicht. Doch es
gibt nicht genügend Beweise, die eine Verhaftung rechtfertigen würde.
Und immerhin hat Laurel für ihren Nachbar ausgesagt. Damit kommen sich
Dix und Laurel näher und gehen bald eine Beziehung ein. Laurel
akzeptiert, dass Dix ein Querkopf ist und auch leicht in Rage kommt.
Aber da dies immer häufiger der Fall sein wird, kommen allmählich
Zweifel bei Laurel auf. Als er eines Abends wieder ins Präsidium kommen
soll, rastet er aus und rast nachts mit erhöhter Geschwindigkeit durch
die Straßen. Dabei streift er einen anderen Wagen. Als dieser Fahrer
sich beschwert, schlägt Dix den Mann bewusstlos und hebt einen Stein
auf, der dort liegt mit der Absicht den Bewusstlosen noch stärker zu
verletzen. Laurel gelingt es dies zu verhindern, aber diese Situation
hat deutlich Spuren hinterlassen....
Das Drehbuch von Andrew Solt ist so konstruiert, dass der Zuschauer
immer wieder dazu veranlasst wird, selbst Rückschlüsse aus dem
Gezeigten zu ziehen, ohne auf Rübkblenden angewisen zu sein. Kann es
sein, dass Dix - der meistens sehr freundlich, hilfsbereit und äusserst
charmant - zum Mörder einer Frau wurde ? Kann es sein, dass er eine
extrem dunkle Seite in sich trägt, die bei vermeintlichen Kränkungen
oder Ungerechtigkeiten zu allem fähig ist ? So wie Laurel sind auch wir
am Ende nicht mehr ganz so sicher, ob für Dix die Nacht endete als er
sich von seinem Gast verabschiedet hat. Er könnte auch schuldig sein,
denn sein möglicherweise mörderisches Potential scheint ebenfalls
sichtbar geworden zu sein. Humphrey Bogart spielt einen Mann mit
finsteren und hässlichen Stimmungen, aber er kann auch mehr als
zartfühlend und fürsorglich sein. Mit Gloria Grahame hat er eine
ebenbürtige Partnerin an seiner Seite, die zum Zeit des Drehs mit
Nicholas Ray verheiratet war. Für ihre Rolle in "Stadt der Illusionen"
erhielt die Schauspielerin 1953 einen Oscar.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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