Sonntag, 7. Oktober 2018

Nordwest Passage

























Regie: King Vidor

Major Rogers Vergeltungsaktion...

King Vidors Western "Nordwest Passage" aus dem Jahr 1939 verschlang zwar extrem hohe 2,68 Millionen Dollar Budgetkosten, spielte aber an der Kasse das für damalige Zeiten sehr gute Ergebnis von 3,15 Millionen Dollar ein. Somit ein Publikumserfolg, aber kein sonderlich rentables Geschäft. Vielleicht war dies auch der Grund dafür, dass der gepante zweite Teil nie realisiert wurde, denn "Nordwest Passage" ist der Prolog des Romans von Kenneth Roberts, der die Suche nach dieser Norwest Passage, dem nördlichen Wasserweg zum Pazifik, zum Thema hat. King Vidor meinte sogar, dass ohne die Verfilmung dieses wichtigeren 2. Teils der gesamte Roman verfälscht wiedergegeben wird. Vor allem in der Figur des Helden Major Rogers, der im ersten Teil als gewaltiger Held inszeniert wird - der Roman zeigt aber, dass der Held im Laufe der Geschichte immer mehr zerbricht.
Aus heutiger Sicht erinnert die Vergeltungsaktion von Major Rogers an den Indianern - ein ganzes Dorf der Abenaktis wird von ihm dem Erdboden gleichgemacht und ohne Gnade wird jeder Feind getötet - an den sehr kritischen "Wiegenlied vom Todschlag" von Ralph Nelson aus dem Jahr 1970, indem ein ganzes Dorf der Cheyenne vom US-Militär massakriert wird. Der Unterschied der beiden Filme besteht in der Sichtweise - in Zeiten des Vietnam Kriegs wurde die eigene Geschichte auch kritisch hinterfragt und angeprangert. Im Jahr 1939 war dies nicht so. Die Indianer des Films werden als brutale wilde Tiere dargestellt, nur ganz sachte sind auch andere Töne zu vernehmen. Etwa dann als eine junge weiße Frau (Isabel Jewel) , die von den Indianern verschleppt wurde und seither bei Ihnen lebte, vor den weißen Angreifern ausspuckt und lieber bei den Indianern geblieben wäre. Ansonsten zeigt "Nordwest Passage" eindrücklich, wie sehr sich die Ansichten in den letzten 75 bis 80 Jahren auch geändert haben. Ein Film mit solch einem Massaker ohne kritische Untertöne wäre heute nicht mehr möglich.
Dennoch und trotz dieser Vorbehalte ist "Nordwest Passage" ein sehr spannender Film.
Es geht um den Pionier Robert Rogers (Spencer Tracy), der im Jahr 1755 seine berühmte Rangertruppe formierte und gegen die Franzosen und die feindlichen Indianerstämme kämpfte. Doch die Geschichte beginnt in Portsmouth mit der Ankunft des Studenten Langdown Towne (Robert Young). Der wurde von der Uni geschmissen und nun steht auch seine Vermählung mit der Pfarrerstochter Elizabeth (Ruth Hussey) auf wackligen Beinen. Als er auch noch in der Dorfkneipe die Briten kritisiert, muss er mit seinem Freund Hunk Marriner (Walter Brennan) die Flucht vor dem Gesetz ergreifen. Als versierter Kartograph schließt er sich in Crown Point dann der Gruppe von Rogers an. Dieser führt eine Armee an, die eine Strafexpedition gegen die feindlichen Indianerstämme unternehmen. Doch die Wildnis fordert viele Opfer und viele Männer sterben...




Mit dem üppigen Budget konnte King Vidor aus dem Vollen schöpfen und dies merkt man dem bilderstarken Film auch an. Die Kameraarbeit von Sidney Wagner und William F. Skall rechtfertigte eine Oscar-Nominierung. Der Film hat den Franzosen- und Indianerkrieg von 1754 bis 1964 zum Thema und ist konzipiert als Heldengeschichte. King Vidor Filmkarriere dauerte annähernd 70 Jahre. Er schuf Meisterwerke des Stummfilms wie "Ein Mensch der Masse" und "Die große Parade". In den 40er Jahren begeisterte er mit dem "Duell in der Sonne" und mit  dem Western "Mit stahlharter Faust" gelang ihm ein weitere Klassiker.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen