Regie: Mark Robson
Abgründe in der kleinen Stadt...
Nach dem Enthüllungsroman "Peyton Place" entstand 1957 der gleichnamige Film des kanadischen Regisseurs Mark Robson, der mit bereits mit Filmen wie "Die Brücke von Toko-Ri" und "Schmutziger Lorbeer" einen Namen machen konnte. "Peyton Place" (deutscher Titel: Glut unter der Asche" wurde ein riesiger Filmerfolg in besagtem Jahr - lediglich das Kriegsepos "Die Brücke am Kwai" von David Lean hatte noch mehr Zuschauer. Insgesamt spielte der Film weltweit ca. 25 Millionen Dollar ein. Ein Teil dieses Erfolgs hatte der Film auch noch seiner Hauptdarstellerin Lana Turner zu verdanken, die zur gleichen Zeit in den Medien extrem präsent war: Ihre Tochter Cheryl hatte Turners missbräuchlichen Freund Johnny Stompanato während eines häuslichen Kampfes getötet. Das Gericht sprach das Mädchen frei, doch die Klatschpresse berichtete fleißig weiter. "Peyton Place" ist eine fiktive Kleinstadt in Neuengland, die Geschichte spielt in den Jahren um den Zweiten Weltkrieg. Ein ruhige äussere Fassade soll aber nicht täuschen, denn hinter dieser Oberfläche gibts reichlich Skandale, einen Mord, einen fiesen Selbstmord, Inzest, häusliche Gewalt, sexueller Mißbrauch einer Minderjährigen, abtreibung, Trunksucht, uneheliche Schwangerschaft und alles wird begleitet von einer moralischen Heuchelei der Mitbürger. Diese Begebenheiten erinnern sehr stark an David Lynchs Meisterwerk "Blue Velvet" - möglicherweise wurde Lynch von der dramatischen Seifenoper "Peyton Place" enorm beeinflusst. Vielleicht hat Mark Robsons Film auch einen gewissen Einfluss auf zukünftige Produktionen in Hollywood gehabt. Die Macher entdeckten, dass das Aufbrechen von gewissen Tabus auch üppigere Kinokassen bedeutet, damit war der damalige Production Code in Frage gestellt. Die Themen wurden danach offener. Abgründe in der Kleinstadt - davon gibt es in Peyton Place mehr als genug. Der Säufer Lucas Cross (Arthur Kennedyy) hat gerade seinen Stiefsohn Paul (William Lundmark) durch seine Aggressionen und seiner Gewalt aus dem Haus vertrieben. Seine Frau Nellie (Bettie Field) arbeitet als Haushälterin für Constance "Connie" MacKenzie (Lana Turner), der das Bekleidungsgeschäft in der Stadt gehört. Die Töchter beider Familien - Allison MacKenzie (Diane Varsi) und Selena Cross (Hope Lange) sind beste Freundinnen und werden bald die Highschool mit einem Abschluß verlassen. Während die MacKenzies ein gut bürgerliches Leben mit Privilegien führen, ist die Famile Cross mittellos. In die selbe Klasse gehen auch der schüchterne und stille Norman Page (Russ Tamblyn), der attraktive Unternehmersohn Rodney Harrington (Barry Coe), dessen selbstbewusste und oberflächlich wirkende Freundin Betty Anderson (Terry Moore) und Selenas Schwarm Ted Carter (David Nelson). Sex ist ein Tabuthema für die Teenager. Sie stehen unter ständiger Beobachtung der braven, sittsamen Bürger, die nichts anderes zu tun haben, als den moralischen Kompass aufrechtzuerhalten. Es wird viel getratscht im Städtchen. Am College sollte eigentlich Miss Elsie Thornton (Mildred Dunnock) neue Rektorin werden, aber vielen passt ihre Freundlichkeit nicht. Obwohl die Lehrerin bei den Schülern extrem beliebt ist, wird für diesen Posten ein Mann von ausserhalb vorgezogen. Aber auch der neue Rektor Michael Rossi (Lee Philips) ist ein liberaler Geist, der sogar Sexualkundeunterricht an der Schule einführen will. Das geht den braven Bürgern aber dann doch zu weit. Der gute Geist der Stadt ist der Mediziner Dr. Matthew Swain (Lloyd Nolan), dem später noch eine Schlüsselrolle in der Geschichte zuteil wird. Aber vorerst laufen die Uhren im beschaulichen Städtchen noch sehr ruhig, obwohl es bereits brodelt...
"Glut unter der Asche" ist Soap, aber ein sehr gut gespielte, zu keiner Zeit kommt in den 157 Minuten Laufzeit Langeweile auf, denn immer passiert etwas. Grandios ist die Kameraarbeit von William C. Mellor, der einige Jahre früher für seine Leistung in George Stevens "Ein Platz an der Sonne" mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Auch sein zweiter Oscar hatte er Stevens und dem Film "Das Tagebuch der Anne Frank" zu verdanken. Für die wunderbaren idyllischen Bilder in "Peyton Place" wurde er immerhin nominiert. Insgesamt kam der Film auf 9 Nominierungen, doch am Abend der Oscarverleihung konnte kein einziger Sieg eingefahren werden. So gingen die Darsteller Lana Turner, Russ Tamblyn, Arthur Kennedy, Diane Varsi, Hope Lange (sie waren alle nominiert) sowie Kameramann Mellor, Regisseur Robson und Drehbuchautor John Michael Hayes leer aus. Auch als "bester Film" hatte Producer Jerry Wald das Nachsehen - der Sieg ging an "Die Brücke am Kwai.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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