Freitag, 23. Juli 2021

The Lodger


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Alfred Hitchcock

Der Untermieter...

In seinem 1941 entstandenen Thriller "Verdacht" hatte Alfred Hitchcock das Problem, dass die Produzenten darauf bestanden, am Ende des Films den vermeintlichen Schurken Cary Grant als liebender, treusorgender Ehemann von Joan Fontaine zu präsentieren. Dabei wäre der Film mit Grant als Bösewicht vielleicht noch besser geworden. Doch man befürchtete, dass das Publikum ihn nicht als fiesen Mörder akzeptieren würde. Fünf Jahre zuvor hatte Hitch das gleiche Problem. In seinem Stummfilm "The Lodger" wollte er den Mieter Jonathan Drew am Ende als Serienkiller entlarven. Doch auch damals waren die Geldgeber dagegen. Denn als Hauptdarsteller war der schöne und sanfte Ivor Novello verpflichtet worden. Ein junger Mann, der in seiner ersten Szene mit einem Schal vor dem Gesicht vor dem Haus der Buntings klingelt. Er sieht so sehr unheimlich aus, aber sobald er seinen Schal abgenommen hat, war er laut den Produzenten als Meuchelmörder kaum mehr vorstellbar. So wurde auch hier dem Meister des Suspence ein HappyEnd aufgezwungen, wo dieses Ende alles in allem nicht ganz unlogisch ist. Hitchcock hätte seinen Film aber lieber so beendet, dass der Kinogänger im Unklaren bleibt, ob der junge Mann unschuldig ist oder nicht. Der Film entstand nach dem gleichnamigen Roman von Marie Belloc Lowndes und war inspiriert von den Jack the Ripper Morden in London und man merkt dem Film an, dass sich der Regisseur noch stark vom deutschen Expressionismus beeinflussen ließ. Der Film ist durchweg stumm, aber die Zwischentitel sind auf den Punkt genau gewählt und das Talent des visuellen Geschichtenerzählens ist allseits präsent. Natürlich überrascht uns Hitch auch mit ungewöhnlichen Kameraeinstellungen und sein Umgang mit Licht und Schatten. In der ersten Szene sieht man eine schreiende Frau mit leuchtendem hellen Haar. Sie wird das siebte Opfer eines perversen Serienmörders sein, der sich "The Avenger" nennt und immer am Dienstagabend in einem bestimmten Londoner Viertel zuschlägt. Es sind ausschließlich blonde Frauen, die er tötet. Zur selben Zeit zieht bei den Buntings (Marie Ault und Arthur Chesney) ein neuer Untermieter (Ivor Novello) ein, der etwas seltsam und unheimlich wirkt. Er möchte auch, dass die Bilder und Malereien von blonden Frauen in seinem Zimmer entfernt werden. Daisy Bunting (June Tripp) ist die Tochter des Hauses und der junge Detective Joe Chandler (Malcolm Keen) ist ständiger Gast im Haus. Der junge Polizist ist verliebt in Daisy, doch die lehnt seine Anträge und Avancen immer ab. Joe ist jedoch hartnäckig und will nicht so schnell aufgeben, ausserdem ist er sofort eifersüchtig auf den neuen Mieter, da er das Gefühl hat, dass Daisy diesen sonderbaren Kerl nicht unattraktiv findet. Bald verstärkt sich sein Verdacht...




Hitch präsentiert dem Zuschauer eine atmosphärische Schilderung des Milieus in diesem Viertel. Nebenverhangene Straßen und Gassen, immer mit einer latenten Bedrohung, denn der Killer wird bald wieder zuschlagen. Am Ende formiert sich der kleine Mann von der Straße noch zu einer wütenden Menge, die sich zum Lynchmob entwickeln könnte




Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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