Regie: Ronald Neame
Die Millionen Pfund Note...
1947 drehte Ronald Neame seinen ersten Spielfilm. Einer seiner
bekanntesten Filme ist der 1954 entstandene "The Million Pound Note",
der auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Mark Twain basiert und in
Deutschland unter dem Verleihtitel "Sein größter Bluff" ebenfalls ein
Kinoerfolg wurde.
Literarisch hat die Geschichte gewisse Ähnlichkeiten mit der
bekannten deutschen Novelle "Kleider machen Leute" von Gottfried Keller.
Im Falle von Neames Film ist es kein edles Gewand, sondern eine
Banknote mit den Nennwort von einer Million Pfund, die einem armen Mann
alle Türen offen soll. John Landis Kassenerfolg "Die Glücksritter" hat
den Stoff im Jahr 1983 modern aufgepeppt. Ronald Neames Variante ist
sehr nostalgisch - kein Wunder, denn die Geschichte spielt im Jahr 1903
in London, also kurz nach dem Tod von Königin Viktoria und in der
Regentschaft ihres Nachfolgers Eduard VII.
In dieser Zeit strandet der amerikanischen Seemann Henry Adams
(Gregory Peck) mittellos in der britischen Hauptstadt und gerät in eine
dubiose ungewöhnliche Wette zwischen zwei schwerreichen, exzentrischen
Brüdern, Oliver (Ronald Squire) und Roderick Montpelier (Wilfrid
Hyde-White). Die beiden Brüder haben die Bank von England überreden
können eine Banknote mit einer Million Pfund herauszugeben, die sie
Henry Adams in einem Umschlag übergeben, nachdem sie vom Fenster aus die
Passanten beobachtet haben, die dort vorbeiliefen. Und der Seemann
Henry Adams hat einen besonders bedürftigen Eindruck hinterlassen, so
dass er für das Experiment der Brüder auserwählt wurde. Oliver behauptet
nämlich, dass die bloße Existenz der Banknote es ihrem Besitzer
ermöglichen müsste, sich alles zu beschaffen, was er braucht, ohne dafür
auch nur einmal bezahlen zu müssen. Roderick ist da gegenteiliger
Meinung, er glaubt auch nicht daran, dass diese Banknote ihrem Besitzer
zu Wohlstand und Glück verhilft. Adams ist zwar skeptisch - er nimmt
aber den Umschlag an sich, den er erst um 14 Uhr öffnen darf und keine
Sekunde früher. Die Brüder signalsieren dem Seemann jedoch, dass der
Inhalt etwas Geld enthält. So geht der hungrige Adams in ein Lokal und
bestellt erst einmal ein üppiges Menü, dass ihm so gut schmeckt, dass er
das Gleiche nochmals bestellt. Inzwischen sind auch die Wirtsleute
misstrauisch. Kann der Mann, der einen armen Eindruck macht, tatsächlich
auch das bezahlen, was er gerade aufgegessen hat. Um 14 Uhr sitzt Adams
immer noch in der Kneipe und der Wirt wartet auf die Zahlung der
Rechnung. Als er den Umschlag öffnet, traut er seinen Augen nicht und
zeigt dem Wirt und den Restaurantbesuchern überrascht diese Million
Pfund Note. Sofort ändert sich das Verhalten aller Leute. Es könnte
sein, dass Oliver mit seiner Einschätzung tatsächlich richtig liegt.
Denn auch beim Schneider herrscht zunächst Skepsis und in dem Moment, in
dem die Geldnote präsentiert wird, behandelt man Henry Adams wie einen
König. Er muss auch fürs Hotel nichts bezahlen, für die Besitzer ist es
Prestige genug, dass der Millionen Pfund Mann in ihrem Haus abgestiegen
ist. Henry lernt auch auf einem der zahlreichen Empfänge die hübsche
Portia Lansdowne (Jane Griffiths) kennen...
Die erste Verfilmung des Stoffes wurde in Deutschland im Jahr 1927
realisiert. Regie führte Harry Piel, der auch die Hauptrolle spielte,
gemeinsam mit Henrik Galeen. Mit viel Ironie werden die seltsamen
Verhaltensweisen der Menschen und ihre Hörigkeit zum Geld offengelegt.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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