Sonntag, 7. Oktober 2018

Jesse James - Mann ohne Gesetz



















Regie: Henry King

Vom Farmerjungen zum Outlaw....

Es gibt eine ganze Reihe von Filmen, die sich mit dem Western-Mythos Jesse James beschäftigen. In jüngerer Zeit überzeugte Andrew Dominiks anspruchsvoller Arthouse-Western "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" - vor allem durch die brilliante Darstellung von Casey Affleck als Jesse James Mörder. Es war aber nicht der erste Jesse James Beitrag, der sich vornehmlich um dessen Vollstrecker kümmerte. Samuel Fullers B-Picture "Ich erschoß Jesse James" stammt aus den 40er Jahren. In den progressiven 70er Jahren versuchte Philip Kaufman den beachtlichen "Der große Minesota Überfall" zu skizzieren und auch Walter Hill leistete mit den "Long Riders" eine sehr interessante Variante. Nicholas Ray präsentierte Robert Wagner und Jeffrey Hunter als die James Brüder als "Rächer der Enterbten" in den 50ern im schönen Technicolor. Doch die erfolgreichste Leinwand-Vorstellung gelang bereits 1939 mit "Jesse James, Mann ohne Gesetz" - dieser Film von Henry King war in seinem Erscheinungsjahr nach "Vom Winde verweht", "Wizard of Oz" und "Der Glöckner von Notre Dame" der vierterfolgreichste Kinofilm des Jahres. Dieser Megaerfolg zog die gleichwertige Fortsetzung "Rache für Jesse James" von Fritz Lang  nach sich und Tyrone Power stieg mit seiner Rolle als Jesse James in die Spitzenliga der Hollywood Kinostars auf.
Ein Schatten auf den Film warf allerdings die eine bekannte Szen, in der die James Brüder samt ihrer Pferde bei ihrer Flucht von einer Klippe in die Tiefe und damit ins rettende Wasser springen. Die Tierschutzverbände waren sofort alarmiert, da es sehr wahrscheinlich war, dass sich die Pferde mit diesem waghalsigen Stunt schwer verletzt haben könnten bzw. zu Tode kamen. Dies führte zu einer sinnvollen Überwachung der Filmleute durch den Verband. Doch laut Leonard Mosleys Biografie "Zanuck: Aufstieg und Fall von Hollywoods letztem Tycoon" wurde keines der Pferde verletzt. Durch eine errichtete Platfform sorgte man für eine weiche Landung dieser wunderbaren Tiere. In Alejandro Innaritu Gonzales Trapperwestern "The Revenant" gibts eine ähnliche Szene - allerdings als CGI Trick. Zum Glück und ein Hoch auf die Technik.
Henry King verliert keine Sekunde mit unnötigen Ballast und Nebenhandlungen. Gleich am Anfang gehts zur Sache und der Zuschauer erfährt warum die mächtige Eisenbahn und deren Vertreter Schuld am Outlaw Leben der Brüder Jesse (Tyrone Power) und Frank James (Henry Fonda) wird. Die Gesellschaft zwingt die Bauern das Land, auf dem sie wohnen, zum Schleuderpreis an die Bahn zu verkaufen. Wer nicht mitmacht, dem widerfährt körperliche Gewalt. Als der Eisenbahnvertreter Barshee (Brian Donlevy) bei Mrs. Samuels (Jane Darwell), der Mutter der James Brüder, kein Glück hat und von den Jungs auch noch vom Hof verjagt wird, reagieren die Bahnleute mit noch härteren Bandagen. Bei dem Versuch die beiden Brüder festzunehmen, zünden sie den Hof an und die Mutter kommt uns Leben. Jesse James tötet den verantwortlichen Barshee und wird fortan gesucht. Er wird aber auch zum Held und Idol der armen Landbevölkerung und der Zeitungsherausgeber Major Rufus Cobbs (Henry Hull) sorgt für eine gute Presse. Dessen Nichte Zerelda James (Nancy Kelly) ist das Mädchen des jungen Jesse, aber sie müssen sich trennen - in den nächsten Jahren wird Jesse, sein Bruder und die Gang, die sie führen, immer auf der Flucht vor dem Gesetz sein. Auch US-Marshall Wright (Randolph Scott) ist hinter den Banditen her, obwohl er die Beweggründe der James Gang durchaus verstehen kann. Eisenbahn Chef McCoy (Donald Meek) setzt die Belohnungen auch immer höher. Am Ende bekommt das Bandenmitglied, dass Jesse James zur Strecke bringt eine Amnestie. Und für diese Begnadigung interessiert sich auch Jesses guter Freund Bob Ford (John Carradine)....



Henry King gilt heute als einer der typischen Repräsentanten der "Americana" - ein Stilrichtung des US-Films, der vergangene Zeiten in ruhigen und oft nostalgischen aufarbeitet. Diese Erinnerung werden verklärt und ein ganz starker Focus wird auf die menschlichen Werte gelegt. Neben "Jesse James" sind "Der Seeräuber" (ebenfalls mit Tyrone Power), "Das Lied von Bernadette", "Scharfschütze Jimmy Ringo", "Schnee am Kilimandscharo" und "Alle Herrlichkeit auf Erden" seine bekanntesten Filme. Seine vielleicht besten Filme enstanden in der Zusammenarbeit mit Gregory Peck, wie auch "Der Kommandeur" und "Bravados" eindrucksvoll beweisen. 




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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