Regie: Vincente Minelly
Tee und Sympathie...
Vincente Minellys Lieblingsgenre war sicherlich das Musical. In diesem Bereich schuf er unverwüstliche Klassiker wie "Ein Amerikaner in Paris", "Gigi", "Meet me in St. Louis", "Vorhang auf" oder "Brigadoon". Ab den späteren 50er Jahren wandte er sich vermehrt aber auch anderen Stoffen zu. Bereits 1952 inszenierte er das bemerkenswerte Hollywoodmelodram "Stadt der Illusionen", das fünf Oscars gewann. Auch der 1956 entstandene "Ein leben in Leidenschaft" war bei der Vergabe der Oscars erfolgreich. Sein bester Film in dieser Zeit ist sicherlich das Verliererepos "Verdammt sind sie alle" mit Frank Sinatra, Dean Martin und Shirley McLaine in den Hauptrollen. Weitere Melodramen, die er in dieser Phase inszenierte sind "Fluch des Blutes", "Die vier apokalyptischen Reiter" und "Anders als die Anderen".
Die drei Hauptdarsteller Deborah Kerr, John Kerr (der mit Deborah Kerr nicht verwandt ist, auch wenn er denselben Nachnamen trägt) sowie Leif Erickson übernahmen im Film ihre Rollen, die sie ab September 1953 bereits 700 Mal am Broadway spielten.
Schade, dass der Hays Code damals verhinderte, dass Minellys Film über Männlichkeit und Homosexualität sowie Ehebruch und Prostitution so sehr den Zwängen der Zensur unterworfen wurde, dass der Film aus heutiger Sicht fast schon ein bisschen verklemmt wirkt. Nach dem Erfolg des Bühnenstückes zerbrach man sich den Kopf darüber, inwieweit man ein Drehbuch anpassen müsse, um eine Freigabe zu erzielen, da die ursprüngliche Geschichte als inakzeptabel abgelehnt werden würde. Schließlich einigte man sich darauf, dass Tom nicht homosexuell, sondern eben nur anders als die anderen Jungen sein sollte.Einem daraufhin überarbeiteten Drehbuch wurde die Zustimmung erneut versagt. Das Studio legte gegen die Entscheidung Berufung ein. Nach weiterem Hin und Her und der Zusage, dass man eine Sequenz einfüge, in der Tom später als glücklich verheiratet vorgestellt werde, erhielt der Film dann am 20. Juli 1956 endlich das begehrte Code-Siegel.Der siebzehnjährige Tom Robinson Lee (John Kerr), ein neuer Absolvent einer Jungenvorbereitungsschule, steht im Widerspruch zur Machismo-Kultur seiner Klasse, in der die anderen Jungen Sport lieben, herumtollen, über Mädchen fantasieren und sie vergöttern ihren Macho Trainer: Bill Reynolds (Leif Erickson). Tom bevorzugt klassische Musik, liest Gedichte, geht ins Theater und scheint sich in der Gesellschaft von Frauen im Allgemeinen wohler zu fühlen. Die anderen Jungen quälen Tom wegen seiner "unmännlichen“ Eigenschaften und nennen ihn „Zimperlieschen“. Er wird von seinem Vater Herb Lee (Edward Andrews) gefühllos behandelt, der glaubt, dass ein Mann männlich sein sollte und dass sein Sohn dazu passen sollte die anderen Jungs. Nur Al (Darryl Hickman), sein Mitbewohner, behandelt Tom mit Anstand, da er erkennt, dass Andersartigkeit nicht gleichbedeutend mit Unmännlichkeit ist. Diese wachsende Spannung wird von Laura Reynolds (Deborah Kerr), der Frau des Trainers, beobachtet. Mrs. Reynolds (Deborah kerr) lädt ihn oft alleine zum Tee ein und verliebt sich schließlich in ihn, unter anderem wegen seiner vielen Ähnlichkeiten mit ihrem ersten Ehemann John, der im Zweiten Weltkrieg getötet wurde. Die Situation eskaliert, als Tom dazu überredet wird, die örtliche Bardame Ellie (Norma Crane) zu besuchen, um den Verdacht über seine Sexualität auszuräumen, doch die Dinge laufen schief. Ihr Spott und seine Naivität veranlassen ihn, in der Küche der Frau einen Selbstmordversuch zu unternehmen. Sein Vater kommt aus der Stadt, um sich mit dem Dekan über Toms bevorstehenden Rauswurf zu treffen, nachdem er von einem Klassenkameraden auf Toms Absichten aufmerksam gemacht wurde. Er geht vom Erfolg seines Sohnes aus und prahlt mit seinem sexuellen Triumph und seinem altehrwürdigen Sprung ins Mannesalter, bis Reynolds ihm etwas anderes mitteilt. Laura macht sich auf die Suche nach Tom und findet ihn dort, wo er oft zum Grübeln geht, in der Nähe des sechsten Abschlags des Golfplatzes. Sie versucht ihn zu trösten und rät ihm, eines Tages eine Frau und eine Familie zu haben, aber er ist untröstlich. Sie beginnt zu gehen, kommt dann zurück und nimmt seine Hand, sie küssen sich und sie sagt: WWenn du in Jahren darüber sprichst, und das wirst du auch, sprich freundlich darüber.“ Zehn Jahre später kehrt der erwachsene Tom, mittlerweile ein erfolgreicher verheirateter Schriftsteller, an seine Privatschule zurück. Die letzte Szene zeigt, wie Tom seinen alten Trainer und Hausmeister besucht, um nach Laura zu fragen. Bill erzählt ihm, dass er zuletzt gehört hat, dass sie irgendwo im Westen ist, aber er hat eine Nachricht von Laura an Tom, die sie ihrem letzten Brief an Bill beigefügt hat. Tom öffnet den Brief, draußen und erfährt, dass sie es geschrieben hat, nachdem sie seinen veröffentlichten Roman gelesen hatte, der aus seiner Zeit an der Schule und ihrer Beziehung stammt. Nach ihrem Moment der Leidenschaft, erzählt sie Tom, habe sie keine andere Wahl gehabt, als Bill zu verlassen, und wie Tom in seinem Buch schrieb: "Die Frau hatte immer ihre Zuneigung zu dem Jungen bewahrt....
Somit wurde das meisten an Brisanz weggelassen und daher ist es nicht verwunderlich, dass Minellis Film in Vergessenheit geraten ist. Deborah Kerr bekam immerhin eine Nominierung bei den British Film Awards und auch ihre männlichen Costars Leif Erikson und John Kerr spielen ihre Rolle sehr überzeugend. Aus heutiger Sicht kann man jedoch einige Szenen oder Dialoge so werten, als wäre Homosexualität etwas ganz Grauenhaftes.
Somit wurde das meisten an Brisanz weggelassen und daher ist es nicht verwunderlich, dass Minellis Film in Vergessenheit geraten ist. Deborah Kerr bekam immerhin eine Nominierung bei den British Film Awards und auch ihre männlichen Costars Leif Erikson und John Kerr spielen ihre Rolle sehr überzeugend. Aus heutiger Sicht kann man jedoch einige Szenen oder Dialoge so werten, als wäre Homosexualität etwas ganz Grauenhaftes.
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