Über den weiten Missouri....
"Colorado" von William A. Wellmann wurde 1951 gedreht und ist so eine Art Vorläufer von Sidney Pollacks grandiosem Mountain-Man Epos "Jeremiah Johnson". Zur Realisierung reiste die Filmcrew damals in die Rocky Mountains und musste in Höhen zwischen 3.000 und 4.000 Metern ausharren und sie waren schwierigen klimatischen Bedingungen mit einer Menge Regen und Schnee ausgesetzt - teilweise hausten sie selbst wie die Trapper, denen sie ein filmischen Denkmal setzen wollten. Dies wirkte sich natürlich sehr positiv auf die Authentizität des fertigen Films aus. Jedoch waren die Produzenten mit dem Resultat gar nicht zufrieden. Denn nach ihrer Meinung fehlte eine echte Dramaturgie. So wurde erbarmungslos zusammengeschnitten und beim erfolgreichen Kinoeinsatz (der Film spielte mehr als Doppelte seines Budgets wieder ein) war er durch diese Verstümmelung etwas aus um seine eigentliche Konzeption gebracht. Doch auch in dieser geschnittenen Version bleibt "Colorado" (Original: Across the wide Missouri) eine phasenweise empfindsamer, lyrischer und poetischer Film. Auch wenn dieser Eindruck immer wieder vom Radau der Trapper aufgelöst wird. Wellmann gelang mit diesem atmosphärischen Genrebeitrag ein fast dokumentarischer Western über das Leben der amerikanisch- , französisch- und schottischen Trapper im gefährlichen Gebiet der Schwarzfußindianer. Statt klarer Handlungsführung legte Wellman viel Wert auf eine liebevolle und prägnante Figurenzeichnung.
Zeit und Ort der Geschichte: 1830 irgendwo in den Rocky Mountains. Wie immer treffen sich Pelzjäger und Trapper bei einem Sommerfest. Dort versucht auch der Mountain-Man Flint Mithell (Clark Gable) seine Felle zu verkaufen. Es wird dort viel getrunken, Musik gemacht, getanzt und die Männer veranstalten Wettbewerbe untereinander. Es herrscht eine ausgelassene Stimmung und er begegnet der hübschen Indianerin Kamiah (Maria Elena Marques) zum ersten Mal. Die Frau lebt bei den Komantschen, aber sie ist in Wahrheit die in der Jugend entführte Häuptlingstochter des Stammes der Schwarzfußindianer. Dies bringt Flint auf einen Plan. Er überbietet seinen Kumpel Brecan (John Hodiac), der bei den Blackfoot lebt und das Mädchen freikaufen wollte. Flint heiratet die junge Frau und hat somit eine Sicherheit, wenn er ins fremde Land der Indianer eindringt, um dort zu jagen. Somit ist die Heirat zunächst ein rein kommerzielles Arrangement und das Mädchen die Trumpfkarte beim Blackfeet Häuptling Bulls Tail (J. Carol Naish). Doch daraus wird im Lauf der Geschichte allmählich eine tiefe Liebesbeziehung. Nur der junge Krieger Creeping Snake (Ricardo Montalban, später bekannt als Khan im zweiten Star Trek Kinofilm) ist ein Feind des friedlichen Miteinanders zwischen Weiß und Rot. Erschwerend kommt hinzu, dass der alte Häuptling von einem weißen Trapper aus dem Hinterhalt getötet wird. Nun wird Creeping Snake Häuptling und nach einem harten Winter kommt es im Frühling zum alles entscheidenden Kampf...
Wellman hat ein gutes Gespür für interessante Typen, so lockern Adolphe Menjou als Pierre und Alan Napier als schottischer Captain Humberstone die Geschichte mit etwas Spass auf. Die Indianer werden in "Colorado" als ebenbürtiges Volk gezeigt - im Jahr 1951 noch eine gewisse Seltenheit. Denn erst einige Monate zuvor kam mit "Broken Arrow" von Delmer Daves und "Fluch des Blutes" von Anthony Mann eine ganz andere Art von Westernfilm in die Kinos. Western, die die Sichtweise der Indianer übernahmen und sie nicht mehr nur ausschließlich als Feind der Weißen und auf dem Kriegspfad zeigte. In diese Kategorie gehört auch Wellmans Klassiker, der nicht nur durch die brilliante Kameraarbeit von William C. Mellor und dem opulenten Techicolor Aufnahmen begeistert. Er zeigt auch ein Stück lebendige amerikanische Pioniergeschichte.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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