Dienstag, 27. Februar 2024

Das Leben des Emile Zola


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie. William Dieterle

Die Dreyfuß Affäre...

Im Jahr 2019 behandelte Roman Polanski in seinem Film "Intrige" die Dreyfuß-Affäre, einen Justizskandal der die französische Politik und Gesellschaft extrem spaltete. Der Artillerie-Hauptmann Alfred Dreyfuß wurde 1894 durch ein Kriegsgericht in Paris wegen angeblichen Landesverrats zugunsten des Deutschen Kaiserreichs verurteilt. Diese Verurteilung basierte auf rechtswidrigen Beweisen und einem mehr als zweifelhaften Handschriftengutachten. Dieser Justizirrtum weitete sich in ganz Frankreich zu einem Riesenskandal aus. Obwohl höchte Kreise im Militär bereits wussten, dass der tatsächliche Verräter Ferdinand Walsin-Esterhazy war, verhinderten sie die Rehablilitierung des Alfred Dreyfuß, der inzwischen Gefangener der berüchtigten Teufelsinsel war. Der bedeutenden Schriftsteller Emile Zola setzte sich für ihn ein und veröffentlichte den Artikel "I´accuse" (Ich klage an), in dem er die Wahrheit deklariert. Dies führte zu einer Gefängnisstrafe. Um diese zu umgehen, flüchtete er nach England. Vor allem thematisierte Polanski die damals sehr antisemitische Haltung des Militärs, denn es war kein Zufall, dass gerade der aus dem Elsass stammenden jüdische Offizier als Schuldiger herhalten sollte.
Diesen eigentlichen Grund wollten die Produzenten des 1937 entstandenen Films "Das Leben des Emile Zola" entfernen. Man wollte damals die antisemitische Ungerechtigkeit in Frankreich des späten 19. Jahrhunderts nicht zeigen. Ausserdem fanden es die Macher in Hollywood sehr brisant, denn man wollte sich ja mit dem erstarkten deutschen Reich nichts verscherzen. Die jüdische Herkunft des Offiziers wird nur einmal sichtbar durch ein Formular, dass durch die Hände seiner Verurteiler geht, dort steht bei seiner Herkunft "Jew". Dies war auch die Zeit, in der Hollywood als Reaktion auf die vermeintliche Bedrohung durch externe Zensur den Production Code einführte und somit eine interne Zensur installierte
In seinem 2013 erschienenen Buch "The Collaboration: Hollywood's Pact with Hitler“ schrieb Ben Urwand, dass Hollywood-Produzenten einen Pakt geschlossen hätten, um Adolf Hitler nicht zu verärgern, und die Nazis unterstützt hätten, indem sie Filme unterdrückt hätten, die die Brutalität der Nazis darstellten: „"Die Studios haben mehrere explizit anti-nationalsozialistische Filme abgesagt.“ Filme, die für die Produktion geplant waren, und löschte aus mehreren anderen Filmen alles, was als kritisch gegenüber den Nazis ausgelegt werden könnte, zusammen mit allem, was als positiv für die Juden angesehen werden könnte.
Leider muss man sagen. Denn "Das Leben des Emile Zola" ist ein hervorragend inszenierter Film. Der Regisseur William Dieterle drehte in den späten 30er Jahren seine besten Filme wie "Louis Pasteur" oder "Der Glöckner von Notre Dame". Wahrscheinlich ist "Das Leben des Emile Zola" aber sein Hauptwerk.
