Regie: King Vidor
Major Rogers Vergeltungsaktion...
King Vidors Western "Nordwest Passage" aus dem Jahr 1939 verschlang
zwar extrem hohe 2,68 Millionen Dollar Budgetkosten, spielte aber an
der Kasse das für damalige Zeiten sehr gute Ergebnis von 3,15 Millionen
Dollar ein. Somit ein Publikumserfolg, aber kein sonderlich rentables
Geschäft. Vielleicht war dies auch der Grund dafür, dass der gepante
zweite Teil nie realisiert wurde, denn "Nordwest Passage" ist der Prolog
des Romans von Kenneth Roberts, der die Suche nach dieser Norwest
Passage, dem nördlichen Wasserweg zum Pazifik, zum Thema hat. King Vidor
meinte sogar, dass ohne die Verfilmung dieses wichtigeren 2. Teils der
gesamte Roman verfälscht wiedergegeben wird. Vor allem in der Figur des
Helden Major Rogers, der im ersten Teil als gewaltiger Held inszeniert
wird - der Roman zeigt aber, dass der Held im Laufe der Geschichte immer
mehr zerbricht.
Aus heutiger Sicht erinnert die Vergeltungsaktion von Major Rogers
an den Indianern - ein ganzes Dorf der Abenaktis wird von ihm dem
Erdboden gleichgemacht und ohne Gnade wird jeder Feind getötet - an den
sehr kritischen "Wiegenlied vom Todschlag" von Ralph Nelson aus dem Jahr
1970, indem ein ganzes Dorf der Cheyenne vom US-Militär massakriert
wird. Der Unterschied der beiden Filme besteht in der Sichtweise - in
Zeiten des Vietnam Kriegs wurde die eigene Geschichte auch kritisch
hinterfragt und angeprangert. Im Jahr 1939 war dies nicht so. Die
Indianer des Films werden als brutale wilde Tiere dargestellt, nur ganz
sachte sind auch andere Töne zu vernehmen. Etwa dann als eine junge
weiße Frau (Isabel Jewel) , die von den Indianern verschleppt wurde und
seither bei Ihnen lebte, vor den weißen Angreifern ausspuckt und lieber
bei den Indianern geblieben wäre. Ansonsten zeigt "Nordwest Passage"
eindrücklich, wie sehr sich die Ansichten in den letzten 75 bis 80
Jahren auch geändert haben. Ein Film mit solch einem Massaker ohne
kritische Untertöne wäre heute nicht mehr möglich.
Dennoch und trotz dieser Vorbehalte ist "Nordwest Passage" ein sehr spannender Film.
Es geht um den Pionier Robert Rogers (Spencer Tracy), der im Jahr
1755 seine berühmte Rangertruppe formierte und gegen die Franzosen und
die feindlichen Indianerstämme kämpfte. Doch die Geschichte beginnt in
Portsmouth mit der Ankunft des Studenten Langdown Towne (Robert Young).
Der wurde von der Uni geschmissen und nun steht auch seine Vermählung
mit der Pfarrerstochter Elizabeth (Ruth Hussey) auf wackligen Beinen.
Als er auch noch in der Dorfkneipe die Briten kritisiert, muss er mit
seinem Freund Hunk Marriner (Walter Brennan) die Flucht vor dem Gesetz
ergreifen. Als versierter Kartograph schließt er sich in Crown Point
dann der Gruppe von Rogers an. Dieser führt eine Armee an, die eine
Strafexpedition gegen die feindlichen Indianerstämme unternehmen. Doch
die Wildnis fordert viele Opfer und viele Männer sterben...
Mit dem üppigen Budget konnte King Vidor aus dem Vollen schöpfen
und dies merkt man dem bilderstarken Film auch an. Die Kameraarbeit von
Sidney Wagner und William F. Skall rechtfertigte eine Oscar-Nominierung.
Der Film hat den Franzosen- und Indianerkrieg von 1754 bis 1964 zum
Thema und ist konzipiert als Heldengeschichte. King Vidor Filmkarriere
dauerte annähernd 70 Jahre. Er schuf Meisterwerke des Stummfilms wie
"Ein Mensch der Masse" und "Die große Parade". In den 40er Jahren
begeisterte er mit dem "Duell in der Sonne" und mit dem Western "Mit
stahlharter Faust" gelang ihm ein weitere Klassiker.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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