Regie: John Ford
Massaker...
In "Bis zum letzten Mann" geht es um Legendenbildungen, die auf
Lügen oder Unwahrheiten basieren. Dies kommt besonders in der
Schlusszene zur Geltung, die in der deutschen Fassung (nur 90 Minuten
lang und daher in gravierender Weise verstümmelt) leider nicht gezeigt
wird. Eine Szene, in der der überforderte Befehlshaber
Kavallerieoffizier Owen Thursday (Henry Fonda) als Held der Nation
verklärt wird. Dabei wird die bittere Wahrheit verschwiegen, dass dessen
fragwürdiger Befehl (Indianer angreifen, obwohl von deren Seite Friede
signalisiert wird) vielen Soldaten seiner Kompanie den sinnlosen
Heldentod bringt. Dem Verursacher eines widerlichen Massakers wird diese
Legendenbildung als tapferer Held angedichtet. John Wayne als Captain
Kirby York weiß es besser, aber er hält seinen Mund und bescheinigt
seinem verstorbenen Vorgesetzten den Mut großer Helden.
Diese
Szene nahm Ford dann einige Jahre später in seinem Alterswerk "Der
Mann, der Liberty Valance erschoß" wieder auf. Die so ruhmreiche Nation
Amerika schöpft aus Heldengeschichten, die sich in Wahrheit ganz anders
zugetragen haben. Aber diese Tatsachen taugen nicht um eine Nation zu
stärken. So nimmt John Ford - der große Chronist der amerikanischen
Pioniertage - eine kritische Haltung dazu ein. In einem Interview gab er
auch mal zu, dass er schon immer auf der Seite der Indianer war - in
diesem Film aus dem Jahr 1948 ist das gut zu erkennen und somit war "Bis
zum letzten Mann" seiner Zeit voraus, denn erst einige Jahre später
sollten weitere Western entstehen, die einen positiven Blick auf die
Ureinwohner zuliessen. "Fluch des Blutes" der Noir Western von Anthony
Mann etwa oder der berühmte James Stewart Film "Der gebrochene Pfeil"
von Delmer Daves.
Die DVD enthält zum Glück auch die
amerikanische Originalfassung (mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln)
und in dieser Fassung erkennt man auch die Qualitäten dieses
Kavalleriewestern als unvergessliches Meisterwerk.
In der
einen oder anderen Szene ist der Film natürlich auch patriotisch
angehaucht und verklärt das Militär. Kein Wunder, denn für Ford waren
das reine Auftragsarbeiten - umso mutiger, dass er im Laufe der Handlung
des Films, der im Original "Fort Apache" heißt, einen so kritischen,
bitteren und galligen Kommentar zum Militär abgibt.
Die
Geschichte spielt kurz nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. Obwohl
Captain Kirby York (John Wayne) ein guter Mann für den Posten als
Befehlshaber des abgelegenen Fort Apache, irgendwo im Südwesten der USA,
wäre, wird der Kavallerieoffizier Owen Thursday (Henry Fonda), im
Bürgerkrieg zum General aufestiegen und danach zum Oberstleutnant
degradiert, für diesen Posten ausgewählt. Thursday fasst diese
Entscheidung als Demütigung an und betrachtet diese Aufgabe nur als
Zwischenstation für seine hoffentlich weiter fortschreitende
Militärkarriere. Aber er weiß auch, dass nur ein prestigeträchtiger Sieg
diese Beförderungen Wirklichkeit werden lassen. So könnte er ein Sieg
über die Indianerstämme erringen, die sich mehr und mehr kriegerisch
geben. Doch der Mann, der mit seiner hübschen Tochter Philadephia
(Shirley Temple) im Fort ankommt, versteht es sehr schnell sich durch
seine steife und arrogante Art bei den Soldaten unbeliebt zu machen. Er
hat trotz Kriegserfahrung wenig Ahnung vom Umgang mit den Indianer, die
er für ungebildete Wilde hält und York hält ihn für einen inkompetenten
und egozentrischen Besserwisser. Auch die beginnende Liebe seiner
Tochter zu Lieutenant Michael O´Rourke (John Agar) ist ihm ein Dorn im
Auge, er hält den Mann nicht gut genug für seine Tochter. Schließlich
ist dessen Vater (Ward Bond) lediglich ein Sergeant. So sind zukünftig
Konfikte zu erwarten. York gelingt es das Vertrauen des Häutpling
Cochise (Miguel Inglan) zu gewinnen, der sich bereit erklärt Frieden zu
wollen und einem Treffen mit Thursday zustimmt. Dieser ist aber nicht an
Frieden interessiert, sondern gefällt sich in der Rolle des
unschlagbaren Militärstrategen und lässt die friedliche Situation
sinnlos eskalieren. Was folgt ist der Kampf zwischen seinem Bataillon
und einer Überzahl von Indianern, die Soldaten werden abgeschlachtet.
Nur Thursday und einige seiner Männer überleben das Massaker...
Die
Ereignisse in "Fort Apache" sind an die Schlacht am Little Big Horn
angelehnt. Strategische Fehleinschätzungen und eine masslose
Überheblichkeit des Verantwortlichen General Custer führte zum
vernichtenden Schlag und zum Sieg der Rothäute. Dabei führt Thursday
auch seinen besten Mann York hinters Licht, den zu ihm hatte Häuptling
Cochise Vertrauen. John Ford beleuchtet nicht nur die fragwürdigen
Männer, die zu Helden aufgestiegen sind, sondern auch die psychischen
Veränderungen, die in den Männern ausgelöst wurde, wenn sie Macht
erlangen konnten. Von allen drei Kavalleriefilmen Fords ist "Bis zum
letzten Mann"sicherlich der Beste.
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