Regie: Edouard Molinaro
Der betrogene Ehemann...
Regisseur Edouard Molinaro (1928 bis 2013) war vor allem bekannt
als zuverlässiger Regisseur für amüsante Komödien. Sein bekanntester
Film "Ein Käfig vor Narren" aus dem Jahr 1978. Mit dieser
Travestiekomödie gewann der französische Filmemacher einen Golden Globe
und wurde sogar in der Kategorie "Bester Regisseur" für einen Osar
nominiert. Weitere bekannte Filme sind "Die Filzlaus", "Die Herren
Dracula" und "Oscar" mit Spaßvogel Louis de Funes. Sein Kinodebüt war
allerdings ein Film Noir: 1958 drehte er "Mit dem Rücken zur Wand" einen
sehr spannenden und sehenswerten Film in dieser Sparte. Es ist gut
wahrscheinlich, dass Claude Chabrol das Ehepaar aus Molinaros Film für
seinen Thriller "Die untreue Frau" im Gedächtnis hatte. Denn genau wie
Stephane Audran und Michel Bouquet funktionieren auch die Protagonisten
Jacques und Gloria Decrey aus "Mit dem Rücken zur Wand".
Jeanne Moreau war seit ihrer Rolle in "Fahrstuhl zum Schafott"
prädestiniert eine Ehefrau mit einer heimlichen Affäre zu spielen und
der spätere Regisseur der Riesenerfolge "Die große Sause" oder "Rabbi
Jacob" ist hier als betrogener Ehemann zu sehen. Er spielt diese Rolle
großartig und zeigt die ständig wechselnden Gefühle zwischen Liebe und
Hass sehr eindringlich.
"Le Dos au mur" wurde in Frankreich ein echter Kassenhit und spielte im Kino beeindruckende 80 Millionen Franc ein.
Der Industrielle Jacques Decrey (Gerard Oury) liebt seine Frau
Gloria (Jeanne Moreau) innig. Eines Tages findet er heraus, dass sie
einen Liebhaber hat und beschließt, sie unter dem Decknamen Louis
Berthier zu erpressen und ihren Liebhaber, einen jungen Schauspieler
namens Yves Normand (Philippe Nicaud), als Erpresser auszugeben. Durch
sein Vermögen kann er einen Privatdetektiven (Jean Levebfre) engagieren
und durch raffiniertes Geschick sogar eine Freundin (Claire Maurier) des
Schauspielers so manipulieren, dass sie ihm bei seinem perfiden Plan
behilflich ist. Tatsächlich gelingt es ihm seiner Frau den falschen
Beweis zu liefern, dass der Erpresser kein anderer als ihr Liebhaber
Yves ist. Es kommt zur Katastrophe...
Sehr gut gelungen ist die Atmosphäre in diesem gehobenen Bürgertum.
Die Frau pflegt ihr Verhältnis heimlich, denn eigentlich hat sie nicht
vor ihren Ehemann zu verlassen, denn der garantiert ihr die finanzielle
und mentale Sicherheit. Der Liebhaber agiert wenig verantwortungsvoll
und wartet voller Illusionen auf ein ersten Engagement. In dieser
urbanen Umgebung brodeln die Konflikte der Bourgeouisie und damit sind
wir wieder bei Claude Chabrol, der wie kein Anderer die Abgründe und den
doppelten Boden in der feinen Gesellschaft zeigen konnte. Den beiden
Hauptdarstellern gelingt es vortrefflich die gegenseitige Abhängigkeit
spürbar zu machen. Es sind die feinen Nuancen, die bei diesen beiden
Figuren erkennbar werden und tief wirken. Dies ist der höchste Reiz des
Thrillers, der genauso sehr als tragisches Ehedrama funktioniert.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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