Regie: Tony Richardson
Wütender Verlierer...
Die "Free Cinema" Bewegung nahm in Großbritannien Mitte der 50er
Jahre ihren Anfang. Der Stil war sehr dokumentarisch geprägt und
meistens ist es die Arbeiterklasse, deren schwierige Lebensverhältnisse
gezeigt werden. Es wird auf eine realistische Darstellungsweise
geachtet. Klassiker dieser Filmrichtungen sind "Der Weg nach oben" von
Jack Clayton, "Samstagnacht bis Sonntagmorgen" von Karel Reisz,
"Lockender Lorbeer" von Lindsay Anderson und "Die Einsamkeit des
Langstreckenläufers", "Bitterer Honig", "Der Komödiant" und "Blick
zurück im Zorn" von Tony Richardson.
Die Themen des Free Cinema bezogen sich auf das Klima der
konservativen Restauration der Zeit und resultieren aus der Lebenswelt
der Porträtierten: gesellschaftliche Ausbeutung, beengte
Wohnverhältnisse, Generationenkonflikte und Beziehungsprobleme.
Stilistisch kennzeichnend für diese Filme sind die Arbeit an realen
Drehorten, die Minimierung oder der Verzicht auf künstliche Ausleuchtung
und lange, ungeschnittene Sequenzen...meistens in schwarz-weiß gedreht.
Tony Richardsons "Blick zurück im Zorn" entstand 1959 und basiert
auf dem gleichnamigen Schauspiel des britischen Dramatikers John
Osborne.
Richard Burton spielt diesen "Angry Young Man" im Alter von 34
Jahren, obwohl seine Figur fast 10 Jahre jünger ist. Jimmy Porter lebt
mit seinem besten Freund Cliff Lewis (Gary Raymond) und seiner Frau
Alison (Mary Ure) in einer kleinen Mansardenwohnung in einer
Industriestadt in den Midlands (Derby). Er hat das College hinter sich
gebracht und betreit mit Cliff einen Süßwarenstand. Alison kommt aus
einer gehobeneren Gesellschaftsschicht und hat Jimmy in einem Jazzclub
kennengelernt. Sie war gleich fasziniert von dem Mann, der dort Saxophon
spielt und ziemlich unkonventionell und rebellisch wirkt. Sehr zum
Leidwesen ihrer Eltern (Glen Byam Shaw und Phillis Neilson Terry) hat
sie diesen "Verlierer" geheiratet. Zwischen den Ehepartnern kommt es
immer wieder zum Streit. Charakterlich ist Alison eher zurückhaltend und
etwas apathish. Jimmy dagegen ist cholerisch, zynisch und meistens
wütend.
Jimmys Liebe zu seiner Frau ist tatsächlich mit Verachtung
vermischt, da er glaubt, dass sie nie wie er Not, Schmerz oder Leid
erfahren musste. Sie ist schwanger, hat aber nicht den Mut diese
Neuigkeit Jimmy mitzuteilen. Die Spannungen können durch Mitbewohner
Cliff manchmal reduziert werden. Aber sie nehmen wieder zu als Alison
ihrer selbstbewussten Freundin Helena (Claire Bloom) einlädt einige Zeit
bei ihr Ihnen zu wohnen. Jimmy empfindet eine starke Abneigung gegen
den ungebetenen Gast - ein Gefühl, dass erwidert wird. So ist es auch
Helena, die Alison überredet sich vorübergehend von Jimmy zu trennen und
wieder bei den Eltern zu wohnen. Zumindest so lange bis das Kind
geboren ist. Währenddessen beginnen Jimmy und Helena nach einem heftigen
Streit eine sexuelle Affäre....
Kameramann war Oswald Morris - einer der bedeutendsten Profis seines Fachs. Er bebilderte Klassiker wie "Moulin Rouge", "Moby Dick", "Oliver" "Ein Haufen toller Hunde", "Der Spion, der aus der Kälte kam", "Die Kanonen von Navarone" oder "Der Mann mit dem goldenen Colt". Für seine Kameraführung in Norman Jewisons Musical "Anatevka" erhielt er den Oscar.
Kameramann war Oswald Morris - einer der bedeutendsten Profis seines Fachs. Er bebilderte Klassiker wie "Moulin Rouge", "Moby Dick", "Oliver" "Ein Haufen toller Hunde", "Der Spion, der aus der Kälte kam", "Die Kanonen von Navarone" oder "Der Mann mit dem goldenen Colt". Für seine Kameraführung in Norman Jewisons Musical "Anatevka" erhielt er den Oscar.
Richardsons Film ist keine leichte Kost, die Darsteller agieren
aber alle brilliant. Dabei gelang ihm eine beklemmende Milieustudie aus
der Tristesse einer britischen Arbeitervorstadt. In der Rolle von Ma
Tanner ist Dame Edith Evans zu sehen. Auch Donald Pleasence gehört zum
starken Schauspieler-Ensemble. Die klirrende Jazzatmosphäre (für die
Musik war Chris Barber zuständig) verleihen dem Film eine weitere
spannende Facette.
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