Dienstag, 9. Oktober 2018

Schloß im Schatten

























Regie: Fritz Lang

Moonfleet....

Fritz Langs opulenter Farbfilm "Schloß im Schatten" war kommerziell eine Katastrophe, denn er hatte für seine Zeit ein üppiges Budget mit fast 2 Millionen Dollar. Diese Summe spielte er leider nicht ein. Am Ende waren trotz eines Kassenerfolgs in Frankreich (fast eine Million Kinozuschauer) nur 1,55 Millionen Dollar eingespielt.
Dennoch genießt der Film vor allem in Frankreich weiterhin eine große Wertschätzung. Die rennomierte französsiche Filmzeitschrift "Cahiers du Cinema" hat "Schloß im Schatten" auf Platz 32 der 100 besten und wichtigsten Filme gewählt. Nur mit "M" liegt Fritz Lang noch besser.
"Schloß im Schatten" basiert auf dem Roman "Moonfleet" (so lautet auch der Originaltitel des Films) von J. Meade Falkner und spielt im 18. Jahrhundert in England. Der Autor schrieb das Buch um 1890 und Drehbuchautor Jan Lustig veränderte sehr viel von der Vorlage.
Zwei sehr markante Szenen sind allerdings geblieben: Die Tortur des kleinen Helden in der Kirchenkryta mit den Überresten von Redbeard und sein Abstieg in den Brunnen, um den wertvollen Diamanten zu finden. Ansonsten hat das Drehbuch die Handlung erheblich verändert. Zum Beispiel taucht im Film der Gentleman-Verbrecher Jeremy Fox auf, der zum unfreiwilligen Mentor des kleinen Jungen wird.
Für Lang ist der Film auf den ersten Blick recht untypisch, denn es ist ein starker Bilderfilm, dessen Fotografie aussergewöhnlich gut ist (Robert H. Planck ist der Kameramann, der insgesamt 4 Oscar-Nominierungen erhielt, darunter für "Die drei Musketiere" und "Lili") und die Aussattung und das Szenenbild hervorragend aussehen.
Das gotische Melodram ist mit der Musik des versierten Miklos Rozsa unterlegt. All dies legt eine zauberhafte magische Atmopshäre frei, die auch ein bisschen an David Leans "Geheimnisvolle Erbschaft" erinnert und damit auch einen gewissen Charles Dickens Touch in sich trägt.
Das Herzstück des Films ist die Beziehung zwischen dem Schurken und dem kleinen tapferen Jungen. Dieser will von seinem Mentor was lernen, am Ende lernt der Verbrecher von dem Jungen eine Verantwortung, die er immer abgelehnt hat.
Die Geschichte spielt im Jahr 1957 in einem kleinen Dorf namens Moonfleet in der Nähe des Meeres im Süden von England.
In diesem Teil des Landes, an der Küse herrscht Hochkonjunktur für Schmuggler. Einer der schlimmsten Verbrecher ist der gutaussehende, smarte Gentleman Jeremy Fox (Stewart Granger). Er führt als Chef eine Schmugglerbande an. In der guten Gesellschaft weiß keiner von dessen Doppelleben. Man hält Fox aber für einen eleganten Abenteurer und Frauenhelden. Er liebt die Gesellschaft der schönen Frauen, hat eine Beziehung mit der raffinierten Mrs. Minton (Viveca Lindfors), flirtet aber auch mit einer tanzenden Schönheit (Liliane Montevecci) und macht der verheirateten Lady Clarista Ashwood (Joan Greenwood) Avancen - sogar in der Gegenwart ihres Mannes (George Sanders), der Fox gerne zum Geschäftspartner hätte.
Eines Tages taucht aber der zehnjährige Waisenjunge John Mohune (John Whiteley) auf. denn seine Mutter ist verstorben. Diese Frau war früher mit Fox verlobt und hat nun in einem Brief ihren ehemaligen Liebhaber zum Vormund des Jungen bestimmt. Mit einem Trick versucht Fox den Jungen sehr schnell loszuwerden, doch der lässt nicht locker und taucht immer wieder auf. Denn der Junge meint einen väterlichen Freund in Fox gefunden zu haben. Eine Dorflegende erzählt von dem berüchtigten Oberst John Mohune, der in der Familiengruft der Kirche gegraben liegt und einen Diamanten von König Charles I. gestohlen und irgendwo versteckt haben. Dies ist lange her und die Menschen wollen oft schon seinen Geist in der Nacht gesehen haben, der vor allem am Friedhof herumwandert. Als der Junge den Pfarrer besucht, macht er noch einen Abstecher in die Gruft. Dort entdeckt er auch einen Stützpunkt der Schmuggler. Und sieht damit auch die andere Seite seines Mentors...




Die düstere Stimmung prägt die Stimmung des Films, was den Film gar nicht mehr so einzigartig in der Filmographie von Lang erscheinen lässt. Neben Charles Dickens erinnert "Moonfleet" auch an ein bisschen an die Märchen der Gebrüder Grimm. Die beeindruckenden Bauten wurden von Cedric Gibbons geschaffen. Man kann den französischen Filmkritikern nur beipflichten: "Moonfleet" ist ein wunderschöner Film, der das Prädikat Meisterwerk auf alle Fälle verdient. Es ist auch einer seiner letzten Filme in Amerika. Mit seinem deutschen Comebackfilm "Der Tiger von Eschnapur" wählte er ein ebenso farbenprächtiges Kinomärchen. Die Figuren in "Moonfleet" sind einem unausweichlichen Schicksal unterworfen und obwohl Stewart Granger den Film nicht besonders mochte. Er spielt hier eine seine stärksten Rollen.




Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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