Montag, 22. Oktober 2018

Quantez - die tote Stadt

Regie: Harry Keller
Umzingelt in der Geisterstadt...
Regisseur Harry Keller drehte den eigenartigen Western "Quantez - die tote Stadt" im Jahr 1957 und spielt wie der etwa zeitgleich entstandene John Sturges Western "Der Schatz der Gehenkten" (Original: The Law and Jake Wade) in einer Geisterstadt. Dabei sind die Protagonisten bereits von Indianern umzingelt, wissen es aber nur noch nicht. Sie ahnen die Gefahr höchstens. Dabei hatte es "Quantez" bei seinem Kinostart sehr schwer und erntete meistens mittelmäßige bis schwache Kritiken. Erst in den letzten Jahren konnte er sich durch eine steigende Wertschätzung bei den Westernfans wieder rehabilitieren. Natürlich erinnert man sich auch an William A. Wellmans "Herrin der toten Stadt", der 1948 das Kinopublikum fesselte.
"Quantez" ist ein Cinemascope Eastman Color Film, was aber nur in den ersten und den letzten Sequenzen tatsächlich perfekt zum Tragen kommt. Der dominierende Mittelteil zeigt vier Banditen und ein gefallenes Mädchen wie sie in einem gottverlassenen Ort verharren müssen, denn sie werden von den Gesetzeshütern gejagt. Somit muß die Bande wohl oder übel auf sehr kleinem Raum ihre inneren Konflikte austragen. Diese Psychoduelle sind das Herzstück des Films und bietet dem Zuschauer die Möglichkeit an fünf Charaktere kennenzulernen, die alle ein bisschen verrottet sind eine unrühmliche Vergangenheit mit sich rumschleppen.
Nach einem Banküberfall verschanzen sich die Täter in der verlassenen Stadt Quantez. Die Einwohner haben vorher die Stadt verlassen, denn die Apachen sind mit ihrem Anführer Delgadito (Michael Ansara) und Vittorio auf dem Kriegspfad. Der Anführer der Bankräuber ist der grobe und aggressive Heller (John Larch) , der seine Geliebte Chaney (Dorothy Malone) dabei hat. Auf die Frau mit Vergangenheit fliegen aber auch seine Kumpane. Vor allem der junge Teach (John Gavin), der sich als versierter Revolverheld anpreist, aber vielleicht nur ein Großmaul ist. Gato (Sidney Chaplin) ist der Aussenseiter der Gruppe, denn er wird von Heller als Halbblut bezeichnet. Tatsächlich ist Gato als Junge von den Indianern verschleppt worden und wuchs bei den Apachen auf. Zwei Seelen wohnen daher in seiner Brust. Genauso ambivalent ist der abgeklärte Gentry (Fred McMurray), der eigentlich viel eher als Anführer wahrgenommen wird als der ungestüme Heller. Aber Gentry hält sich bewusst im Hintergrund, denn auch er hat eine Geheimnis und versteckt seine wahre Identität. Die wird erst sehr spät von einem alten fahrenden Sänger und Portraitzeichner (James Barton) gelüftet. Doch am Morgen beim Aufbruch aus der Geisterstadt sind auch schon die Indianer aufs Morden aus...




"Quantez" ist im Hauptteil sehr dialoglastig und konzentriert sich vor allem auf den Konflikt der Männer bei der einzigen Frau zum Zug zu kommen. Diese lässt mit einer gewissen Mitleidstour einen Mann nach dem anderen auf sie hereinfallen. Denn ihr Freund behandelt sie wie Dreck.
In dieser Konstellation bemerken die Gestrandeten weder die Indianer, die sie bereits umstellt haben, noch den Verräter in den eigenen Reihen. Die Handlung des Films ergibt sich aber tatsächlich aus seinen Charakteren und deren nicht immer logischen Verhaltensweisen. Dabei tritt in keiner Sekunde Langeweile oder Leerlauf ein, ein Verdienst des perfekten Schauspieler-Ensemble. Fred McMurray ist immer dann sehr gut, wenn er dunkle Charaktereigenschaften mit sich rumschleppt - sein größter Triumph ist sicherlich der Versicherungsagent Walter Neff in Billy Wilders "Frau ohne Gewissen", aber auch als Shirley McLaines Chef und Liebhaber Jeff D. Sheldrake in "Das Appartemen" - ebenfalls von Billy Wilder - bleibt er unvergessen. Die starke Rolle des feigen Leutnant Tom Keefer in Dmytryks "Caine Mutiny" zähle ich ebenfalls zu seinen Topleistungen. Auch in "Quantez" hat er eine Rolle mit gutem Potential. Ein Bandit mit Tiefgang und der Erkenntnis nicht alles richtig gemacht zu haben.




 Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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