Freitag, 22. Dezember 2023

Blick zurück im Zorn


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Tony Richardson

Wütender Verlierer...

Die "Free Cinema" Bewegung nahm in Großbritannien Mitte der 50er Jahre ihren Anfang. Der Stil war sehr dokumentarisch geprägt und meistens ist es die Arbeiterklasse, deren schwierige Lebensverhältnisse gezeigt werden. Es wird auf eine realistische Darstellungsweise geachtet. Klassiker dieser Filmrichtungen sind "Der Weg nach oben" von Jack Clayton, "Samstagnacht bis Sonntagmorgen" von Karel Reisz, "Lockender Lorbeer" von Lindsay Anderson und "Die Einsamkeit des Langstreckenläufers", "Bitterer Honig", "Der Komödiant" und "Blick zurück im Zorn" von Tony Richardson.
Die Themen des Free Cinema bezogen sich auf das Klima der konservativen Restauration der Zeit und resultieren aus der Lebenswelt der Porträtierten: gesellschaftliche Ausbeutung, beengte Wohnverhältnisse, Generationenkonflikte und Beziehungsprobleme. Stilistisch kennzeichnend für diese Filme sind die Arbeit an realen Drehorten, die Minimierung oder der Verzicht auf künstliche Ausleuchtung und lange, ungeschnittene Sequenzen...meistens in schwarz-weiß gedreht.
Tony Richardsons "Blick zurück im Zorn" entstand 1959 und basiert auf dem gleichnamigen Schauspiel des britischen Dramatikers John Osborne.
Richard Burton spielt diesen "Angry Young Man" im Alter von 34 Jahren, obwohl seine Figur fast 10 Jahre jünger ist. Jimmy Porter lebt mit seinem besten Freund Cliff Lewis (Gary Raymond) und seiner Frau Alison (Mary Ure) in einer kleinen Mansardenwohnung in einer Industriestadt in den Midlands (Derby). Er hat das College hinter sich gebracht und betreit mit Cliff einen Süßwarenstand. Alison kommt aus einer gehobeneren Gesellschaftsschicht und hat Jimmy in einem Jazzclub kennengelernt. Sie war gleich fasziniert von dem Mann, der dort Saxophon spielt und ziemlich unkonventionell und rebellisch wirkt. Sehr zum Leidwesen ihrer Eltern (Glen Byam Shaw und Phillis Neilson Terry) hat sie diesen "Verlierer" geheiratet. Zwischen den Ehepartnern kommt es immer wieder zum Streit. Charakterlich ist Alison eher zurückhaltend und etwas apathish. Jimmy dagegen ist cholerisch, zynisch und meistens wütend.
Jimmys Liebe zu seiner Frau ist tatsächlich mit Verachtung vermischt, da er glaubt, dass sie nie wie er Not, Schmerz oder Leid erfahren musste. Sie ist schwanger, hat aber nicht den Mut diese Neuigkeit Jimmy mitzuteilen. Die Spannungen können durch Mitbewohner Cliff manchmal reduziert werden. Aber sie nehmen wieder zu als Alison ihrer selbstbewussten Freundin Helena (Claire Bloom) einlädt einige Zeit bei ihr Ihnen zu wohnen. Jimmy empfindet eine starke Abneigung gegen den ungebetenen Gast - ein Gefühl, dass erwidert wird. So ist es auch Helena, die Alison überredet sich vorübergehend von Jimmy zu trennen und wieder bei den Eltern zu wohnen. Zumindest so lange bis das Kind geboren ist. Währenddessen beginnen Jimmy und Helena nach einem heftigen Streit eine sexuelle Affäre....





Kameramann war Oswald Morris - einer der bedeutendsten Profis seines Fachs. Er bebilderte Klassiker wie "Moulin Rouge", "Moby Dick", "Oliver" "Ein Haufen toller Hunde", "Der Spion, der aus der Kälte kam", "Die Kanonen von Navarone" oder "Der Mann mit dem goldenen Colt". Für seine Kameraführung in Norman Jewisons Musical "Anatevka" erhielt er den Oscar.
Richardsons Film ist keine leichte Kost, die Darsteller agieren aber alle brilliant. Dabei gelang ihm eine beklemmende Milieustudie aus der Tristesse einer britischen Arbeitervorstadt. In der Rolle von Ma Tanner ist Dame Edith Evans zu sehen. Auch Donald Pleasence gehört zum starken Schauspieler-Ensemble. Die klirrende Jazzatmosphäre (für die Musik war Chris Barber zuständig) verleihen dem Film eine weitere spannende Facette.







Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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