Dienstag, 16. Oktober 2018

08/15


























Regie: Paul May

Asch und Vierbein...

Man kann den deutschen Soldatenfilm "08/15" nach dem gleichnamigen Roman von Hans Hellmut Kirst sogar ein bisschen als den etwas softeren Vorläufer von Stanley Kubricks Meisterwerk "Full Metal Jacket" bezeichnen. Denn beide Filme geben Einblick in die Ausbildung des Militärs und zeigen jungen Männer, die zu Soldaten ausgebildet werden.
Während Kubricks Film aber in einem Ausbildungslager der US-Marines in Vietnam spielt und im zweiten Teil den Ausbildungsplatz Richtung Kriegseinsatz wechselt, zeigt Paul May in seinem Film die militärische Ausbildungszeit der beiden Soldaten Asch (Joachim Fuchsberger) und Vierbein (Paul Bösiger) mit Kasernendrill und vielen handfesten Erlebnissen in der Welt des "Barras" am Vorabend des zweiten Weltkrieges.
Damals zu seiner Entstehungszeit im Jahr 1954 wurde der Film ein riesiger Kassenschlager und war in Deutschland annähernd so erfolgreich wie "Verdammt in alle Ewigkeit" von Fred Zinnemann, dem Blockbuster des Jahres.
Auch die beiden Figuren Asch und Vierbein ähneln Kubricks Soldaten Private Joker und Private Paula. Wie Joker ist auch der Gefreite Asch ein Typ, der spielend beim Militär durchkommt. Er ist pfiffig und mit allen Wassern gewaschen, ist ein guter Beobachter und weiß um die Stärken und Schwächen seiner Vorgesetzten.
Kanonier Vierbein (Paul Bösiger) dagegen ist fürs Soldatenleben nicht geschaffen. Er ist verträumt, musisch begabt und macht sie so zum Opfer seiner Vorgesetzten, die ihn hemmungslos schikanieren.
Das Feindbild der nungen Rekruten und Meister der Schikanen ist Hauptwachmeister Schulz (Emmerich Schrenk), der bei den Männern als brüllender Kasernengockel verschrien ist. Seine Ehefrau Lore (Helen Vita) wohnt auch in der Kaserne und sie findet Gefallen an anderen Männern. Im Grund setzt sie ihrem Fritz ständigHörner auf.
 Auch Wachtmeister Platzeck (Hans Christian Blech) ist ein Schleifer. Ganz oben steht Major Luschke (Wilfried Seyferth), der allerdings erst am Ende des Films seine große Szene bekommt. Während Asch es raffiniert versteht, sich den sadistischen Begebenheit in der Kaserne anzupassen, fällt dies seinem Freund Vierbein umso schwerer. Der verliebt sich in Aschs Schwester Ingrid (Gundula Korte), doch die steht auch eher auf den harten Macho, der militärische Ambitionen hat und im Krieg eine große Nummer sein wird. Asch verliebt sich in Elisabeth (Eva Ingeborg Scholz), das Mädchen, dass in der Kantine bedient. Es kommt im Laufe der Zeit soweit, dass Vierbein sich das Leben nehmen will, was der Freund gerade noch verhindern kann...



Und dann startet folgerichtig die raffiniert ausgearbeitete Revolte gegen die gemeinen Vorgesetzten. Er erreicht am Ende die Bestrafung der beiden Vorgesetzten und empfielt sich beim noch höheren Vorgesetzten als guter Soldat mit einer blendenden Aufstiegszukunft. In der Fülle vieler romantischer und pathetischer Kriegsfilme der deutschen Nachkriegsproduktion fällt "08/15" durch einige kritische Akzente auf. So nimmt die Geschichte die preußische Disziplin immer mal wieder aufs Korn. Natürlich ist "08/15" nicht dieser kritische Antikriegsfilm, sollte jemand dies erwarten. Aber durch die Ansammlung dieser Anekdoten aus der Kaserne gibt sich schon ein kritisches Bild auf das Militär im Allgemeinen, selbst wenn der besonnene Major Luschke am Ende besonnen durchgreift und die militärische Ordnung für den Moment wieder herstellt. Doch nicht von Dauer, wie die Schlußszene greift. Durch den Lautsprecher hört man Hitlers Rede "Seit 5 Uhr 45 wird nun zurückgeschossen".



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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