Mittwoch, 10. Februar 2016

Stadt der Verdammten

























Regie: Allan Dwan

Menschenjagd in Silver Lode...

Allan Dwan hat mal in einem Interview gesagt, dass er sehr stolz auf "Stadt der Verdammten" (Originaltitel: Silver Lode) sei. Er hat aber gemeint, dass es kein politischer Film sei, wie oft vermutet wurde. Nicht allein wegen dem Namen des Schurken McCarthy. Vielmehr wollte er eine satirische Beschreibung einer heuchlerischen Gemeinde aufzeigen. Das Thema war, dass ein Mann aus falschen Gründen verdammt wird und dann sogar aus anderen falschen Gründen rehabilitiert wird. Die Kritiker und Fans, die in dem 1954 entstandenen Western mehr sahen, gaben vor allem auch dieses hysterische Progrom gegen die Bürger an, die dieser Hexenjäger im Nu entfesselt und die Denunzianten damit merklich fördert.
Über New York landet Dwann 1911 in der aufstrebenden Traumfabrik Hollywood. In den nächsten 7 Jahren ist er Regisseur und teilweise auch Drehbuchautor für über 200 Produktionen, meistens waren es Kurzfilme. In den Roaring Twenties gilt er als einer der größten Regisseure seiner Zeit, doch viele seiner Filme gelten leider heute als verschollen. Mit dem Siegeszug des Tonfilms verblasste sein Status als Legende, er konnte aber dennoch immer wieder Filmerfolge feiern, beispielsweise mit "Heidi" (in der Hauptrolle Kinderstar Shirley Temple) oder "Suez" (mit Tyrone Power). Dann wurde es still um ihn, ein Comeback feierte er mit dem John Wayne Kriegsfilm "Du warst unser Kamerad". Zu seinen bekannten Western neben "Stadt der Verdammten" zählen auch "Königin der Berge" und "Todesfaust".
Nirgends ist es so schön wie daheim in Kansas, im kleinen Städtchen Silver Lode. Doch der Schein trügt. Am 4. Juli, dem amerikanischen Nationafeiertag reiten mehrere Männer in eine kleine Stadt. Der Anführer von ihnen, ein gewisser McCarthy (Dan Duryea) macht einen finsteren Eindruck, auch seine Männer (u.a. Harry Carey jr, Stuart Whitman) wirken so wie Banditen. Doch McCarthy weist sich als US-Marshall aus. Er hat den weiten Weg gemacht, damit er - so wie er sagt - den Mörder seines Bruders verhaften kann, wo ihm im entfernten Discovery, California der Prozess gemacht werden soll. McCarthy will ihn Tot oder lebendig. Dieser Haftbefehl beschuldigt den unbescholtenen Farmer Dan Ballard (John Payne) der gerade an diesem Feiertag auch kurz vor seiner Trauung mit Rose Evans (Lizabeth Scott) steht, die einen reichen Vater (Moris Ankrum) hat. Roses Bruder Mitch (John Hudson) ist sein bester Freund, ebenso halten auch der Richter Cranston (Robert Warwick) oder Sehriff Wooley (Emile Meyer) große Stücke auf Dan, der allerdings erst vor 2 Jahren in der Stadt aufgetaucht ist. Er machte damals eine zerlumpten Eindruck, hatte aber 20.000 Dollar bei sich, mit denen er dann in Silver Lode ein neues Leben aufbauen konnte. Er war ehrlich und fleißig und keiner hatte in jemals über seine Vergangenheit ausgefragt. An diesem heutigen Tag holt sie ihn wieder ein. Zuerst hält beinahe der ganze Ort seine schützende Hand auf Dan, sie wollen den Marshall begleiten, weil man durch dessen Auftreten befürchtet, dass Dan den Ritt nach Californien nicht überlebt. Er soll den Mann beim Pokerspiel von hinten erschossen hat, nachdem er als Falschspieler entlarvt wurde. Dans Version ist Notwehr. Er bittet darum 2 Stunden Aufschub zu bekommen, damit er sich durch ein Telegramm entlasten kann. Doch die Stimmung wendet sich schnell gegen ihn, in der Stadt kommen schnell Klatschgeschichten auf, die von vielen Neidern erzählt werden. Als er fürchtet, dass auch Rose sich von ihm abwendet, sucht er Hilfe bei der Barsängerin Dolly (Dolores Moran), mit der mal ein Verhältnis hatte...

Nicht nur in dieser Konstellation erinnert "Stadt der Verdammten" ein bisschen an das Dreiergeflecht Gary Cooper - Grace Kelly - Katy Jurado in dem berühmten "High Noon". Auch sonst gibt es einige Ähnlichkeiten. Doch Dwan war ein Meister im Herunterkurbeln seiner Werke, er wollte immer das Budget einhalten. Und das war mit 700.000 bis 800.000 Dollar schon damals nicht besonders üppig. Produzent war Bendedict Bogeaus, der auch das vormals opulentere Drehbuch schrieb. Dwan kürzte es auf Budgetgröße, was zuerst für schlechte Stimmung sorgte und erst durch den Erfolg des Films wieder etwas harmonischer wurde. Im Endeffekt machte das Gespann viele weitere B-Pictures.
"Stadt der Verdammten" ist ein Film des Stummfilmpioniers Allan Dwan: Klar, einfallsreich, flüssig, ironisch und völlig unspektakulär. Sehr auffällig sind die durch die Fenster der Häuser gefilmten Einstellungen auf die Stadt. Dwan war einer, der auf die vertraute Architektur und Kulisse der typischen Hollywoodschen Westernstadt extrem vertraute. Dabei stand ihm meistens der exzellente Kameramann John Alton zur Verfügung, der bekannt war für seinen genialen Lichteinsatz.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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