Regie: Joshua Logan
Die große Liebe und das weite Meer...
Die 1961 entstandene Tragikomödie "Fanny" wurde von Joshua Logan
inszeniert. Für den Regisseur, der weitaus mehr Theaterinszenierungen
als Filme schuf, war es einer seiner größten Erfolge. In den USA spielte
der Film nach einer Romantrilogie (Marius", "Fanny" und "Cesar") von
Schriftsteller Marel Pagnol 4,5 Millionen Dollar ein. Der geographische
Mittelpunkt der Geschichte ist die "Bar de la Marine" am Alten Hafen von
Marseille. Der Film ist optisch aufgrund der exzellenten Kameraarbeit
von Jack Cardiff immer noch ein echter Hingucker.
Im Mittelpunkt des Films stehen aber die Figuren, der Geschichte
und die Darsteller wurden dazu perfekt ausgewählt. In der Vorlage sind
die beiden Liebenden zwar 19 und 17 Jahre alt, werden aber durch Horst
Buchholz (damals 28 Jahre) und Leslie Caron (zur Zeit des Drehs bereits
30 Jahre) verkörpert. Ein Manko vielleicht für die Verfechter der
Romanvorlage, aber keineswegs für die sehr gelungene Verfilmung.
Cesar (Charles Boyer in einer köstlichen Rolle) ist ein Barkeeper
im Marseille der frühen 20er Jahre. Sein 19jähriger Sohn Marius (Horst
Buchholz) arbeitet für ihn in der Bar. Der junge Mann wünscht sich
allerdings nichts sehnlicher als zur See zu fahren und sein langweiliges
Leben hier im Ort hinter sich zu lassen. Einzig Fanny (Leslie Caron),
die hübsche Tochter der Fischverkäuferin Honorine (Georgette Anys) hielt
ihn bisher von diesem Vorhaben ab. Fanny ist schon seit ihrer Kindheit
in Marius verliebt. Sie flirtet immer wieder mit ihm, doch Marius zeigt
ihr die kalte Schulter. Denn er hat fest vor nach der Ermutigung seines
Freundes, dem "Admrial" (Raymond Bussieres) als Matrose auf einem Schiff
anzuheuern, die für 5 Jahre eine wissenschaftliche Expedition auf den
Weltmeeren geplant hat.
Cesars bester Freund ist der wohlhabende Kaufmann Panisse (Maurice
Chevalier). Der ältere Witwer möchte sich gerne noch einmal verheiraten,
weil seine gesamte angesehene Familie immer noch keinen Nachwuchs
vorweisen kann und ausserdem gefällt ihm die wesentlich jüngere Frau
sehr gut. Er bittet bei deren Mutter um die Hand von Fanny. Sie gibt im
Gespräch grünes Licht. In dieser Nacht treffen sich Fanny und Marius am
Hafen, sie gestehen sich ihre Liebe ein und gehen zu Fanny, denn die
Mutter ist über Nacht nicht zu Hause. Es kommt zur Liebesnacht. Am
nächsten Tag wird das Liebespaar von Honorine entdeckt, die nun auf eine
Hochzeit zwischen den beiden drängt. Aber Fanny drängt an diesem Morgen
darauf, dass Marius sie verlassen und aufs Schiff gehen soll.
Wohlwissend, dass er zuhause als Ehemann sehr wahrscheinlich unglücklich
bleibt, da er die große Chance verpasst hat. Etwa zwei Monate, nachdem
Marius fortging, erfährt Fanny vom Arzt, dass sie mit einem Kind
schwanger ist. Sie gesteht ihrem gütigen "immer noch" Verehrer Patisse,
dass sie ein Kind von Marius erwartet - anstatt seine
Hochzeitsambitionen aufgeben, will er sie trotzdem heiraten, da er sich
über einen männlichen Erben freut. Der kommt tatsächlich auf die Welt
und ist der ganze Stolz seines jetzigen Vaters, doch der kleine Cesario
(Joel Flateau) entwickelt bald ein riesiges Interesse für das Meer,
genau wie sein Erzeuger....
Freunde von Marcel Pagnols Werk fanden die Verfilmung zu
amerikanisch. Claude Chabrol zählte Joshua Logans Film zu den drei
schlechtesten Filmen aller Zeiten. Was natürlich nicht zutrifft. Für
mich ist "Fanny" der beste Film von Logan, vor allem deshalb weil die
Darsteller ihre Rollen mit einer echten Begeisterung spielen. Nicht
umsonst erhielt Charles Boyer für seine Rolle eine Oscarnominierung als
bester Schauspieler. Er musste sich aber von Maximilian Schell in seinr
Rolle als Anwalt Hans Rolfe im Gerichtsfilm "Das Urteil von Nürnberg"
geschlagen geben. Auch die vier weiteren Nominierungen (Bester Film,
Kameramann Jack Cardiff, bester Schnitt und beste Filmmusik führten
nicht zum Sieg. Bei den Golden Globes wurden Leslie Caron und Maurice
Chevalier als Darsteller nominiert. Doch auch bei dieser Verleihung ging
der herzerwärmende Film leider leer aus.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen