Dienstag, 2. Juli 2019
Der Sieger
Regie: John Ford
Eine kleine Geschichte aus Inisfree...
Mehr Irland ist nicht möglich: John Ford hatte die Erzählung "The Quiet man" von Maurice Walsh bereits in den 30er Jahren gelesen und wollte sofort einen Film daraus machen. Doch die Hollywood Produzenten waren mehr als skeptisch. Mit dieser Geschichte aus Irland ließe sich niemals Geld machen. Es sollten mehr als 15 Jahre vergehen, bis man ihm grünes Licht gab. Heute steht im irischen Örtchen Cong eine Gedenkstätte für den Film, der in Deutschland unter dem Titel "Der Sieger" oder auch "Die Katze mit dem roten Haar" bekannt ist.
Und trotz aller Bedenken spielte der Film im ersten Jahr bereits fast 4 Millionen Dollar ein, was ihm einen Rang unter den 10 erfolgreichsten Filmen des Jahres 1952 sicherte und selbst die Academy war beeindruckt von diesem Heimatfilm der ganz besonderen Art und vergab an "The Quiet Man" sieben Nominierungen: Bester Film, Bester Nebendarsteller Victor McLaglen, bestes Szenenbild, bester Ton, bestes adaptiertes Drehbuch, beste Regie und beste Filmmusik (Victor Young), der den Oscar auch gewann. John Ford selbst war auch siegreich, es wurde nach "Der Verrräter", "Früchte des Zorns", "So grün war mein Tal" sein vierter RegieOscar.
Neben der familären Atmosphäre im Ort Cong hatte auch die Besetzung starken familären Einschlag. So spielte Francis Ford, der ältere Bruder des Regisseurs, einen bärtigen Dorfbewohner, der sich auf dem Höhepunkt des Films (die Prügelei, bei dem das ganze Dorf und die Nachbarsdörfer dabei sind) wie durch ein Wunder auf seinem Totenbett erhebt und diesem Spektakel beiwohnt. John Waynes Kinder Michael, Mary, Patrick und Melinda waren darüberhinaus Komparsen bei der Rennszene und auch Maureen O´Haras jüngere Brüder durften mitspielen, einer als Kneipenfreund von John Waynes Filmfigur, der andere als junger Priester Paul. Barry Fitzgerald, der in seiner Rolle als neugieriger Heiratsvermittler Michaleen begeistert, hatte seinem Bruder auch eine Rolle verschafft. Der ist als protestantischer Pfarrer Playfair zu sehen.
Selbstverständlich wird der Film in den USA, im Uk oder in Irland bis heute oft am St. Patricks Day im TV ausgestrahlt. Die Geschichte selbst spielt in den 20er Jahren. Ein Fremder (John Wayne) steigt am Bahnhof von Galway aus dem Zug. Neugierig wie die Iren sind würden sie gerne wissen, wer dieser Fremde ist. Er fragt auch nach dem Weg nach Inisfree und danach mischen die Reisenden, der Schaffner und andere Bewohner mit um den Fremden nicht nur den Weg zu weisen, sondern gute Ratschläge zu geben, wo er am besten fischen kann. Sean Thornton heißt der Mann, der an seinen Geburtsort zurückgekommen ist. Als Kind verließ er mit der Mutter seine irische Heimat und führte dort in der neuen Welt ein bewegtes Leben. Da seine Mutter sehr früh starb, musste er sich als Waise durchboxen und wurde tatsächlich irgendwann Schwergewichtsmeister im Boxen. Die Karriere hat er aber beendet, da er seinem Gegner einen Schlag versetzte, den er nicht überlebte. Er schwor sich nie wieder zu kämpfen. Nun will er in seiner alten Heimat leben und zu diesem Zweck erwirbt er die ehemalige Farm seines Vaters, die ihm die Witwe Tillane (Mildred Natwick) verkauft. Sehr zum Ärger des wohlhabenden Landbesitzers Squire Will Danaher (Victor McLaglen), der schon sehr lange eine Auge auf das Anwesen hatte und darüberhinaus auch eins auf die resolute Witwe. Damit hat der Neuankömmling schon sehr schnell einen richtigen Feind. Nur dumm, dass sich Sean Thornton auch noch in die jüngere Schwester seines Feindes, Mary Kate Danaher (Maureen O´Hara) verliebt. Die Gefühle stoßen zwar auf Gegenliebe, aber Sean hat nicht mit der Impulsivität und Kratzbürstigkeit seiner Flamme gerechnet. Genauso wie ihr Bruder hat Mary Kate einen ganz eigenen egoistischen Kopf. Doch zuerst ist Sean der stille Mann, der den Konfrontationen aus dem Weg geht. Er schafft es durch die List der Dorfbewohner, dass der Sturkopf Danaher in die Hochzeit einwilligt, doch damit fangen die Probleme erst an. Denn die Braut will auf keinen Fall auf die Aussteuer verzichten. Und der Squire denkt im Leben nicht daran sie ihr zu geben....
So wird der Zuschauer irgendwann Zeuge über die Zähmung der Widerspenstigen und auch ein Faustkampf der beiden Kontrahenten rundet das durchweg irische Vergnügen perfekt ab. Die Menschen werden sehr eigenwillig, aber auch sympathisch mit dem Herzen am rechten Fleck skizziert. Menschen, die aber auch mit dem eigenen Dickkopf konfrontiert sind. "Der Sieger" passt als Titel leider nicht so gut wie "The Quiet Man", auch wenn sich der Rückkehrer Sean am Ende tatsächlich als der Sieger präsentieren kann. In der Version sind einige Lieder eingedeutscht worden, genauso wie der Name von Mary Kate, aus der in der deutschen Fassung "Marianne" wird. Dies kann aber nie das Vergnügen dieses skurrilen Films schmälern, der in der Filmgeschichte sehr einzigartig erscheint und für mich zu den Meisterwerken von John Ford mitgezählt werden muss. John Wayne ist mit Kratzbürste O´Hara konfrontiert, die perfekt ist in dieser Rolle. Natürlich macht es auch ein Vergnügen die alten Haudegen Victor McLaglen oder Barry Fitzgerald in ihrem Element zu sehen, sie spielen großartig auf. Ward Bond spielt einen Pfarrer und der spätere "Professor Ambronsius" aus Polanskis "Tanz der Vampire" spielt Ignatius Feeley, einer von den Kumpanen des kantigen wie kauzigen Squires.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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