Regie: Gerd Oswald
Mord aus Leidenschaft...
Gerd Oswalds Film wurden immer etwas unterbewertet. Der Sohn des
Stummfilmregisseurs Richard Oswald drehte in den 50er Jahren in den USA
einige stimmige Beiträge der schwarzen Serie, bevor er Ende der 60er
Jahre auch wieder in Deutschland drehte. Seine bekanntesten Filme sind
wohl "Am Tag, als der Regen kam" und "Schachnovelle". In den USA
überzeugte vor allem "Kuß vor dem Tode" und "Das war Mord, Mr. Doyle",
für den er sogar Hollywood Legende Barbara Stanwyk in der Hauptrolle
gewinnen konnte. Sie spielt in diesem düsteren Schwarz-Weiß B-Picture
die bekannte und bei den Kollegen extrem angesehene Journalistin Kathy
Fergusan, die bei der Zeitung in San Francisco arbeitet. Sie ist eine
Frau, die weiß was sie will, ledig und emanzipiert...im Grunde das
krasse Gegenteil des damaligen Rollenverständnisses. Bei ihrer Arbeit
lernt die ca. 50jährige Frau eines Tages den ca. 10 Jahre jüngeren
Leutnant Bill Doyle (Sterling Hayden) kennen, der mit seinem Partner
Captain Charlie Aliados (Royal Dano) einen Flüchtigen verfolgt, von dem
Kathy weiß wo er sich aufhält. Sie empfindet gleich eine starke
Zuneigung zu Bill und so kommt es auch, dass sie ihn wiedertrifft.
Obwohl sie durch ihre Story ein tolles Angebot aus New York City erhält,
gibt sie ihre Karriere auf und heiratet ihren Bil. Sehr schnell merkt
die ehrgeizige Frau aber, dass ihr das Leben in der Vorstadt als
Hausfrau unglücklich macht. Erschwerend kommt hinzu, dass ihr Mann
keinerlei Ehrgeiz zu entwickeln scheint, obwohl er nach Meinung von
Kathy doch viel mehr kann als sein Vorgesetzer Aliados. Kathy ist
raffiniert genug die Karriereleiter ihres rundum zufriedenen Ehemanns
durch gewisse Initativen massiv anzukurbeln. Sie forciert einen
Autounfall mit Alice Pope (Fay Wray), der Ehefrau des Polizeiinspektors
Tony Pope (Raymond Burr), Leiter von Bills gesamter Division. Pope
scheint sofort Kathys Ambitionen zu erkennen, dennoch spielt er das
Spiel mit. So wird Kathy auch zu Alices bester Freundin. Es scheint als
ob Aliados und dessen ebenso ehrgeizige Frau (Virigina Grey) nun nur
noch 2. Geige bei den Popes spielen. Dies bleibt nicht ohne Konsequenz.
Als Kathy anonyme Briefe bekommt, die sie eines Ehebruchs mit Pope
bezichtigen, sieht ihr gutmütiger Mann Bill zum ersten Mal rot...
Doch
es kommt noch dicker. Diese Geschichte über beruflichen Ehrgeiz wird
irgendwann tatsächlich zu diesem damit verbundenen "Über Leichen gehen"
und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei spielt Barbara Stanwyk mit
Bravour diese liebende, aber dennoch skrupellose Frau, die vor nichts
zurückschreckt, um ihren Bill zu fördern. Die Karriereleiter soll
bestiegen werden und zwar ganz nach oben. Natürlich ist ein Noir aber so
angelegt, dass nach dem Höhenflug auch der Fall auf die Protagonistin
wartet, die eine grandiose Vorstellung als Femme Fatale im
Hausfrauen-Mief der 50er abgibt. Ihr zur Seite stehen mit Sterling
Hayden und Raymond Burr zwei Darsteller, die ebenfalls sehr überzeugen
können. Es gibt auch ein Wiedersehen mit King Kongs weißer Frau Fay
Wray. Im Grunde ist Stanwyks Kathy eine Art Fortsetzung zur Noir
Karrierefrau Midred Pierce. Der Film ist kurz und knapp, was aber m.E.
kein Nachteil ist. Es wird zwar vielleicht gerade Kathys Entscheidung
nur Hausfrau zu sein zu schnell abgehandelt, aber dies gibt dem Film
auch eine spannende Dynamik, die bis zum Schluß anhält. Ein bisschen
schwingt auch Sozialkritik ala Douglas Sirk mit.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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