Regie: Anthony Mann
Auf der Suche nach dem Mörder...
Leider wurde "Der Mann aus Laramie" aus dem Jahr 1955 zur letzten
gemeinsamen Arbeit von Regisseur Anthony Mann und seinem Hauptdarsteller
James Stewart. Erstmalig nutzte Mann dabei das Cinemascope Verfahren.
Damit sahen die herrlichen Landschaftsaufnahmen in Technicolor, die man
schon in "Meuterei am Schlangenfluß", "Nackte Gewalt" und in "Über den
Todespass" bewundert konnte noch großartiger aus. Leider kam es bei dem
nächsten geplanten Projekt "Die Uhr ist abgelaufen" zum Bruch zwischen
Mann und Stewart. Filmhistorisch kann man aber auf fünf der besten
Western der Filmgeschichte blicken, der mit dem noch in düsteren schwarz
weiß Bildern gedrehte "Winchester 73" begonnen hatte.
Auch
hier spielt James Stewart einen Mann, der von Rache getrieben wird. Er
hat aber diesmal keine düstere Vergangenheit vorzuweisen oder schon
einen gesellschaftlichen Bruch machen müssen...Will Lockhart (James
Stewart) wird deshalb zum Rächer, weil er den Mörder seines Bruders
sucht. Zwar wurde der von den Indianern massakriert, aber Lockhart sucht
den skrupellosen Waffenhändler, der dem Indianerstamm Repetiergewehre
verkauft hat. Durch diese frevelhaften Geschäftemacher verlor er sein
Leben. Als Captain der US-Armee aus Laramie ließ er sich auf unbestimmte
Zeit beurlauben und führt eine Warenkolonne nach New Mexiko. Dort in
der Nähe des Städtchens Coronado muss das Verbrechen geschehen sein. In
der ersten Szene erreicht er mit seinen Männern, darunter der alte
Halbindianer Charley O´Leary (Wallace Ford), dieses Schlachtfeld und
die Kamera schenkt über einen beeindruckenden Horizont. "Wir haben zwar
kaum 10 Worte während der Reise miteinander geredet, aber ich vertraue
ihnen" sagt dieser alte Trapper zu dem Mann aus Laramie, von dem er
vermutet, dass er in einer geheimen Mission unterwegs sein könnte. Im
Ort selbst lernt er die hübsche Ladenbesitzerin Barbara Waggoman (Kathy
O´Donnell) kennen, die Nichte des alten Ranchers Alec Waggoman (Donald
Crisp), dem das ganze Land und vermutlich auch die Stadt gehört. Dieser
hat einen völlig missratenen Sohn Dave (Alec Nicol), der Lockharts
Maulesel tötet und die Wagen in Brand steckt, als dieser ausserhalb der
Stadt Salz aufladen will. Alecs Vorarbeiter Vic Hansboro (Arthur
Kennedy) kommt in letzter Sekunde dazu und kann Dave bändigen. Er
empfielt dem Fremden aber so schnell wie möglich wieder die Stadt zu
verlassen. Der alte Alec Waggoman begleicht Lockharts Schaden und gibt
ebenfalls zu verstehen, dass Fremde hier in Coronado nicht willkommen
sind. Der indianische Angestellte (John War Eagle) von Barbara, die mit
Vic liiert ist, aber auch mit Will ein bisschen flirtet, benimmt sich
auch reichlich verdächtig und ein anderer Mann (Jack Elam) beobachtet
Will, der immer mehr in die Nähe der Waffenhändler rückt. Mit Kate
Canaday (Aline MacMahon), der resoluten Nachbarin von Waggoman, findet
er immerhin eine Verbündete...
Einmal mehr begeistert Anthony
Mann mit dieser beleibten Geschichte eines Mannes, der von irgendwoher
kommt und am Ende auch wieder irgendwohin geht, einer der verzweifelt
seinen inneren Frieden versucht mit dem Rachegedanken zu stillen. Diesen
Typus hat James Stewart immer genial gespielt. Er ist als Will Lockhart
ein ruhiger und besonnener Westernheld, der keinen Streit sucht und
sich friedlich umsieht. Aber wenn er bedroht ist, wird er zum
gefährlichsten Mann des Wilden Westens. Unvergessen die Szene, in der
James Stewart von zwei Cowboys festgehalten wird, während ihm Alex Nicol
als Dave die Hand durchschießt. Das Geheimnis des Erfolgs liegt auch in
der guten Besetzung von Stewarts Widersachern. Da wäre einmal ein
übergroßer Patriarch, gespielt von Donald Crisp (So grün war mein Tal),
der langsam sein Augenlicht verliert und an seinem ichschwachen Sohn
verzweifelt. Immer wieder wird er von dem gleichen bösen Traum geplagt,
das ein Mann in die Stadt kommt, der seinen Dave dann erschießt. In
Lockhart meint er diesen Mann aus seinem Traum zu erkennen. Auch Arthur
Kennedy als Vic ist wie bereits schon in "Meuterei auf dem
Schlangenfluß" ein für Stewart ebenbürtiger Kontrahent. Ein toller
Filmschurke, der nicht ins Schema "Nur böse" passt und auch
gefühlsorientierte Motive für sein Handeln abliefert, warum er ins
Verbrechen ableitet. Kathy O´Donnell ist wie in ihren anderen Filmrollen
bezaubernd und vielleicht ist sie am Ende ja auch frei für Will, der
vielleicht wiederkommt.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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