Regie: Douglas Sirk
Grundlegende Veränderung...
Douglas Sirks dramatischer Liebesfilm "Die wunderbare Macht" aus
dem Jahr 1954 war ein großer Kassenhit und spielte alleine in den USA
5,2 Millionen Dollar ein. Dieses Ergebnis katapultierte das Melodram auf
Platz 9 der erfolgreichsten Filme des Jahres.
Sirks Film ist ein Remake des Films aus dem Jahr 1935 mit Robert
Taylor und Irene Dunne, den John M. Stahl inszenierte. Damals gelang
Robert Taylor der Durchbruch und dies gelang auch Rock Hudson, der im
Remake die Rolle des rürcksichtslosen Playboys Robert Merrick erhalten
hatte - dies auf Bitten von Sirk selbst, der an den Jungstar glaubte und
mit ihm bereits die Filme "Hat jemand meine Braut gesehn" und "Taza"
gedreht hatte. Ausserdem wollte Sirk unbedingt mit Jane Wyman drehen,
die damals zu den führenden Hollywoodschauspielerinnen gehörte und seit
1949 stolze Gewinnerin eines Oscars (für "Schweigende Lippen) war.
In den späteren Melodramen von Sirk ist auch sehr oft eine Starke
Kritik an der Gesellschaft erkennbar, dies fehlt in "Die Wunderbare
Macht" - eher klingt eine religiöse Komponente an, die Otto Kruger, der
Darsteller des Edward Randolph, irgendwann ins Spiel bringt. In der
dramatischen Szene im Operationssaal wird das Gesicht von Ihm wie das
eines Engels gezeigt. Dieser Blick ist dann ausschlaggebend für das
Gelingen der Operation.
"Tu immer das Gute, aber sag es keinem" und "Verlange niemals etwas
zurück" - das sind nicht nur die Leitsprüche von Edward Randolph,
sondern auch von Dr. Philips, der von allen als Mensch und Mediziner
geschätzt wird. Und es gibt eine schicksalshafte Verbindung zwischen dem
Arzt und dem PLayboy Robert Merrick, der in der ersten Szene des Films
mit seinem Rennboot auf dem Big Bear Lake so übertrieben schnell fährt,
dass es zum Unfall kommt. Er braucht den Wiederbelebungsapparat von Dr.
Phillips, damit er gerettet werden kann. Aber zur gleichen Zeit hätte
auch der Besitzer den lebensrettenden Apparat gebraucht, weil er einen
Herzanfall erlitten hat. Dr. Phillips stirbt - seine Frau Helen (Jane
Wyman) und Tochter Joyce (Barbara Rush) sind am Boden zerstört. Wut
kommt hinzu als sie erfahren, dass der Apparat vorhanden gewesen wäre,
wenn Merrick nicht so rücksichtslos agiert hätte. Im Krankenhaus des
verstorbenen Mediziners bekommt Merrick zu spüren, dass ihm sogar das
Personal dies übel nimmt. Noch ist aber Merrick noch nicht reif für eine
positive Veränderung seines Charakters, er türmt aus der Klinik, obwohl
er noch im Bett bleiben sollte. Auf der Landstraße wird er zufällig von
Helen entdeckt, die ihn im Auto mitnimmt. Als sie erfährt wer der
Fahrgast ist, reagiert sie voller Hass.
In der Folgezeit erhält sie eine Flut von Anrufen, Briefen und
Besuchen, die ihr anbieten das Darlehen zurückzuzahlen, deren
Rückzahlung der Verstorbene zu Lebzeiten immer wieder abgelehnt hatte.
Er habe sich geweigert, in dem er sagte "es sei bereits aufgebraucht".
Es ist Edward Randolph, der beste Freund von Dr. Phillips der der Witwe
Helen erklärt, was die Formulierung bedeutet. Obwohl er eine
erfolgreiche Praxis war es Dr. Phllips Lebensinhalt immer dort zu
helfen, wo er gebraucht wurde - meistens mit seinen finanziellen
Mitteln. Randolph schildert diese Haltung, wie eine Sucht, die immer
weiter zu guten Taten anspornt. Merrick zeigt sich von dieser neuen
Lebensphilosophie beeindruckt und versucht immer wieder mit Helen ins
Gespräch zu kommen. Doch seine Hartnäckigkeit hat wieder schlimme
Folgen. Helen wird von einem Auto erfasst, als sie versucht vor Merricks
Annäherungsversuchen zu flüchten. Die Diagnose ist verheerend: Infolge
des Unfalls ist sie blind. Doch Merrick lässt nicht locker...
Es geht soweit, dass sich Merrick unter anderem Namen in Helens
Leben schleicht und am Ende ist der sogar der Chirurg, der Helens Augen
operiert. Bis dahin gibt es viel Dramatik und je melodramatischer die
Szenen sind, desto mehr ist auch die engelsgleiche Musik zu hören, die
das Geschehen in eine Dimension tiefen Glaubens hievt. Die Drehorte in
Kalifornien sind sehr attraktiv und es war ein leichtes für den
Kameraspezialisten Russell Metty eine sehr gute Optik zu erzeugen. Jane
Wyman wurde für die Rolle mit einer Oscarnominierung belohnt - sie
musste sich aber von Grace Kelly als "Country Girl" geschlagen geben.
Insgesamt tauchen die späteren Meldramen wie "Was der Himmel erlaubt"
oder "Solange es Menschen gibt" viel tiefer in die menschliche Gefühle
und Verhaltensweisen ein. Dies kann ein Melodram von der Art wie "Die
wunderbare Macht" natürlich nicht leisten, da die Geschichte sehr nah an
der Grenze des Kitsches angesiedelt ist. In der Rolle von Helens bester
Freundin ist Agnes Moorehead zu sehen, die den gleichen Part auch im
später gedrehten "Was der Himmel erlaubt" inne hat.
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