Regie: Nicholas Ray
Grundlose Rebellion ?
"Denn sie wissen nicht, was sie tun" heißt im Original "Rebel
without a Cause" und lässt sich wortwortlich mit "Rebell ohne Anlaß"
übersetzen. Damit nimmt der Originaltitel Bezug auf die Jugendlichen der
50er Jahre Generation und ihre Probleme. Gerade aus den Teenagern der
ganz gut betuchten Mittelschicht entstand diese Kultur der Halbstarken
sowohl in den Staaten als auch weltweit. Obwohl die Eltern ihren Kids
Motorräder und Autos kaufen konnten und der Status gesichert schien
blieb eine Leere in den Köpfen dieser Teenies. Diese Halbstarken fuhren
in Gangs, suchten Anerkennung in Schlägereien und hatten auch einen
immensen Alkoholverbrauch. Die Schuld gab man den Eltern, der
Gesellschaft und den bestehenden Normen. Irgendwo hatte man das Gefühl
ausbrechen zu wollen...es war die Zeit des RocknRoll, die Entstehung von
Jugendkulturen und eines immer größer werdenden Generationenkonfliks.
Der deutsche Verleihtitel "Denn sie wissen nicht, was sie tun" ist da
offensichtlich etwas zweideutiger, denn die Frage stellt sich irgendwann
wirklich auf wen dieser Bibelvers passt: Auf die unverstandenen
Jugendlichen oder auf die nicht verstehenden Eltern. Oder gar auf Beide ?
Regisseur Nicholas
Ray wollte mit "denn sie wissen nicht, was sie tun" einen sozialen
Kommentar in diese Debatte hineinbringen und am Ende dieser Nacht, die
er hier zeigt, steht auch die Frage im Raum, ob dieser Rebell wirklich
keinerei Anlaß hat gegen die Lebensweise der Eltern zu protestieren. Vor
allem aufgrund seines Hauptdarstellers James Dean gelang ihm aber noch
viel mehr: Er schuf einen unvergessenen Film, der filmhistorisch nicht
nur als einer der ersten Jugendfilme gilt, sondern auch sicherlich einer
der ganz wichtigen Hollywood Meilensteine der 50er Jahre darstellt.
Los
Angeles: Teenager Jim Stark (James Dean) wird in der Nacht von der
Polizei in einem erheblich alkoholisierten Zustand auf der Straße
aufgegriffen. Dort wartet er auf seine Eltern, die ihn abholen sollen.
Er redet mit Inspektor Ray Fremick (Edward Platt) über seine
Empfindungen und auch seine massiven Aggressionen. Am liebsten würde er
sich einsperren lassen. Auf dem Revier trifft er auch auf die hübsche
Judy (Natalie Wood), die Trouble mit ihrem Vater hat und auf den
sensiblen John Crawford (Sal Mineo), der sich Plato nennt und dem Jim
sein Jacket anbietet, weil er glaubt, dass der Junge friert. Jim ist
erst vor kurzem hierher gezogen, weil es am vorigen Wohnort wie so oft
Schlägereien gab und die Eltern dann den Umzug vorzogen, damit sie nicht
ins Gerede kommen. Seinen Vater (Jim Backus) empfindet er als Feigling,
da dieser zu sehr unter der Fuchtel der dominanten Mutter (Ann Doran)
und deren Mutter Oma Stark (Virginia Brissac) steht. Er will nie so
werden wie sein Vater. Seine Eltern holen ihn ab. Am nächsten Tag steht
der erste Schultag bevor. Er ist angenehm überrascht als er die junge
Judy aus dem Nachbarhaus kommen sieht und versucht mit der Nachbarin ins
Gespräch zu kommen. Als er sie fragt, ob er sie mit dem Auto zur Schule
fahren soll, lehnt sie ab...denn sie wird von ihrer Clique abgeholt.
Der Neue fällt auch an der Dawson Highschool sofort auf und er scheint
nicht der einzige Teenager zu sein, der ein unbefriedendes Leben zu
Hause führt. Bandenchef Buzz Gunderson (Corey Allen) sucht Streit und
fordert ihn zu einer Messerstecherei heraus. Doch Jim bleibt vorerst
besonnen. Da der andere ihn aber mit dem Ausdruck "Hasenfuß" provoziert,
willigt er in eine gefährliche Mutprobe ein. Am Abend soll an der Küste
ein s.g. "Chicken Run" stattfinden. Dabei sollen die Kontrahenten -
Buzz un Jim - jeweils in einem gestohlenen Wagen auf eine Klippe
zurasen. Wer zuerst aus dem Auto springt, der ist feige. Obwohl Buzz
kurz vor dem Rennen dem Neuling sogar sagt, dass er ihn irgendwie nett
findet, kommt es zu dieser Mutprobe. Doch Buzz bleibt mit dem
Jackenärmel am inneren Türgriff hängen. Sein Auto stürzt die Klippen
runter und geht sofort in Flammen auf. Er soll aber nicht das Einzige
Opfer der Ereignisse sein....
aber immerhin kommen sich
Jim und Judy näher. Aber im zweiten Part der Geschichte nimmt "Plato"
einen Hauptpart ein. Der Junge himmelt seinen neuen Mitschüler an und
hat aufgrund des Verlustes über seine Eltern auch hochaggressive
psychopathische Anteile in sich. Nicholas Ray legt zunächst diese Figur
eindeutig homosexuell an, obwohl der Hays Code damals solche Themen
offiziell verbot. Somit konnte diese Neigung im Film nur subtil
angedeutet werden, wie etwa durch kleine, scheinbar unbedeutende
Details: Zum Beispiel öffnet Plato, sehr glaubwürdig von Sal Mineo
gespielt, einmal seinen Schulspint und der Zuschauer sieht dort ein Foto
von Alan Ladd hängen. Dort wo normalerweise bei anderen Jungs Pin-up
Fotos von Rita Hayworth oder Marilyn Monroe hängen. Legendär ist die
Autorennen-Szene, etwa dann wenn Natalie Wood mit den Händen ein Zeichen
gibt, die Kamera dann ganz nah an sie heran fährt und der Zuschauer
dann in der nächsten Szene die beiden Autos auf die Schlucht zufahren
sieht. Bilder, die Kinogeschichte schrieben - wie auch der
Hauptdarsteller James Dean, der durch seinen frühen Tod, einige Monate
nach "denn sie wissen nicht, was sie tun" nur noch einen weiteren Film
drehen sollte. Aber auch dadurch zu einem der ganz großen Mythen und
Legenden des Kinos aufstieg. Für viele Generation blieb er die
Symbolfigur des aufmüpfigen und rebellischen Jugendlichen, der sich
gegen die gängigen Normen auflehnt. Der Film erhielt 3
Oscarnominierungen: Beste Nebendarsteller Sal Mineo und Natalie Wood
sowie beste Originalstory.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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