Regie: Mervyn LeRoy
Der Kettensträfling...
Hollywood Altmeister Mervyn LeRoy drehte in den 30er Jahren zwei
richtungsweisende Filme. In "Der kleine Caesar" überzeugte vor allem
Hauptdarsteller E.G. Robinson und katapultierte deshalb das Gangsterepos
ganz nach oben in die oberste Liga weiterer Meisterwerke des Genres wie
"Scarface" von Howard Hawks oder "Public Enemy" von William Wellman.
LeRoys zweiter großer Film der 30er Jahre heißt "Jagd auf James A."
(Originaltitel: I am a fugitive of a Chain Gang) und wurde 1932 zum
großen Kinohit. Der Film landete im Jahr 1932 auf Platz 3 der
erfolgreichsten Kinofilme in den USA und bekam auch drei
Oscarnominierungen zugesprochen - als bester Film, für den besten Ton
und auch der charisamtische Hauptdarsteller Paul Muni wurde nominiert.
Er hatte allerdings gegen Charles Laughton als Heinrich VIII das
Nachsehen. Paul Muni wurde aber in den Folgejahren mehrmals nominiert -
als "Louis Pasteur" konnte er im vierten Anlauf triumphieren.
Der amerikanische Sergeant James Allen (Paul Muni kehrt nach dem
ersten Weltkrieg ins zivile Leben zurück. Doch das ist schwerer als
gedacht - sein früherer Chef hat ihm zwar die alte Stelle in der Fabrik
wieder angeboten. Doch James will nicht sein ganzes Leben als
Fabrikarbeiter versauern. Schließlich hat er als Soldat eine
Tapferkeitsmedaille erhalten. Er wäre viel lieber Ingenieur. Er gibt
spontan seine Stellung auf und wird einer der Millionen Arbeitslosen im
Land. Zu allem Unglück wird er noch unschuldig in einen Raubüberfall
verwickelt und zu 10 Jahren Zwangsarbeit in einem Arbeitslager
verurteilt. Dort herrschen menschenunwürdige Zustände, mit Zucht und
Folter versucht man die Sträflinge zu einem besseren Leben zu erziehen.
Er flieht und baut sich eine Existenz als Ingenieur auf. In Chicago,
Illinois wird er tatsächlich zum erfolgreichen Ingenieur und angesehen
Bürger in der Gemeinschaft. Aus Eifesucht verrät ihn jedoch seine
Ehefrau (Glenda Farrell). Obwohl die Öffentlichkeit auf seiner Seite
steht, soll James zumindest für 9 Monate ins Arbeitslager zurück, dann
würde er begnadigt. Doch das Versprechen bleibt leider aus, weil der
Gouverneur eine harte Linie gegen Straftäter vertritt. Erneut gelingt
ihm die Flucht. Doch die Zukunft bleibt ohne Perspektive. Er wird ein
Gejagter bleiben. In der Schlußszene trifft er sich heimlich an einem
dunklen Haustor mit der Frau, die er liebt (Helen Vinson) und
verabschiedet sich von ihr für immer. Sie fragt "Wohin gehst du, was
wirst du machen ?" und er antwortet "Ich stehle"....
Der Film setzt ein eindeutiges Statement gegen die grausame
Brutaltät in den Straflagern der USA. Auch werden die merkwürdigen
Formen polizeilicher Verhörmethoden kritisiert, auch die Gerichte und
die politischen Machthaber kommen LeRoys spannendem sozialkritischen
Gangsterfilm nicht gut weg. Eindrücklich wird die Geschichte von einem
unbescholtenen Menschen erzählt, den die Justiz und die Grausamkeit des
Lagers zu einem Aussätzigen der Gesellschaft gemacht hat. Luis Bunuel
fand diesen Hollywood Film großartig und wählte ihn zu einem seiner
absoluten Lieblingsfilme.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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