Der Film spielt Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts und schildert Émile Zolas (Paul Muni) frühe Freundschaft mit dem postimpressionistischen Maler Paul Cézanne (Vladimir Sokoloff) und seinen Aufstieg zu Ruhm durch sein produktives Schreiben. Es untersucht seine späte Beteiligung an der Dreyfus-Affäre. Im Paris des Jahres 1862 teilt sich der kämpfende Schriftsteller Zola mit Cézanne  eine kleine Pariser Mansardenwohnung. Seine Verlobte Alexandrine (Gloria Holden) verschafft ihm einen Job als Angestellter in einer Buchhandlung, doch er wird bald entlassen, nachdem er mit seinem provokanten Roman „Die Geständnisse des Claude“ den Zorn seines Arbeitgebers und eines Polizeiagenten erregt hat. Anschließend wird er Zeuge zahlreicher Ungerechtigkeiten in der französischen Gesellschaft, etwa eines überfüllten Slums direkt am Fluß, rechtswidriger Bergbaubedingungen und Korruption in Armee und Regierung. Schließlich inspiriert ihn eine zufällige Begegnung mit einer Straßenprostituierten (Erin O´Brien Moore), die sich vor einer Razzia der Polizei versteckt, zu seinem ersten Bestseller „Nana“, einem Exposé über die erotische Seite des Pariser Lebens. Trotz der Bitte des Chefzensors schreibt Zola weitere erfolgreiche Bücher wie „Der Untergang“, eine vernichtende Kritik an den Fehlern und der Uneinigkeit der französischen Kommandeure, die zu einer verheerenden Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 führten. Er wird reich und berühmt und heiratet Alexandrine und richtet sich in seiner Villa auf ein angenehmes Leben ein. Eines Tages besucht ihn sein alter Freund Cézanne, noch arm und unbekannt, bevor er die Stadt verlässt. Er wirft Zola vor, wegen seines Erfolgs selbstgefällig geworden zu sein und kündigt ihre Freundschaft. Ein abgefangener Brief an die deutsche Botschaft bestätigt, dass es im französischen Generalstab einen Spion gibt. Ohne lange nachzudenken kommen die Armeekommandanten zu dem Schluss, dass Hauptmann Alfred Dreyfus (Joseph Schildkraut), ein Jude, der Verräter ist. Er wird vor ein Kriegsgericht gestellt, öffentlich degradiert und auf der Teufelsinsel in Französisch-Guayana eingesperrt. Später entdeckt Oberst Picquart (Henry O´Neill), der neue Chef des Geheimdienstes, Beweise dafür, dass Major Walsin-Esterhazy (Robert Barrat), ein Infanterieoffizier ungarischer Abstammung, der eigentliche Spion ist. Picquart wird jedoch von seinen Vorgesetzten angewiesen, zu schweigen, um eine offizielle Peinlichkeit zu vermeiden, und wird schnell auf einen entlegenen Posten versetzt. Vier Jahre sind seit der Degradierung von Dreyfus vergangen. Seine treue Frau Lucie (Gale Sondergaard) fleht Zola an, sich für die Sache ihres Mannes einzusetzen. Zola möchte sein angenehmes Leben nur ungern aufgeben, doch Lucie bringt neue Beweise vor, um seine Neugier zu wecken. Er veröffentlicht in der Zeitung L'Aurore einen offenen Brief namens „J'accuse“, in dem er dem Oberkommando vorwirft, die ungeheuerliche Ungerechtigkeit zu vertuschen, was in ganz Paris einen Feuersturm auslöst. Zola entkommt nur knapp einem wütenden Mob, der von Provokateuren des Militärs angestachelt wird, als es auf den Straßen der Stadt zu Unruhen kommt. Natürlich folgt auch seine Anklage...





Die Kritiken waren euphorisch und daher ist es nicht verwunderlich, dass Dieterles Film 10 Oscarnominierungen (Bester Film, Nebendarsteller Joseph Schildkraut, Originaldrehbuch, Hauptdarsteller Paul Muni, Musik Max Steiner, Szenenbild, Regieassistenz, bester Ton, beste Originalgeschichte und natürlich William Dieterle selbst in der Regie-Kategorie). Von diesen Nominerungen konnte drei in Siege verwandelt werden. Joseph Schildkraut gewann die Trophäe und auch die Drehbuchautoren Heinz Herald, Géza Herczeg und Norman Reilly Raine durften sich freuen. Der Hauptpreis "bester Film" komplettiert das Siegertrio.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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