Regie: Rouben Mamoulian
Garbo, die Königin von Hollywood...
Rouben Manoulians Historienfilm "Königin Christine" aus dem Jahr
1933 endet mit einer legendären Einstellung. Greta Garbo, die die
schwedische Königin spielt, steht wie eine stumme Gallionsfigur am Bug
des Schiffes, dass sie nach Spanien bringen soll. Der Wind weht durch
ihr Haar und die Kamera zeigt ihr Gesicht in einer Großaufanhme.
Mamoulian wies seine Hauptdarstellerin an, dass sie in dieser Szene an
nichts denken solle, so als würde ihr Gesicht ein leeres Blatt Papier
sein. Jeder Zuschauer sollte sich seine eigenen Gedanken zu dieser
Schlußszene machen. Das Bild ging in die Filmgeschichte ein - "Königin
Christine" wurde ein riesiger Kassenerfolg. Nur der Monsterfilm "King
Kong und die weiße Frau" erzielte noch mehr Umsatz im Filmjahr 1933.
Greta Garbo setzte auch ihren Co-Star John Gilbert durch. Es war
der vierte Film, den die beiden gemeinsam machten - und es wurde auch
John Gilberts vorletzte Arbeit. Er war in der Stummfilmzeit ein großer
Kassenstar, doch die Feindschaft mit Studioboss Louis B. Mayer setzte
ihm sehr zu und er stark im Januar 1936 an einem Herzinfarkt, den er
durch seine starke Alkoholsucht sicherlich noch beschleunigte.
In Europa wütet der 30jährige Krieg. König Karl Gustav (C. Montague
Shaw) stirbt 1632 auf dem Schlachtfeld. Durch seinen Tod wird seine
sechsjährige Tochter Christine (Cora Sue Collins) zum Staatsoberhaupt
gekrönt. Der Vater hat seine Tochter wie einen Jungen großgezogen. Sie
trägt auch gerne Männerkleidung. Christine (Greta Garbo) wird zur
geliebten Herrscherin über ihr Volk, sie ist sehr darauf bedacht gut zu
regieren. Für ernsthafte Romanzen oder gar für die Ehe hat sie keine
Zeit, obwohl ihre Berater ständig zu einer Vermählung drängen. Der
heldenfafte Cousin Karl Gustav (Reginald Owen) ist der Favorit des Hofes
und auch des Volkes. Mit dem Count Magnus Gabriel de la Gardie (Ian
Keith) hat sie eine heimliche Beziehung, die jedoch von ihm ernster
genommen wird als von ihr selbst. Um den Einschränkungen ihres
königlichen Lebens etwas zu entfliehen, schlecht sie sich eines Tages -
gemeinsam mit ihrem getreuen Diener Aage (C. Aubrey Smith) in die Stadt
und landet schließlich durch einen Schneesturm in einem Gasthaus, in dem
auch der spanische Gesandte Don Antonio de la Prada (John Gilbert)
eingekehrt ist. Da alle Zimmer besetzt sind und die Königin sich als
junger Mann tarnt, schlägt der Wirt vor, dass beide Herren sich ein
Zimmer für die Nacht teilen könnten. Im Zimmer entdeckt Antionio
natürlich sofort, dass sie eine Frau ist. Sie verbringen eine
unvergessliche Liebesnacht miteinander, ohne dass Antonio weiß, dass er
mit der schwedischen Königin nächtigte. Beide verlieben sich ineinander
und Christine weiß, dass sie sich wiedersehen werden - denn Antonio ist
der Gesandte des spanischen Königs, der Christine einen Heiratsantrag
überbringen soll. Da Christine kein Geheimnis über die Zuneigung zu
Antonio macht, regt sich bald der Widerstand am Hof...
Rouben Mamoulians Film wirkt natürlich altmodisch, aber er ist
gerade deshalb auch sehr interessant. Denn an vielen Stellen wirkt
"Königin Christine" beinahe wie ein Stummfilm. Der Film hält sich
natürlich kaum an die historischen Fakten. Mamoulian zeigt eine
tragische Liebesgeschichte und Greta Garbo beweist ihre charismatische
Präsenz. Interessanterweise lief "Königin Christine" im Ausland noch
besser als in den USA.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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