Regie: Jean Negulesco
Die Kollision mit dem Eisberg...
Bevor James Cameron bei seinem 11fachen Oscarregen für seinen
"Titanic" Film zum "King of the World" wurde, gab es drei vorherige
interessante Verfilmungen.
Im Dritten Reich inszenierte Herbert Selpin seine Version von
"Titanic" - der Film musste am Ende von Werner Klingler fertig gestellt
werden, da Selpin verhaftet wurde, weil er sich kritisch über die
Wehrmacht und den Krieg geäussert hatte. Einige Zeit später fand man den
Regisseur erhängt in seiner Zelle.
Hollywood drehte 1953 eine erfolgreiche Variante - Name des Films
war "Titanic" und die Drehbuchautoren Charles Brackett, Richard L. Breen
und Walter Reisch erhielten für ihr Drehbuch 1954 sogar einen Oscar.
Ebenso wurden die Macher des besten Szenenbildes (Lyle R. Wheeler,
Maurice Ransford, Stuart A. Reiss) nominiert. Der Film spielte 2,2
Millionen Dollar in den USA ein. 1958 gelang dem Briten Roy Ward Baker
mit "Die letzte Nacht der Titanic" ebenfalls ein Publikumserfolg. Sie
und alle anderen Verfilmungen über die berühmteste Katastrophe in der
modernen Schifffahrt wurden in den Schatten gestellt durch Camerons
eindrückliche Darstellung der Ereignisse an Bord des Luxusliners am
späten Abend des 14. April 1912 als das Schiff mit einem Eisberg
kollidierte und 2 Stunden und 40 Minuten später sank.
Cameron stellt neben dem schrecklichen Ereignis auch die Menschen
auf den Schiff in den Mittelpunkt und präsentierte mit Rose Dewitt
Bukater (Kate Winslet) und Jack Dawson (Leonardo di Capri) ein
Filmliebespaar für die Ewigkeit. Die gleiche Idee hatte 1953 auch Jean
Negulesco. Auch er zeigt die Annäherung zwischen der reichen Annette
Sturges (Audrey Dalton) und dem mittellösen Gifford Jones (Robert
Wagner). Anfangs zeigt sich die etwas arrogante Annette wenig
beeindruckt vom guten Aussehen ihres neuen Verehrers, doch je länger sie
auf See sind, desto mehr freunden sich die beiden an.
Annette ist mit ihrer Mom Julia Sturges (Barbara Stanwyk) und ihrem
kleineren Bruder Norman (Harper Carter) an Bord. Julia hat sich mit
ihren Ehemann Richard Ward Sturges (Clifton Webb) auseinandergelebt,
weil Richard nie seßhaft werden konnte und die Familie innerhalb von
Europa immer wieder umzieht. Julia will mit den Kindern - ohne Mann - in
ihrer Heimat USA ein neues Leben beginnen. Die Kinder wissen nichts von
den Plänen. Richard selbst hat in letzter Sekunde von der Abreise
seiner Frau Wind bekommen und kauft einem baskischen Emigranten für viel
Geld ein Ticket ab. Natürlich ist Julia überrascht, als sie ihren
Gatten plötzlich an Bord sieht. Die beiden versuchen die gravierenden
Konflikte vorerst vor den Kindern zu verheimlichen, doch es eskaliert
immer mehr. Dann aber rammt ein Eisberg die Titanic, die schnell dem
Untergang geweiht ist...
Der Film sollte zuerst "Näher zu dir, mein Gott" heißen und
tatsächlich stimmen die an Bord gebliebenen Männer kurz vor dem
Untergang ein trauriges Lied an, dann sinkt das damals größte
Passagierschiff der Welt. Ich wage zu bezweifeln, dass es wirklich so
friedlich und gesittet zuging, wie Negulesco es in seinem Film
darstellt. Da ist das Szenario aus Camerons Film doch noch
realistischer. Dass der Junge bei seinem Vater bleibt, bringt dem Film
eine rührende Szene.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
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