Donnerstag, 18. Februar 2016

Bis zum letzten Mann



Regie: John Ford

Massaker...

In "Bis zum letzten Mann" geht es um Legendenbildungen, die auf Lügen oder Unwahrheiten basieren. Dies kommt besonders in der Schlusszene zur Geltung, die in der deutschen Fassung (nur 90 Minuten lang und daher in gravierender Weise verstümmelt) leider nicht gezeigt wird. Eine Szene, in der der überforderte Befehlshaber Kavallerieoffizier Owen Thursday (Henry Fonda) als Held der Nation verklärt wird. Dabei wird die bittere Wahrheit verschwiegen, dass dessen fragwürdiger Befehl (Indianer angreifen, obwohl von deren Seite Friede signalisiert wird) vielen Soldaten seiner Kompanie den sinnlosen Heldentod bringt. Dem Verursacher eines widerlichen Massakers wird diese Legendenbildung als tapferer Held angedichtet. John Wayne als Captain Kirby York weiß es besser, aber er hält seinen Mund und bescheinigt seinem verstorbenen Vorgesetzten den Mut großer Helden.
Diese Szene nahm Ford dann einige Jahre später in seinem Alterswerk "Der Mann, der Liberty Valance erschoß" wieder auf. Die so ruhmreiche Nation Amerika schöpft aus Heldengeschichten, die sich in Wahrheit ganz anders zugetragen haben. Aber diese Tatsachen taugen nicht um eine Nation zu stärken. So nimmt John Ford - der große Chronist der amerikanischen Pioniertage - eine kritische Haltung dazu ein. In einem Interview gab er auch mal zu, dass er schon immer auf der Seite der Indianer war - in diesem Film aus dem Jahr 1948 ist das gut zu erkennen und somit war "Bis zum letzten Mann" seiner Zeit voraus, denn erst einige Jahre später sollten weitere Western entstehen, die einen positiven Blick auf die Ureinwohner zuliessen. "Fluch des Blutes" der Noir Western von Anthony Mann etwa oder der berühmte James Stewart Film "Der gebrochene Pfeil" von Delmer Daves.
Die DVD enthält zum Glück auch die amerikanische Originalfassung (mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln) und in dieser Fassung erkennt man auch die Qualitäten dieses Kavalleriewestern als unvergessliches Meisterwerk.
In der einen oder anderen Szene ist der Film natürlich auch patriotisch angehaucht und verklärt das Militär. Kein Wunder, denn für Ford waren das reine Auftragsarbeiten - umso mutiger, dass er im Laufe der Handlung des Films, der im Original "Fort Apache" heißt, einen so kritischen, bitteren und galligen Kommentar zum Militär abgibt.
Die Geschichte spielt kurz nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. Obwohl Captain Kirby York (John Wayne) ein guter Mann für den Posten als Befehlshaber des abgelegenen Fort Apache, irgendwo im Südwesten der USA, wäre, wird der Kavallerieoffizier Owen Thursday (Henry Fonda), im Bürgerkrieg zum General aufestiegen und danach zum Oberstleutnant degradiert, für diesen Posten ausgewählt. Thursday fasst diese Entscheidung als Demütigung an und betrachtet diese Aufgabe nur als Zwischenstation für seine hoffentlich weiter fortschreitende Militärkarriere. Aber er weiß auch, dass nur ein prestigeträchtiger Sieg diese Beförderungen Wirklichkeit werden lassen. So könnte er ein Sieg über die Indianerstämme erringen, die sich mehr und mehr kriegerisch geben. Doch der Mann, der mit seiner hübschen Tochter Philadephia (Shirley Temple) im Fort ankommt, versteht es sehr schnell sich durch seine steife und arrogante Art bei den Soldaten unbeliebt zu machen. Er hat trotz Kriegserfahrung wenig Ahnung vom Umgang mit den Indianer, die er für ungebildete Wilde hält und York hält ihn für einen inkompetenten und egozentrischen Besserwisser. Auch die beginnende Liebe seiner Tochter zu Lieutenant Michael O´Rourke (John Agar) ist ihm ein Dorn im Auge, er hält den Mann nicht gut genug für seine Tochter. Schließlich ist dessen Vater (Ward Bond) lediglich ein Sergeant. So sind zukünftig Konfikte zu erwarten. York gelingt es das Vertrauen des Häutpling Cochise (Miguel Inglan) zu gewinnen, der sich bereit erklärt Frieden zu wollen und einem Treffen mit Thursday zustimmt. Dieser ist aber nicht an Frieden interessiert, sondern gefällt sich in der Rolle des unschlagbaren Militärstrategen und lässt die friedliche Situation sinnlos eskalieren. Was folgt ist der Kampf zwischen seinem Bataillon und einer Überzahl von Indianern, die Soldaten werden abgeschlachtet. Nur Thursday und einige seiner Männer überleben das Massaker...



Die Ereignisse in "Fort Apache" sind an die Schlacht am Little Big Horn angelehnt. Strategische Fehleinschätzungen und eine masslose Überheblichkeit des Verantwortlichen General Custer führte zum vernichtenden Schlag und zum Sieg der Rothäute. Dabei führt Thursday auch seinen besten Mann York hinters Licht, den zu ihm hatte Häuptling Cochise Vertrauen. John Ford beleuchtet nicht nur die fragwürdigen Männer, die zu Helden aufgestiegen sind, sondern auch die psychischen Veränderungen, die in den Männern ausgelöst wurde, wenn sie Macht erlangen konnten. Von allen drei Kavalleriefilmen Fords ist "Bis zum letzten Mann"sicherlich der Beste.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen