Regie: Ronald Neame
Der neue Kommandeur...
Ronald Neames Militärdrama "Einst ein Held" (Originaltitel: Tunes
of Glory) entstand 1960 und wurde bei den Britischen Filmpreisen mit 4
Nominierungen bedacht. John Miles und Alec Guinness, die sich im Film
ein psychologisches Duell liefern, wurden in der Kategorie "Bester
Schauspieler" berücksichtigt, James Kennaway bekam eine Nominierung für
sein Drehbuch und auch der Film selbst wurde in der Hauptkategorie
"Bester Film" nominiert. Bei der Oscarverleihung 1961 sprang immerhin
für Drehbuchautor James Kennaway eine Nominierung heraus. Bereits bei
den Filmfestspielen in Venedig wurde John Mills mit dem Coppa Volpi als
bester Darsteller geehrt.
Ronald Neame war in mehreren Bereichen im Filmgeschäft tätig. Er
schrieb Drehbücher zu den Lean Klassikern "Begegnung" und
"Geheimnisvolle Erbschaft". Als zweiter Kameramann war er bereits in
Hitchcocks "Blackmail" beschäftigt, später auch bei einem weiteren David
Lean Film "In which we serve". Er fungierte auch als Produzent bei den
beiden Lean Filmen "Oliver Twist" und "Begegnung".
Den größten Erfolg als Regiesseur hatte er 1972 mit dem
Katastrophenfilm Blockbuster "Die Höllenfahrt der Poseidon". Weitere
bekannte Filme von ihm sind "Meteor", "Die Akte Odessa", "Sein größter
Bluff" und "Der Mann, den es nie gab".
Die Geschichte spielt im Januar 1948 und beginnt in der
Offiziersmesse eines namenlosen Highland-Bataillon, wo Jock Sinclair
(Alec Guinness) verkündet, dass dies sein letzter Tag als
kommissarischer Kommandeur ist. Der trinkfeste Sinclair war im Krieg ein
Held und obwohl er das Kommando als Oberstleutnant auf Lebenszeit
innehat, soll er durch Oberstleutnant Basil Barrow (John Mills) am
anderen Tag ersetzt werden. Das Brigade-Hauptquartier hält den
pedantischen Barrow, dessen Vorfahren das Bataillon gegründet hatte, für
den geeigneteren Befehlshaber in den jetzigen Zeiten des Friedens.
Colonel Barrow trifft einen Tag früher ein und findet die Offiziere
beim Tanzen vor. Er lehnt es ab, mit Sinclair einen Whisky zu teilen
und nimmt stattdessen ein alkoholfreies Getränk. Sie tauschen ihre
Lebensgeschichten aus. Sinclair trat als Musikant in Glasgow ein und
stieg in den Rängen auf, Barrow kam von der Universität Oxford. Er
diente 1933 im Bataillon. Er wurde zu besonderen Aufgaben abkommandiert
und hat an der Königlichen Militärakademie Sandhurst unterrichtetet.
Sofort bei diesem ersten Gespräch wird klar, dass hier Gegensätze
aufeinander prallen. Denn Barrow erlässt in den Folgetagen mehrere
Befehle, um eine strenge Bataillonsdisziplin einzuführen. Besonders
unbeliebt ist der Befehl, dass alle Offiziere Unterricht im schottischen
Country Dance nehmen soll, um sich auf der kommenden Cocktailparty als
Gentleman zu präsentieren. Währenddessen trifft sich Sinclairs hübsche
Tochte Morag (Susannah York) heimlich mit dem Soldaten Corporal Piper
Ian Fraser (John Fraser). Bei der besagten Cocktailparty kommt es zum
Eklat, weil Barrows ausrastet, denn seine Soldaten tanzen nicht subtil,
sondern lassen sich gehen. In dieser Nacht entdeckt Sinclair auch seine
Tochter mit Fraser in der Kneipe. In einer Kurzschlußhandlung ohrfeigt
er seinen Untergebenen. Da dies ein schweres Vergehen eines Offiziers
darstellt, drohen die Spannungen zu eskalieren...
Der Film endet tragisch und nicht nur die beiden Hauptdarsteller
liefern große Schauspielkunst. Dennis Price als Major Scott, Gordon
Jackson als Captain Jimmy Cairns oder Kay Walsh als Mary dürfen nicht
unerwähnt bleiben. Das gesamte Ensemble trägt stark zum Gelingen des
bildstarken (Kameramann war Arthur Francis Ibbetson) bei.
Interessanterweise funktioniert Neame Film trotz des Fehlens einer
positiven Identifikationsfigur. Beide Männer haben Stärken, aber auch
eklatante Schwächen.
Bewertung. 8,5 von 10 Punkten.
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