Dienstag, 25. Februar 2014
Das Geheimnis der gelben Narzissen
Regie: Akos von Rathony
Blumen am Tatort...
"Das Geheimnis der gelben Narzissen" brach in seinem Entstehungsjahr 1961 erneut den Besucherrekord, den erst wenige Monate zuvor "Die toten Augen von London" aufgestellt hatte, mit 3,5 Milllionen Zuschauern wurde er neuer Spitzenreiter und in der Folgezeit nur noch einmal von einem weiteren Edgar Wallace Film übertroffen, denn ein Jahr später sollte "Das Gasthaus in der Themse" mit dem Rekordergebnis von 3,6 Millionen Kinobesuchern die Krone in der Publikumsgunst holen. Trotz diesem Erfolg ist "Das Geheimnis der gelben Narzissen" bei den Fans nicht so ganz beliebt, obwohl er als erster Edgar-Wallace-Film in Großbritannien entstand und sogar eine britische und eine deutsche Fassung gedreht wurde. Dies verlieh dem Film nicht nur ein internationales Ambiente, sondern die ausschließlich an Originalschauplätzen entstandenen Außenaufnahmen begünstigen es, dass der Krimi ungewöhnlich authentisch erscheint. Regie führte bei allen beiden Filmen der ungarische Regisseur Akos Rathonyi, in der deutschen Fassung ist die Newcomerin Sabine Sesselmann zu sehen, ebenso Joachim Fuchsberger und Kllaus Kinski, die legendären Wallace Identifikationsfiguren, die aber im englischen Film von englischen Darstellern ersetzt wurden. Christopher Lee, Albert Lieven und Ingrid von Bergen spielen aber in beiden Fassungen mit.
Zur Story: Eine der besten Szenen des Films gleich zu Anfang. Eine hübsche Chinesin befindet sich am Telefonhörer und wählt die Nummer von Scotland Yard. Doch der Mörder, den man durch einen Strumpf über dem Kopf nicht erkennt lauert schon hinter dem Vorhang und erdolcht die Schönheit, er hinterlässt am Tatort einen Strauß gelber Narzissen auf dem Körper der Leiche. Somit jagt ganz London den Narzissenörder, denn die junge Frau war nicht das erste Opfer. Etwa zeitgleich fängt Scotland Yard durch den Einsatz von Jack Tarling (Joachim FuchsbergerI, Agent einer Fluggesellschaft, eine große Menge Heroin ab.
Die Drogen sind in den Stielen künstlicher Narzissen versteckt, die von der Firma des Unternehmers Raymond Lyne (Albert Lieven) bestellt wurden. Doch das Beweismaterial wird durch einen unbekannten Attentäter vernichtet. Beide Fälle könnten zusammenhängen, allerdings geht der Scotland Yard Beamte Whiteside (Walter Gotel) von einem psychopatischen Serienkiller aus, Tarling glaubt da eher an diese große Raufgiftbande und hält Lyne für den Oberboss. Interessanterweise arbeiteten alle Opfer als Tänzerinnen im Cosmos Club. Verstärkung erhält Tarling von seinem chinesischen Kollegen und Freund Ling Chu (Christopher Lee), der gerne alte chinesische Sprichwörter erfindet und auch sehr unorthodoxe Arbeitsmethoden hat. Im Cosmos Club treffen die Ermittler dann auch auf den dubiosen Besitzer Putek (Peter Illing), auf die Sängerin und Tänzerin Gloria (Ingrid van Bergen) , auf die Mädchen Trudi (Bettine le Beau) und Katya (Dawn Beret). Aber auch im Büro von Lyne gibts mit der Sekretärin Anne Rider (Sabine Sesselmann), mit Bürovorsteher Milburgh (Marius Goring) und mit Lynes höchst ergebenen Handlanger Peter Keene (Klaus Kinski) einige weitere Verdächtige...
In "Das Geheimnis der gelben Narzissen" gibts mal wieder einen Wallace Song, dargeboten von einer lasziven Sängerin - natürlich in einer dubiosen Bar, den schummrigen Clubs aus anderen Wallace Filmen sehr nahestend, diesmal ist es Ingrid van Bergen, die "bei mir ist alles nur Natur" zum Besten gibt. Eine sehr interessante Rolle hat Christopher Lee, denn er schreitet als Chinese Ling Chu mit großer Autorität durch den Film und lässt naheliegende Rassismus-Vorwürfe durch seine respektvolle Darstellung weitestgehend an sich abprallen. Wenn Ling Chu gesteht, dass die alten chinesischen Redensarten, aus deren anscheinend unerschöpflichem Fundus er in jeder Situation das richtige auszuwählen versteht, allesamt erfunden sind, kann man das durchaus als Kommentar auf das im Westen vorherrschende Klischee verstehen. Er hat natürlich auch ein Geheimnis im Gepäck, dass erst zu Ende gelüftet wird. Ebenso beeindruckend ist Klaus Kinskis Darstellung des Verlierers Keene, der regelrecht um die Gunst seines Gönners Lyne buhlt. Und hier wären wir dann bei Albert Lieven, der als einer der besten Wallace Schurken in die History der beliebten Filmreihe eingeht. Die Story ist schön verzwickt und lässt sich Zeit seine Figuren vorzustellen. Der Kameramann Desmond Dickinson versteht es auch gute Großstadtszenen entstehen zu lassen. Die Sequenz am Picadilly Circus, als Tarling die rauschgiftsüchtige Katya trefen will ist auch sehr gut geworden. Alles in allem mag ich "Das Geheimnis der gelben Narzissen" sehr, auch wenn die Handlung ein bissel verzwickt ist. Aber immerhin gibt es unzählige undurchsichtige Charaktere, die allesamt als Verdächtige taugen, ohne willkürlich eingestreut zu werden. Sie lassen sich aus der Story ableiten. Wenn man dann glaubt, der Fall sei bereits gelöst, beschehrt das Drehbuh doch noch einen guten Plot-Twist, der im Roman selbst Ausgangspunkt der Story war, aber natürlich für die Verfilmungen zugunsten des Spannungsbogens ins Finale gesetzt wird. So ganz nebenbei läuft noch unsichtbar eine Rachestory mit - für mich gehört dieser fiebrige Großstadtkrimi auf alle Fälle in die Wallace Best Of Top 10.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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