Donnerstag, 11. Februar 2016

Getrennt von Tisch und Bett
















Regie: Delbert Mann

Menschen im Hotel...

Regiesseur Delbert Mann konnte gleich mit seinem ersten Film "Marty" einen großen Triumph erringen, denn er wurde für diese Arbeit 1956 mit einem Oscar für die beste Regiearbeit ausgezeichnet. Es folgten mit "Die Junggesellenparty", "Begierde unter Ulmen" und "Getrennt von Tisch und Bett" weitere Erfolge. Nach den beiden Doris Day Komödien "Ein Pyama für zwei" und "Ein Hauch von Nerz" wurde es allerdings etwas still um ihn.
"Separate Tables" - so der Originaltitel des starbesetzten Filmdramas basiert auf dem Theaterstück des Briten Terence Rattigan. Hauptdarsteller Burt Lancaster war neben Harold Hecht und James Hill einer der Produzenten. Zuerst war Laurence Olivier für die Regie und für eine der Hauptrollen vorgesehen, doch Olivier und Lancaster bekamen Streit. Als Folge stieg Olivier aus dem Projekt aus. Die Kritiker waren von dem theaterhaften Film sehr begeistert und auch die Kinokassen klingelten. Mit einem Einspielergebnis von 3,1 Millionen Dollar war "Getrennt von Tisch und Bett" einer der 20 erfolgreichsten Blockbuster des Kinojahres und zum Lohn gabs dann auch 7 Oscarnominierungen, von denen zwei zum Sieg führten: David Niven bekam die Trophäe als bester Hauptdarsteller und Wendy Hiller siegte in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin".
Aus heutiger Sicht wirkt die Geschichte ein bisschen altmodisch, aber dennoch hat sie Stil und kann auch durch die gelungene Ensembleleistung voll überzeugen. Auch wenn gerade die damals für ihre Darstellung hochgelobte Deborah Kerr, die ich sonst ausserordentlich schätze, als alte Jungfer mit ihrem Overacting übertreibt.
Sie ist auch gleich in der ersten Szene des Films zu sehen, die noch im Freien spielt - vor dem kleinen Hotel "Beauregard" im englischen Badeort Bournemouth. Dieses Hotel mit Pensionscharakter beherbergt in der Wintersaison eine ganze Reihe von seltsamen Eigenbrötlern oder Individualisten. Darunter der alternde Major Pollock (David Niven), der mit seiner hervorragenden Schuldbildung, mit seiner vornehmen Herkunft und vor allem mit seinem militärisch hohen Rang immer wieder etwas prahlt. Die unscheinbare und von ihrer Mutter Mrs. Railton-Bell (Gladys Cooper) stark unterdrückte sensible und extrem introvertierte Tochter Sibyl (Deborah Kerr) fühlt sich allerdings zu diesem alten Soldaten hingezogen und sie beginnen draussen in der Dunkelheit ein Gespräch, bevor sie ins Hotel hineingehen. Drinnen wartet auch schon die strenge Mutter, die den Kontakt des älteren Mannes mit ihrer "kränklichen" Tochter streng missbilligt und Sibyl daran erinnert, dass die Leute im Hotel schnell klatschen könnten. Immerhin ist die Begleiterin der beiden, Lady Gladys Matheson (Cathrin Nesbitt) nicht ganz so streng, veraltet und einengend . fügt sich aber dennoch in die Verhaltensregeln von Mrs. Railton-Bell. Das Hotel wird von der ruhigen und fleissigen Pat Cooper (Wendy Hiller) geleitet, Hausmädchen Doreen (Priscilla Morgan) ist eher unfreundlich. Doch die Stammgäste sind an alles hier gewöhnt. Der Lehrer Mr. Fowler (Felix Aylmer) fühlt sich wohl, ebenso die etwas skurrile Einzelgängerin Miss Meacham (May Hallat). Ein Student der Medizin (Rod Taylor) ist mit seiner Freundin (Audrey Dalton) unter den Gästen, vor allem Mrs. Railton-Bell ist neugierig und findet es skandalös, dass die beiden jungen unverheirateten Menschen wahrscheinlich auch zusammen ins Bett gehen. Auch der Schriftsteller John Malcolm (Burt Lancaster) ist schon lange Gast im Haus, er trinkt manchmal zuviel und bald wird der Zuschauer auch wissen warum. Er hat zwar ein Verhältnis mit Miss Cooper begonnen, doch der neue Gast Ann Shankland (Rita Hayworth) entpuppt sich als Johns Exfrau. Konflikte liegen in der Luft. Und Major Pollock ist ausserordentlich nervös und versucht die Ausgabe der Abendzeitung vor den anderen Gästen zu verstecken...



Im Grunde geht es in "Getrennt von Tisch und Bett" wie schon der Filmsong erzählt um "einsame Herzen" und um die Sehnsucht nach Liebe. Also ein kleiner Schmachtfetzen, der in einem begrenzten Raum - in eben diesem Hotel - spielt und vor allem auf gute Dialoge und eine stimmungsvolle Atmosphäre setzt. Da ist der Mann, der eigentlich Angst vor Frauen hat und Probleme bei der normalen Kontaktaufnahme hat. So sehr, dass er verzweifelt im Kino eine wildfremde Frau in plumper Art und Weise anbaggert. oder die erwachsene Frau, die aufgrund ihrer dominanten Mutter sich nicht im Leben durchsetzen kann und womöglich als alte Jungfer endet. Aber auch das Paar, dass nicht miteinander kann, aber getrennt voneinander leidet. Alle sind hier versammelt und weil jeder irgendwie neurotisch angehaucht ist, gestaltet sich das Zusammenleben im Großen und Ganzen in diesem kleinen Hotel auch relativ familiär. Da wird dann sogar am Abend noch eine Sitzung einberufen, weil einer der Gäste diesen Frieden vielleicht stören könnte. "Getrennt von Tisch und Bett" wirkt aus heutiger Sicht tatsächlich etwas altmodisch, aber im positiven Sinne.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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