Dienstag, 9. Februar 2016

Der Mann mit dem goldenen Arm














Regie: Otto Preminger

Frankies Sucht...

Frank Sinatra hat sich vor allem als Weltklassesänger und Entertainer ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Es wird dann manchmal sogar vergessen, dass er in den 50er Jahren einer der großen Filmstars war. Mit Künstlerkollegen wie Dean Martin oder Sammy Davis jr. gehörte er dem sogenannten Rat Pack an und sie machten gemeinsam Filme wie "Sieben gegen Chicago" oder "Frankie und seine Spießgesellen". Seinen ersten schauspielerischen Triumph konnte er mit der Nebenrolle in "Verdammt in alle Ewigkeit" erringen, die ihm sogar den Oscar bescherte. Dieser Klassiker von Fred Zinnemann zählt neben "Verdammt sind sie alle" von Vincente Minelli und vor allem "Der Mann mit dem goldenen Arm" von Otto Preminger zu Sinatras besten Filmen.
Das Thema des Films hieß Drogensucht und es war nicht das einzige heiße Eisen, das der österreichisch-amerikanische Filmemacher im Laufe seiner Karriere in die Hand nahm. So drehte er beispielsweise "Carmen Jones" eine Opern-Adaption mit ausschließlich afro-amerikanischen Darstellern, beschäftigte sich in "Exodus" mit der Gründung des Staates Israel oder in "Der Kardinal" mit der katholischen Kirche. Als seine besten Filme gelten "Laura" und "Anatomie eines Mordes", doch dieses 1955 gedrehte Heroin Drama ist mein persönlicher Otto Preminger Favorit.
Die düstere Geschichte spielt in einem sozial problematischen Viertel in Chicago. Dort lebt Frankie Machine (Frank Sinatra), aber aufgrund seiner kriminellen Delikte musste er sich einem sechsmonatigen Aufenthalt in einer Psychiatrie unterziehen. Therapie und Entzug statt Strafe. Und mit seiner Entlassung und momentan ohne die Droge Heroin leben zu können, kehrt er nun nach Hause zurück. Als erstes besucht er seine Stammkneipe um die Ecke und trifft seinen Freund Sparrow (Arnold Spang), dem erzählt er stolz, dass er sich in diesem Sanatorium zum Schlagzeuger hat ausbilden lassen. Frankie will nun als Musiker Geld verdienen und neu durchstarten. Doch es ist nicht so leicht. Denn auch sein Dealer Louie (Darren McGavin), vor dem ihn der Arzt in der Klinik gewarnt hat, ist auf seinen Fersen und versucht ihn wieder zu einem "Schuß" zu überreden. Einmal ist keinmal, er würde ihn sogar gratis bekommen. Auch die illegalen Pokerrunden beim Ganoven Schwiefka (Robert Strauss) wo er als der beste Kartengeber der Stadt fungierte und ihm den Namen "Mann mit dem goldenen Arm" einbrachte, sollen der Vergangenheit angehören. Allerdings ist er weiterhin unglücklich mit seiner Frau Sophia (Eleanor Parker) von allen "Zosch" genannt, die nach einem von Frankie versursachten Verkehrsunfall seit drei Jahren gelähmt im Rollstuhl sitzt. Eigentlich schlägt sein Herz schon lange für die Nachbarin Molly (Kim Novak), doch seine Schuldgefühle und die Hilflosigkeit seiner neurotischen Frau verhindert, dass er sie verlässt. So machen sich die beiden auch gleich wieder die Hölle auf Erden. Und obwohl Frankie redlich versucht seinen geraden Weg zu gehen, wird die Versuchung sich von Louie einen Schuß setzen zu lassen, immer größer...


Und so werden in diesen goldenen Arm auch wieder Drogen gespritzt. Um sich wieder aufzurappeln bleibt Frankie am Ende nichts anderes übrig als diesen kalten Entzug zu machen. Dies deutet vielleicht ein Happyend an, doch so sicher ist es nicht, auch wenn das Schlußbild einen stolzen Frankie zeigt, wie er gemeinsam mit Molly die Straßen des Viertels entlang läuft. Man hat das Gefühl, dass die Zukunft nicht leicht sein wird. Was als Charakter- und Milieustudie beginnt, gleitet irgendwann sogar in einen lupenreinen Film Noir. Dies wird dadurch erreicht, dass ein Geheimnis unentdeckt bleiben muss. Die Studiosets erinnerten mich ein bisschen an William Wylers "Sackgasse", der ja auch eine ausserordentlich atmosphärische Stimmung trotz Studiokulissen verbreiten konnte. Nicht nur Frank Sinatras Darstellung eines willensschwachen, labilen Mannes, der sich in seinen Lebenslügen verstrickt hat,  ist klasse, auch seine Co-Stars Eleanor Parker und Kim Novak glänzen in ihren Rollen. Vielleicht ist sogar Eleanor Parker als Zosch Machine der heimliche Star des Films. Hochneurotisch nervt diese Frau ihre Umgebung, doch die Persönlichkeit bleibt bis zumSchluß hoch faszinierend. Trotz einem angedeuteten Happyend bleibt am Ende genug Pessimismus übrig, um diese Momentaufnahme nicht anzuzweifeln. Was bleibt ist ein düsteres Sittenbild aus den schmutzigen Straße und Hinterhöfen. Die Musik von Elmer Bernstein passt auch großartig zu dieser Verlierer-Geschichte, dafür gabs eine Oscar-Nominierung, ebenso für Frank Sinatra als bester Hauptdarsteller und für das beste Szenenbild schwarz-weiß (Joseph C. Wright und Darrell Silvera). 


Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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