Regie: Fritz Lang
Mord am Fluß...
Leider wird ein so großer Regisseur wie Fritz Lang bei den
deutschen DVD-Veröffentlichungen sträflich vernachlässigt. So sind seine
weniger bekannten, aber dennoch herausragende Filme wie "Menschenjagd",
"Straße der Versuchung", "Lebensgier", "Die Bestie" oder "Todeshaus am
Fluß" immer noch nicht erschienen.
Nachdem "Geheimnis hinter er Tür" mit Joan Bennett und Michael
Redgrave in den Hauptrollen an der Kinokasse nicht sonderlich
erfolgreich war, gabs Zoff mit mehreren Produzenten und Fritz Lang sah
sich genötigt mit dem kleineren "Republic Studio" zusammenzuarbeiten.
Aus dieser Zeit stammt der 1950 realisierte Gothic-Film Noir "Das
Todeshaus am Fluß".
Obwohl er bei diesem Film auf größere Stars verzichten musste, ist
ihm dennoch ein sehr origineller Thriller mit einem sehr üblen Bösewicht
gelungen. Der in Südafrika geborene britische Schauspieler Louis
Hayward ist hier zweifelsohne in der Rolle seines Lebens zu sehen. Er
spielt den erfolglosen Schriftsteller Stephen Byrne, der eine
Schreibblockade hat und erst durch ein Verbrechen, dass er begangen
hatte, einen Überschuß an Inspiration zum Schreiben erlangt. Mit diesem
kreativen Schub wächst auch seine eigene unmöralischen und verkommenen
Charakteranteile.
Als sein gehbehinderten Bruder wurde Lee Bowman verpflichtet.
"Das Todeshaus am Fluß" ist eine optimale Kulisse für diesen
Psychothriller mit Noir-Optik und manchmal sogar mit einem gewissen
makabren Humor.
Die Zeit: Irgendwann im vorigen Jahrhundert, zur Zeit von Königin
Viktoria. In den Südstaaten der USA liegt das Haus von Stephen (Louis
Hayward) und Marjorie Byrne (Jane Wyatt). Man lebt dort idyllisch, die
Nachbarin Mrs. Ambrose (Ann Shoemaker) ist neugierig wie alle Nachbarn
und der gelangweilte Schriftsteller beobachtet das hübsche junge
Dienstmädchen (Dorothy Patrick). Da die Gemahlin ausser Haus ist, könnte
das eine gute Gelegenheit sein die attraktive Frau anzubaggern. Doch
die fängt an zu schreien und damit die Nachbarin draußen dies nicht
bemerkt, erwürgt Stephen Emily im Affekt. Dann klopft es auch schon an
der Tür. Sein Bruder John (Lee Bowman) - ein fleissiger Buchhalter - ist
draußen und gelangt durch die Hintertür ins Haus. Dort sieht er die
tote Frau und fordert seinen Bruder auf, den "Unfall" (so stellt es
Stephen dar) der Polizei zu melden. Doch Stephen überzeugt seinen
Bruder, dass es besser wäre die Leiche im Fluß verschwinden zu lassen.
Mit einem Boot fahren sie hinaus und versenken die Leiche in einem an
einen Anker gebunden Sack...
Natürlich ist es der Fluß selbst, der irgendwie schmutzig wirkt,
das Übel verschlang aber im richtigen Moment wieder an die Oberfläche
bringt. Und zu allem Übel wird auch noch der gütige Bruder zum
Hauptverdächtigen, weil seine Haushälterin Flora (Jody Gilbert) eine
Menge Gerüchte verbreitet. Und Stephen selbst wird immer mehr zum fiesen
Dreckskerl, weil er bemerkt, dass diese Ereignisse die Zuneigung
zwischen seiner Frau und dem Bruder verstärkt haben. Er schmiedet einen
gemeinen Mordplan. Kameramann Edward Cronjager - insgesamt siebenmal für
den Oscar nominiert - begeistert auch hier mit seiner grandiosen
Kameraarbeit. Der Fluß fungiert dabei als stummer Zeuge für die
zahlreichen Ereignisse, die sich abspielen. Auch die Szene zwischen
Emily und ihrem Mörder ist äusserst beklemmend und gruselig inszeniert.
Man sieht wie der lusterne Schriftsteller bereits unten auf sein Opfer
wartet, während die zögerlich im finsteren Schatten die Treppe
herunterkommt.
Ebenso atmosphärisch brilliant, wenn Tote sozusagen aus dem nassen
Grab entsteigen. Die Aufarbeitung seiner Mordtaten schreibt der
Protagonist natürlich als zukünftigen großen Roman nieder. Diese Idee
war allerdings nicht neu, sondern hatte seine Premiere im englischen
Filmklassiker "Adel verpflichtet" von Robert Hamer.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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